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Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.

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den Zuker machet/ und das Ingenio war eines Genuesers/ der hieß Josepe Ornio/ und diser Heliodorus war der Kauffleuten Schreiber und Ausrichter/ die zu dem Ingenio gehörten (Ingenio heisset Häuser/ darinnen man Zuker machet.) Mit disem Heliodoro hatte ich zuvor mehr kundschafft gehabt/ schikte deßwegen meinen Schlaven in den Wald aus/ etwas Wilds zufahen: Ich wolte des andern tags kommen / und es holen/ daß wir etwas möchten zuessen haben/ dann man da im Land nicht vil mehr hatte/ dann was aus der Wildnus kommt. Wie ich nun so durch den Wald gieng/ erhub sich auf bäiden seithen des Wegs ein grosses Geschrej auf der Wilden Leut gebrauch/ und kamen zu mir eingelauffen/ da erkannte ich sie/ und sie hatten mich alle rund umher bezirkt/ und ihre Bogen auf mich mit Pfeilen gehalten/ schossen zu mir ein. Da ruffete ich Nun helff Gott meiner Seelen. Ich hatte das Wort kaum so bald ausgesagt/ sie schlugen mich zur Erden/ schossen und stachen auff mich/ noch verwundeten sie mich (Gott lob) nit mehr/ dann in ein Bein/ und rissen mir die Kleider vom Leibe/ der eine die Halskappen / der ander den Hut/ der dritte das Hembd/ und so fortan. Fiengen meinetwegen under sich an zukeiben/ der eine sagte/ er were der erst bej mir gewesen/ der ander sagte/ er hätte mich gefangen. Dieweil schlugen mich die andern mit Handtbogen. Doch zum lezten huben mich zween auf von der Erden/ da ich so naket war/ der eine nam mich bej einem arm / der ander bej dem andern/ und etliche hinder mich/ und etliche vor mir her/ und lieffen so geschwind mit mir durch den Wald dem Meer zu/ da sie ihre Nachen hatten. Wie sie mich bej das Meer brachten/ da sahe ich ohngefärlich einen steinwurff oder zween weit ihre Nachen stehen/ die hatten sie aus dem Meer aufs Land gezogen under eine Heken/ und ihrer noch einen grossen hauffen dar bej: Wie mich dieselbigen sahen daher kommen / lieffen sie mir alle entgegen/ waren gezieret mit Federn nach ihrem gebrauch/ und bissen in ihre Arme/ und dröueten mir/ also wolten sie mich essen. Und es gieng ein König vor mir her/ mit dem holze/ damit sie die Gefangnen tod schlagen: Der predigte und sagte / wie sie mich ihren Sclaven den Perot (so heissen sie die Portugaleser) gefangen hätten / und wolten nun ihrer Freunde Tod wol an mir rächen. Und wie sie mich bej die Nachen brachten/ schlugen mich ihrer etliche mit Fäusten/ ich stund und bättete/ sache mich umm nach

den Zuker machet/ und das Ingenio war eines Genuesers/ der hieß Josepe Ornio/ und diser Heliodorus war der Kauffleuten Schreiber und Ausrichter/ die zu dem Ingenio gehörten (Ingenio heisset Häuser/ darinnen man Zuker machet.) Mit disem Heliodoro hatte ich zuvor mehr kundschafft gehabt/ schikte deßwegen meinen Schlaven in den Wald aus/ etwas Wilds zufahen: Ich wolte des andern tags kommen / und es holen/ daß wir etwas möchten zuessen haben/ dann man da im Land nicht vil mehr hatte/ dann was aus der Wildnus kom̃t. Wie ich nun so durch den Wald gieng/ erhub sich auf bäiden seithen des Wegs ein grosses Geschrej auf der Wilden Leut gebrauch/ und kamen zu mir eingelauffen/ da erkannte ich sie/ und sie hatten mich alle rund umher bezirkt/ und ihre Bogen auf mich mit Pfeilen gehalten/ schossen zu mir ein. Da ruffete ich Nun helff Gott meiner Seelen. Ich hatte das Wort kaum so bald ausgesagt/ sie schlugen mich zur Erden/ schossen und stachen auff mich/ noch verwundeten sie mich (Gott lob) nit mehr/ dann in ein Bein/ und rissen mir die Kleider vom Leibe/ der eine die Halskappen / der ander den Hut/ der dritte das Hembd/ und so fortan. Fiengen meinetwegen under sich an zukeiben/ der eine sagte/ er were der erst bej mir gewesen/ der ander sagte/ er hätte mich gefangen. Dieweil schlugen mich die andern mit Handtbogen. Doch zum lezten huben mich zween auf von der Erden/ da ich so naket war/ der eine nam mich bej einem arm / der ander bej dem andern/ und etliche hinder mich/ und etliche vor mir her/ und lieffen so geschwind mit mir durch den Wald dem Meer zu/ da sie ihre Nachen hatten. Wie sie mich bej das Meer brachten/ da sahe ich ohngefärlich einen steinwurff oder zween weit ihre Nachen stehen/ die hatten sie aus dem Meer aufs Land gezogen under eine Heken/ und ihrer noch einen grossen hauffen dar bej: Wie mich dieselbigen sahen daher kommen / lieffen sie mir alle entgegen/ waren gezieret mit Federn nach ihrem gebrauch/ und bissen in ihre Arme/ und dröueten mir/ also wolten sie mich essen. Und es gieng ein König vor mir her/ mit dem holze/ damit sie die Gefangnen tod schlagen: Der predigte und sagte / wie sie mich ihren Sclaven den Perot (so heissen sie die Portugaleser) gefangen hätten / und wolten nun ihrer Freunde Tod wol an mir rächen. Und wie sie mich bej die Nachen brachten/ schlugen mich ihrer etliche mit Fäusten/ ich stund und bättete/ sache mich um̃ nach

