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Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.

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gleichfalls schwerlich verwundet worden/ und der Graaf von Tylli mit ganzer Gewalt nachgesezt/ auch etliche Stuk gegen die Gassen gekehret/ und loß gebrenuet: alle Rettung und Gegenwehr umsonst gewest: also daß zwischen 11. und 12 Vhr/ Mittags/ die Stadt ganz in der Käiserlichen Gewalt gewesen. Da dann mehrentheils Bürger sich nach ihren Häusern geflüchtet: die übrigen/ so noch fechten wollen/ niedergehauen worden.

Etliche/ so auf den Wällen noch gewesen/ und um Quartier gebeten/ haben es/ wiewol gar schwerlich/ und nicht von allen Soldaten erlanget. Sintemal das Pappenheimische Volk / wie auch die Wallonen/ so am allerhefftigsten gewütet/ keinem leichtlich Quartier gegeben/ sondern mit niderhauen weder Weiber noch Kinder/ so wol auf der Gassen/ als in Häusern und Kirchen verschonet: also gar/ daß auch die andern Tyllischen Völker an solcher Vnbarmher zigkeit selbsten ein Abscheu gehabt.

Wie nun endlich auch die Thor geöffnet/ und die Reuterej und Crabaten hinein gelassen worden: da ist das Plündern/ Rauben/ Mörden/ Jungfrauen und Weiber Schänden/ und andre erbärmliche Eigenschafften einer gewaltsamen Eroberung/ recht angangen/ und / ohnangesehen der von Pappenheim und andre Obristen mit blossem Degen hin und wieder geritten/ und zu schonen befohlen/ dennoch von dem unbändigen Landsknecht über alle massen erschrek- und abscheulich gehauset worden.

In der Catharinen Kirchen sind allein in drej und funffzig/ meistenttheils Weibspersonen die Köpff abgehauen/ da man sie mit gefaltenen und geschlossenen Händen tod gefunden: desgleichen auch etliche in der Geburt arbeitende Weiber von den Tyrannischen Soldaten hingerichtet worden.

Nachdem die Tyllischen etwan zwo oder drej Stund in der Sadt gewesen/ ist das Feuer / welches an underschidlichen Orten den Burgern zum Schreken (wie etliche Seribenten davor halten) damit sie keinen starken Widerstand thun könten/ angezündet worden/ mit solcher Macht aufgangen/ und so geschwind überhand genommen/ daß die Soldaten an ihrer Plünderung verhindert worden/ auch wegen grosser Hize meistentheils/ biß auf etliche Regimenter/ so den Wall besezet/ sich wiederum aus der Stadt machen müssen. Doch haben sie neben den Pferden und etlichem Vieh/ viel Weiber und Jungfrauen/ samt etlichen Mannspersonen mit sich ins Läger gefangen/ und an Ketten geschlossen geführt/ und daselbst ihren schändlichen Lust mit ihnen gebüst/ auch so gar der kleinen Mägdlein von zehen oder zwölff Jahren nicht geschonet.

Von zehen Vhren Mittags/ biß wieder zehen zu Nachts/ ist die ganze Stadt/ durchaus abgebrandt/ nnd biß auf 139. Häuser/ eingeäschert/ ohne etliche wenig/ an dem Thum / und unser lieben Frauen Kloster/ welche beede Kirchen noch vom Feuer unversehrt geblieben. Doch wäre es um das Kloster sehr gefährlich gestanden/ wann nicht die Münche etliche hundert Soldaten dar zu bestellet/ die dem Feuer mit ganzer Gewalt abwehren und leschen müssen.

Folgenden Tags sind bald des Morgens die Soldaten ausgangen/ die Keller zn visitiren und plündern/ auch davon nicht ab zu halten gewest /

gleichfalls schwerlich verwundet worden/ und der Graaf von Tylli mit ganzer Gewalt nachgesezt/ auch etliche Stuk gegen die Gassen gekehret/ und loß gebrenuet: alle Rettung und Gegenwehr umsonst gewest: also daß zwischen 11. und 12 Vhr/ Mittags/ die Stadt ganz in der Käiserlichen Gewalt gewesen. Da dann mehrentheils Bürger sich nach ihren Häusern geflüchtet: die übrigen/ so noch fechten wollen/ niedergehauen worden.

Etliche/ so auf den Wällen noch gewesen/ und um Quartier gebeten/ haben es/ wiewol gar schwerlich/ und nicht von allen Soldaten erlanget. Sintemal das Pappenheimische Volk / wie auch die Wallonen/ so am allerhefftigsten gewütet/ keinem leichtlich Quartier gegeben/ sondern mit niderhauen weder Weiber noch Kinder/ so wol auf der Gassen/ als in Häusern und Kirchen verschonet: also gar/ daß auch die andern Tyllischen Völker an solcher Vnbarmher zigkeit selbsten ein Abscheu gehabt.

