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Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.

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Stük Weges gangen: waren sie so schwach und müd/ das sie aus den Fü[unleserliches Material]sen nicht mehr stehen kunten: derowegen gedachter Marschall ihnen Pferde bestelte/ auf welche sie geritten/ biß sie ins Königs Quartier kommen.

Als sie ungefehr hundert Schritt von seinem Losament waren: stiegen sie ab/ und ritt der Marschall mit seinen Troppen voran/ dem sie zu Fuß nachfolgten. Der Cardinal Richelieu empfieng sie vor der Thür des Königlichen Losaments/ und brachte sie zum König. Wie sie vor ihn gekommen/ fielen sie alle auf ihre Knie/ und redete einer under ihnen/ welcher ein Advocat der Stadt war/ Ihre Königl. Majest. also an:

Allergnädister König und Herr: die eine lange Zeit in einem tunklem Gefängniß gesessen / wann sie wieder heraus kommen/ können das Liecht der Sonnen ohne Verblendung nicht anschauen: desgleichen wir/ die eine so lange Zeit in den Ringmauren unser Stadt eingeschlossen gewesen/ und jezund vor Euer Königlich. Majest. erscheinen/ können deroselben Glanz nicht tragen/ sondern müssen mit niedergeschlagenen Augen uns schämen: in Betrachtung der grossen mißhandlungen/ durch welche wir Sie schwärlich beleidigt haben. Aber die grosse Gute und Miltigkeit E. Kön. Majest. die wir so offt geprüftt haben / und noch iezund spüren/ in dem sie uns so gnädig zur Audienz gelassen: gibt uns Hofnung / das E. Königl. M. uns armen/ betrübten und ausgemergelten Vnderthanen/ die wir unser grosses Verbrechen erkennen/ und von Herzen bereuen/ dasselbig verziehen/ und an stat der Straff/ die wir verdient haben/ Gnad und Barmher zigkeit einwenden werde. E. Königl. Majestet wolle dessen versichert sejn/ daß so widerspennig und halsstarrig wir vor disem gewesen: so getreu und gehorsam wir deroselben hinfüro sein werden. Vnd warum wolten E. Königl. Majest. die Stadt Rochelle nicht in Guaden anschauen/ in welcher der Herr Vatter/ Heinrich der Grosse/ eine sonderliche Treu und Affection zu seinem Dienst jederzeit befunden/ da er auch in seinen grösten Nöhten und Widerwertigkeiten seine Zuflucht gehabt? Wir bezeugen hiemit/ unterthänigst/ mit Mund und Herzen/ daß wir in dem Gehorsam/ den Euer Königl. Majest. wir schuldig sejn/ leben und sterben/ und ins künfftig uns gegen deroselben/ mit der Hülffe Gottes also erzeigen und verhalten wollen / daß sie uns/ für ihre getreuste Diener und Vnderthanen erkennen wird.

Hierauf hat der König hinwiderum also geantwotet:

GOtt wolle/ daß dise eure Rede nicht aus der Noht/ in welcher ihr jezund stekt / sondern aus einem rechtschaffenem Gemüt/ und bußfertigem Herzen herfliesse. Ich weiß wol / daß ihr alle zeit boßhafft und betrieglich gewesen/ und euer bestes gethan habt/ das Joch der Vnderthänigkeit/ die ihr mir schuldig sejd/ von euch zu schütten. Nichts destoweniger so verzeihe ich euer Rebellion/ und wo ihr hinfüro mir getreu und gehorsam sejn werdet/ solt ihr einen gnädigen Herren an mir haben: Sehet nur zu/ daß die That mit euren Worten übereintreffe.

Nach dieser Antwort ward ihnen des Königs Perdon/ samt dessen articulirten Bedingungen vorgelesen.

Stük Weges gangen: waren sie so schwach und müd/ das sie aus den Fü[unleserliches Material]sen nicht mehr stehen kunten: derowegen gedachter Marschall ihnen Pferde bestelte/ auf welche sie geritten/ biß sie ins Königs Quartier kommen.

Als sie ungefehr hundert Schritt von seinem Losament waren: stiegen sie ab/ und ritt der Marschall mit seinen Troppen voran/ dem sie zu Fuß nachfolgten. Der Cardinal Richelieu empfieng sie vor der Thür des Königlichen Losaments/ und brachte sie zum König. Wie sie vor ihn gekommen/ fielen sie alle auf ihre Knie/ und redete einer under ihnen/ welcher ein Advocat der Stadt war/ Ihre Königl. Majest. also an:

Allergnädister König und Herr: die eine lange Zeit in einem tunklem Gefängniß gesessen / wann sie wieder heraus kommen/ köñen das Liecht der Sonnen ohne Verblendung nicht anschauen: desgleichen wir/ die eine so lange Zeit in den Ringmauren unser Stadt eingeschlossen gewesen/ und jezund vor Euer Königlich. Majest. erscheinen/ können deroselben Glanz nicht tragen/ sondern müssen mit niedergeschlagenen Augen uns schämen: in Betrachtung der grossen mißhandlungen/ durch welche wir Sie schwärlich beleidigt haben. Aber die grosse Gute und Miltigkeit E. Kön. Majest. die wir so offt geprüftt haben / und noch iezund spüren/ in dem sie uns so gnädig zur Audienz gelassen: gibt uns Hofnung / das E. Königl. M. uns armen/ betrübten und ausgemergelten Vnderthanen/ die wir unser grosses Verbrechen erkeñen/ und von Herzen bereuen/ dasselbig verziehen/ und an stat der Straff/ die wir verdient haben/ Gnad und Barmher zigkeit einwenden werde. E. Königl. Majestet wolle dessen versichert sejn/ daß so widerspeñig und halsstarrig wir vor disem gewesen: so getreu und gehorsam wir deroselben hinfüro sein werden. Vnd warum wolten E. Königl. Majest. die Stadt Rochelle nicht in Guaden anschauen/ in welcher der Herr Vatter/ Heinrich der Grosse/ eine sonderliche Treu und Affection zu seinem Dienst jederzeit befunden/ da er auch in seinen grösten Nöhten und Widerwertigkeiten seine Zuflucht gehabt? Wir bezeugen hiemit/ unterthänigst/ mit Mund und Herzen/ daß wir in dem Gehorsam/ den Euer Königl. Majest. wir schuldig sejn/ leben und sterben/ und ins künfftig uns gegen deroselben/ mit der Hülffe Gottes also erzeigen und verhalten wollen / daß sie uns/ für ihre getreuste Diener und Vnderthanen erkennen wird.

