nerischen Herrn zu, während ein muthwilliges Lachen die Züge des blassen Mädchens plötzlich erhellte.
Jetzt zog der junge Mann gravitätisch den Hut, verneigte sich tief und begann:
"Euer Diener, Herr Pomp . . . ." hier unterbrach er sich selbst, als stiege der Gedanke in ihm auf, daß der Angeredete seinen Namen auf diesem Boden vielleicht zu verheimlichen wünsche.
"Der Eurige, Herr Waser," versetzte der Kavalier. "Scheut Euch nicht, den Namen Pompejus Planta zwischen diesen Bergen herzhaft auszusprechen. Ihr habt wohl vernommen, daß ich auf Lebenszeit aus Bünden verbannt, daß ich vogelfrei und vervehmt bin, daß auf meine lebende Person tausend Florin und auf meinen Kopf fünfhundert gesetzt sind und was dessen mehr ist. Ich habe den Wisch zerrissen, den das Thusnerprädi¬ kantengericht mir zuzuschicken sich erfrecht hat. Ihr, Heinrich, das weiß ich, habt nicht Lust, den Preis zu verdienen! Setzt Euch zu uns und leert diesen Becher." Damit bot er ihm eine bis zum Rande mit dunklem Veltliner gefüllte Trinkschale.
Nachdem der Zürcher einen Augenblick schweigend in das rothe Naß geschaut, that er Bescheid mit dem wohlüberlegten Trinkspruche: "Auf den Triumph des Rechts, auf eine billige Versöhnung der Parteien in
neriſchen Herrn zu, während ein muthwilliges Lachen die Züge des blaſſen Mädchens plötzlich erhellte.
Jetzt zog der junge Mann gravitätiſch den Hut, verneigte ſich tief und begann:
„Euer Diener, Herr Pomp . . . .“ hier unterbrach er ſich ſelbſt, als ſtiege der Gedanke in ihm auf, daß der Angeredete ſeinen Namen auf dieſem Boden vielleicht zu verheimlichen wünſche.
„Der Eurige, Herr Waſer,“ verſetzte der Kavalier. „Scheut Euch nicht, den Namen Pompejus Planta zwiſchen dieſen Bergen herzhaft auszuſprechen. Ihr habt wohl vernommen, daß ich auf Lebenszeit aus Bünden verbannt, daß ich vogelfrei und vervehmt bin, daß auf meine lebende Perſon tauſend Florin und auf meinen Kopf fünfhundert geſetzt ſind und was deſſen mehr iſt. Ich habe den Wiſch zerriſſen, den das Thusnerprädi¬ kantengericht mir zuzuſchicken ſich erfrecht hat. Ihr, Heinrich, das weiß ich, habt nicht Luſt, den Preis zu verdienen! Setzt Euch zu uns und leert dieſen Becher.“ Damit bot er ihm eine bis zum Rande mit dunklem Veltliner gefüllte Trinkſchale.
Nachdem der Zürcher einen Augenblick ſchweigend in das rothe Naß geſchaut, that er Beſcheid mit dem wohlüberlegten Trinkſpruche: „Auf den Triumph des Rechts, auf eine billige Verſöhnung der Parteien in
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0018"n="8"/>
neriſchen Herrn zu, während ein muthwilliges Lachen<lb/>
die Züge des blaſſen Mädchens plötzlich erhellte.</p><lb/><p>Jetzt zog der junge Mann gravitätiſch den Hut,<lb/>
verneigte ſich tief und begann:</p><lb/><p>„Euer Diener, Herr Pomp . . . .“ hier unterbrach<lb/>
er ſich ſelbſt, als ſtiege der Gedanke in ihm auf, daß<lb/>
der Angeredete ſeinen Namen auf dieſem Boden vielleicht<lb/>
zu verheimlichen wünſche.</p><lb/><p>„Der Eurige, Herr Waſer,“ verſetzte der Kavalier.<lb/>„Scheut Euch nicht, den Namen Pompejus Planta<lb/>
zwiſchen dieſen Bergen herzhaft auszuſprechen. Ihr habt<lb/>
wohl vernommen, daß ich auf Lebenszeit aus Bünden<lb/>
verbannt, daß ich vogelfrei und vervehmt bin, daß auf<lb/>
meine lebende Perſon tauſend Florin und auf meinen<lb/>
Kopf fünfhundert geſetzt ſind und was deſſen mehr iſt.<lb/>
Ich habe den Wiſch zerriſſen, den das Thusnerprädi¬<lb/>
kantengericht mir zuzuſchicken ſich erfrecht hat. Ihr,<lb/>
Heinrich, das weiß ich, habt nicht Luſt, den Preis zu<lb/>
verdienen! Setzt Euch zu uns und leert dieſen Becher.“<lb/>
Damit bot er ihm eine bis zum Rande mit dunklem<lb/>
Veltliner gefüllte Trinkſchale.</p><lb/><p>Nachdem der Zürcher einen Augenblick ſchweigend<lb/>
in das rothe Naß geſchaut, that er Beſcheid mit dem<lb/>
wohlüberlegten Trinkſpruche: „Auf den Triumph des<lb/>
Rechts, auf eine billige Verſöhnung der Parteien in<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[8/0018]
neriſchen Herrn zu, während ein muthwilliges Lachen
die Züge des blaſſen Mädchens plötzlich erhellte.
Jetzt zog der junge Mann gravitätiſch den Hut,
verneigte ſich tief und begann:
„Euer Diener, Herr Pomp . . . .“ hier unterbrach
er ſich ſelbſt, als ſtiege der Gedanke in ihm auf, daß
der Angeredete ſeinen Namen auf dieſem Boden vielleicht
zu verheimlichen wünſche.
„Der Eurige, Herr Waſer,“ verſetzte der Kavalier.
„Scheut Euch nicht, den Namen Pompejus Planta
zwiſchen dieſen Bergen herzhaft auszuſprechen. Ihr habt
wohl vernommen, daß ich auf Lebenszeit aus Bünden
verbannt, daß ich vogelfrei und vervehmt bin, daß auf
meine lebende Perſon tauſend Florin und auf meinen
Kopf fünfhundert geſetzt ſind und was deſſen mehr iſt.
Ich habe den Wiſch zerriſſen, den das Thusnerprädi¬
kantengericht mir zuzuſchicken ſich erfrecht hat. Ihr,
Heinrich, das weiß ich, habt nicht Luſt, den Preis zu
verdienen! Setzt Euch zu uns und leert dieſen Becher.“
Damit bot er ihm eine bis zum Rande mit dunklem
Veltliner gefüllte Trinkſchale.
Nachdem der Zürcher einen Augenblick ſchweigend
in das rothe Naß geſchaut, that er Beſcheid mit dem
wohlüberlegten Trinkſpruche: „Auf den Triumph des
Rechts, auf eine billige Verſöhnung der Parteien in
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_jenatsch_1876/18>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.