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[259/0289] den Zuker machet/ und das Ingenio war eines Genuesers/ der hieß Josepe Ornio/ und diser Heliodorus war der Kauffleuten Schreiber und Ausrichter/ die zu dem Ingenio gehörten (Ingenio heisset Häuser/ darinnen man Zuker machet.) Mit disem Heliodoro hatte ich zuvor mehr kundschafft gehabt/ schikte deßwegen meinen Schlaven in den Wald aus/ etwas Wilds zufahen: Ich wolte des andern tags kommen / und es holen/ daß wir etwas möchten zuessen haben/ dann man da im Land nicht vil mehr hatte/ dann was aus der Wildnus kom̃t. Wie ich nun so durch den Wald gieng/ erhub sich auf bäiden seithen des Wegs ein grosses Geschrej auf der Wilden Leut gebrauch/ und kamen zu mir eingelauffen/ da erkannte ich sie/ und sie hatten mich alle rund umher bezirkt/ und ihre Bogen auf mich mit Pfeilen gehalten/ schossen zu mir ein. Da ruffete ich Nun helff Gott meiner Seelen. Ich hatte das Wort kaum so bald ausgesagt/ sie schlugen mich zur Erden/ schossen und stachen auff mich/ noch verwundeten sie mich (Gott lob) nit mehr/ dann in ein Bein/ und rissen mir die Kleider vom Leibe/ der eine die Halskappen / der ander den Hut/ der dritte das Hembd/ und so fortan. Fiengen meinetwegen under sich an zukeiben/ der eine sagte/ er were der erst bej mir gewesen/ der ander sagte/ er hätte mich gefangen. Dieweil schlugen mich die andern mit Handtbogen. Doch zum lezten huben mich zween auf von der Erden/ da ich so naket war/ der eine nam mich bej einem arm / der ander bej dem andern/ und etliche hinder mich/ und etliche vor mir her/ und lieffen so geschwind mit mir durch den Wald dem Meer zu/ da sie ihre Nachen hatten. Wie sie mich bej das Meer brachten/ da sahe ich ohngefärlich einen steinwurff oder zween weit ihre Nachen stehen/ die hatten sie aus dem Meer aufs Land gezogen under eine Heken/ und ihrer noch einen grossen hauffen dar bej: Wie mich dieselbigen sahen daher kommen / lieffen sie mir alle entgegen/ waren gezieret mit Federn nach ihrem gebrauch/ und bissen in ihre Arme/ und dröueten mir/ also wolten sie mich essen. Und es gieng ein König vor mir her/ mit dem holze/ damit sie die Gefangnen tod schlagen: Der predigte und sagte / wie sie mich ihren Sclaven den Perot (so heissen sie die Portugaleser) gefangen hätten / und wolten nun ihrer Freunde Tod wol an mir rächen. Und wie sie mich bej die Nachen brachten/ schlugen mich ihrer etliche mit Fäusten/ ich stund und bättete/ sache mich um̃ nach

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Zitationshilfe: Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/289>, abgerufen am 25.11.2024.