Wie nun endlich auch die Thor geöffnet/ und die Reuterej und Crabaten hinein gelassen worden: da ist das Plündern/ Rauben/ Mörden/ Jungfrauen und Weiber Schänden/ und andre erbärmliche Eigenschafften einer gewaltsamen Eroberung/ recht angangen/ und / ohnangesehen der von Pappenheim und andre Obristen mit blossem Degen hin und wieder geritten/ und zu schonen befohlen/ dennoch von dem unbändigen Landsknecht über alle massen erschrek- und abscheulich gehauset worden.

In der Catharinen Kirchen sind allein in drej und funffzig/ meistenttheils Weibspersonen die Köpff abgehauen/ da man sie mit gefaltenen und geschlossenen Händen tod gefunden: desgleichen auch etliche in der Geburt arbeitende Weiber von den Tyrannischen Soldaten hingerichtet worden.

Nachdem die Tyllischen etwan zwo oder drej Stund in der Sadt gewesen/ ist das Feuer / welches an underschidlichen Orten den Burgern zum Schreken (wie etliche Seribenten davor halten) damit sie keinen starken Widerstand thun könten/ angezündet worden/ mit solcher Macht aufgangen/ und so geschwind überhand genommen/ daß die Soldaten an ihrer Plünderung verhindert worden/ auch wegen grosser Hize meistentheils/ biß auf etliche Regimenter/ so den Wall besezet/ sich wiederum aus der Stadt machen müssen. Doch haben sie neben den Pferden und etlichem Vieh/ viel Weiber und Jungfrauen/ samt etlichen Mannspersonen mit sich ins Läger gefangen/ und an Ketten geschlossen geführt/ und daselbst ihren schändlichen Lust mit ihnen gebüst/ auch so gar der kleinen Mägdlein von zehen oder zwölff Jahren nicht geschonet.

Von zehen Vhren Mittags/ biß wieder zehen zu Nachts/ ist die ganze Stadt/ durchaus abgebrandt/ nnd biß auf 139. Häuser/ eingeäschert/ ohne etliche wenig/ an dem Thum / und unser lieben Frauen Kloster/ welche beede Kirchen noch vom Feuer unversehrt geblieben. Doch wäre es um das Kloster sehr gefährlich gestanden/ wann nicht die Münche etliche hundert Soldaten dar zu bestellet/ die dem Feuer mit ganzer Gewalt abwehren und leschen müssen.

Folgenden Tags sind bald des Morgens die Soldaten ausgangen/ die Keller zn visitiren und plündern/ auch davon nicht ab zu halten gewest /