Hierauf hat der König hinwiderum also geantwotet:

GOtt wolle/ daß dise eure Rede nicht aus der Noht/ in welcher ihr jezund stekt / sondern aus einem rechtschaffenem Gemüt/ und bußfertigem Herzen herfliesse. Ich weiß wol / daß ihr alle zeit boßhafft und betrieglich gewesen/ und euer bestes gethan habt/ das Joch der Vnderthänigkeit/ die ihr mir schuldig sejd/ von euch zu schütten. Nichts destoweniger so verzeihe ich euer Rebellion/ und wo ihr hinfüro mir getreu und gehorsam sejn werdet/ solt ihr einen gnädigen Herren an mir haben: Sehet nur zu/ daß die That mit euren Worten übereintreffe.

Nach dieser Antwort ward ihnen des Königs Perdon/ samt dessen articulirten Bedingungen vorgelesen.

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[342/0378] Stük Weges gangen: waren sie so schwach und müd/ das sie aus den Fü_ sen nicht mehr stehen kunten: derowegen gedachter Marschall ihnen Pferde bestelte/ auf welche sie geritten/ biß sie ins Königs Quartier kommen. Als sie ungefehr hundert Schritt von seinem Losament waren: stiegen sie ab/ und ritt der Marschall mit seinen Troppen voran/ dem sie zu Fuß nachfolgten. Der Cardinal Richelieu empfieng sie vor der Thür des Königlichen Losaments/ und brachte sie zum König. Wie sie vor ihn gekommen/ fielen sie alle auf ihre Knie/ und redete einer under ihnen/ welcher ein Advocat der Stadt war/ Ihre Königl. Majest. also an: Allergnädister König und Herr: die eine lange Zeit in einem tunklem Gefängniß gesessen / wann sie wieder heraus kommen/ köñen das Liecht der Sonnen ohne Verblendung nicht anschauen: desgleichen wir/ die eine so lange Zeit in den Ringmauren unser Stadt eingeschlossen gewesen/ und jezund vor Euer Königlich. Majest. erscheinen/ können deroselben Glanz nicht tragen/ sondern müssen mit niedergeschlagenen Augen uns schämen: in Betrachtung der grossen mißhandlungen/ durch welche wir Sie schwärlich beleidigt haben. Aber die grosse Gute und Miltigkeit E. Kön. Majest. die wir so offt geprüftt haben / und noch iezund spüren/ in dem sie uns so gnädig zur Audienz gelassen: gibt uns Hofnung / das E. Königl. M. uns armen/ betrübten und ausgemergelten Vnderthanen/ die wir unser grosses Verbrechen erkeñen/ und von Herzen bereuen/ dasselbig verziehen/ und an stat der Straff/ die wir verdient haben/ Gnad und Barmher zigkeit einwenden werde. E. Königl. Majestet wolle dessen versichert sejn/ daß so widerspeñig und halsstarrig wir vor disem gewesen: so getreu und gehorsam wir deroselben hinfüro sein werden. Vnd warum wolten E. Königl. Majest. die Stadt Rochelle nicht in Guaden anschauen/ in welcher der Herr Vatter/ Heinrich der Grosse/ eine sonderliche Treu und Affection zu seinem Dienst jederzeit befunden/ da er auch in seinen grösten Nöhten und Widerwertigkeiten seine Zuflucht gehabt? Wir bezeugen hiemit/ unterthänigst/ mit Mund und Herzen/ daß wir in dem Gehorsam/ den Euer Königl. Majest. wir schuldig sejn/ leben und sterben/ und ins künfftig uns gegen deroselben/ mit der Hülffe Gottes also erzeigen und verhalten wollen / daß sie uns/ für ihre getreuste Diener und Vnderthanen erkennen wird. Hierauf hat der König hinwiderum also geantwotet: GOtt wolle/ daß dise eure Rede nicht aus der Noht/ in welcher ihr jezund stekt / sondern aus einem rechtschaffenem Gemüt/ und bußfertigem Herzen herfliesse. Ich weiß wol / daß ihr alle zeit boßhafft und betrieglich gewesen/ und euer bestes gethan habt/ das Joch der Vnderthänigkeit/ die ihr mir schuldig sejd/ von euch zu schütten. Nichts destoweniger so verzeihe ich euer Rebellion/ und wo ihr hinfüro mir getreu und gehorsam sejn werdet/ solt ihr einen gnädigen Herren an mir haben: Sehet nur zu/ daß die That mit euren Worten übereintreffe. Nach dieser Antwort ward ihnen des Königs Perdon/ samt dessen articulirten Bedingungen vorgelesen.

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Zitationshilfe: Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/378>, abgerufen am 22.11.2024.