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        <p>Wie nun endlich auch die Thor geöffnet/ und die Reuterej und Crabaten hinein gelassen            worden: da ist das Plündern/ Rauben/ Mörden/ Jungfrauen und Weiber Schänden/ und andre            erbärmliche Eigenschafften einer gewaltsamen Eroberung/ recht angangen/ und /            ohnangesehen der von Pappenheim und andre Obristen mit blossem Degen hin und wieder            geritten/ und zu schonen befohlen/ dennoch von dem unbändigen Landsknecht über alle            massen erschrek- und abscheulich gehauset worden.</p>
        <p>In der Catharinen Kirchen sind allein in drej und funffzig/ meistenttheils Weibspersonen            die Köpff abgehauen/ da man sie mit gefaltenen und geschlossenen Händen tod gefunden:            desgleichen auch etliche in der Geburt arbeitende Weiber von den Tyrannischen Soldaten            hingerichtet worden.</p>
        <p>Nachdem die Tyllischen etwan zwo oder drej Stund in der Sadt gewesen/ ist das Feuer /            welches an underschidlichen Orten den Burgern zum Schreken (wie etliche Seribenten davor            halten) damit sie keinen starken Widerstand thun könten/ angezündet worden/ mit solcher            Macht aufgangen/ und so geschwind überhand genommen/ daß die Soldaten an ihrer            Plünderung verhindert worden/ auch wegen grosser Hize meistentheils/ biß auf etliche            Regimenter/ so den Wall besezet/ sich wiederum aus der Stadt machen müssen. Doch haben            sie neben den Pferden und etlichem Vieh/ viel Weiber und Jungfrauen/ samt etlichen            Mannspersonen mit sich ins Läger gefangen/ und an Ketten geschlossen geführt/ und            daselbst ihren schändlichen Lust mit ihnen gebüst/ auch so gar der kleinen Mägdlein von            zehen oder zwölff Jahren nicht geschonet.</p>
        <p>Von zehen Vhren Mittags/ biß wieder zehen zu Nachts/ ist die ganze Stadt/ durchaus            abgebrandt/ nnd biß auf 139. Häuser/ eingeäschert/ ohne etliche wenig/ an dem Thum /            und unser lieben Frauen Kloster/ welche beede Kirchen noch vom Feuer unversehrt            geblieben. Doch wäre es um das Kloster sehr gefährlich gestanden/ wann nicht die Münche            etliche hundert Soldaten dar zu bestellet/ die dem Feuer mit ganzer Gewalt abwehren und            leschen müssen.</p>
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[362/0400] gleichfalls schwerlich verwundet worden/ und der Graaf von Tylli mit ganzer Gewalt nachgesezt/ auch etliche Stuk gegen die Gassen gekehret/ und loß gebrenuet: alle Rettung und Gegenwehr umsonst gewest: also daß zwischen 11. und 12 Vhr/ Mittags/ die Stadt ganz in der Käiserlichen Gewalt gewesen. Da dann mehrentheils Bürger sich nach ihren Häusern geflüchtet: die übrigen/ so noch fechten wollen/ niedergehauen worden. Etliche/ so auf den Wällen noch gewesen/ und um Quartier gebeten/ haben es/ wiewol gar schwerlich/ und nicht von allen Soldaten erlanget. Sintemal das Pappenheimische Volk / wie auch die Wallonen/ so am allerhefftigsten gewütet/ keinem leichtlich Quartier gegeben/ sondern mit niderhauen weder Weiber noch Kinder/ so wol auf der Gassen/ als in Häusern und Kirchen verschonet: also gar/ daß auch die andern Tyllischen Völker an solcher Vnbarmher zigkeit selbsten ein Abscheu gehabt. Wie nun endlich auch die Thor geöffnet/ und die Reuterej und Crabaten hinein gelassen worden: da ist das Plündern/ Rauben/ Mörden/ Jungfrauen und Weiber Schänden/ und andre erbärmliche Eigenschafften einer gewaltsamen Eroberung/ recht angangen/ und / ohnangesehen der von Pappenheim und andre Obristen mit blossem Degen hin und wieder geritten/ und zu schonen befohlen/ dennoch von dem unbändigen Landsknecht über alle massen erschrek- und abscheulich gehauset worden. In der Catharinen Kirchen sind allein in drej und funffzig/ meistenttheils Weibspersonen die Köpff abgehauen/ da man sie mit gefaltenen und geschlossenen Händen tod gefunden: desgleichen auch etliche in der Geburt arbeitende Weiber von den Tyrannischen Soldaten hingerichtet worden. Nachdem die Tyllischen etwan zwo oder drej Stund in der Sadt gewesen/ ist das Feuer / welches an underschidlichen Orten den Burgern zum Schreken (wie etliche Seribenten davor halten) damit sie keinen starken Widerstand thun könten/ angezündet worden/ mit solcher Macht aufgangen/ und so geschwind überhand genommen/ daß die Soldaten an ihrer Plünderung verhindert worden/ auch wegen grosser Hize meistentheils/ biß auf etliche Regimenter/ so den Wall besezet/ sich wiederum aus der Stadt machen müssen. Doch haben sie neben den Pferden und etlichem Vieh/ viel Weiber und Jungfrauen/ samt etlichen Mannspersonen mit sich ins Läger gefangen/ und an Ketten geschlossen geführt/ und daselbst ihren schändlichen Lust mit ihnen gebüst/ auch so gar der kleinen Mägdlein von zehen oder zwölff Jahren nicht geschonet. Von zehen Vhren Mittags/ biß wieder zehen zu Nachts/ ist die ganze Stadt/ durchaus abgebrandt/ nnd biß auf 139. Häuser/ eingeäschert/ ohne etliche wenig/ an dem Thum / und unser lieben Frauen Kloster/ welche beede Kirchen noch vom Feuer unversehrt geblieben. Doch wäre es um das Kloster sehr gefährlich gestanden/ wann nicht die Münche etliche hundert Soldaten dar zu bestellet/ die dem Feuer mit ganzer Gewalt abwehren und leschen müssen. Folgenden Tags sind bald des Morgens die Soldaten ausgangen/ die Keller zn visitiren und plündern/ auch davon nicht ab zu halten gewest /

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Zitationshilfe: Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/400>, abgerufen am 22.11.2024.