Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyer, Franz Heinrich: Der in Erwegung göttlicher Wollthaten sich recht verhaltende Israeliter. Hildesheim, 1716.

Bild:
<< vorherige Seite
WAs für ein Trauer-Fall läßt sich von uns erblicken / Betrübte Todes-Nacht / die sich den Augen zeigt. Muß uns ein Freuden-Fest mit Aloe erquicken / Indem sich unser Stamm zum Todes-Falle neigt? Was für ein Jammer-Schlag zerschmettert unsre Sinnen? Was für ein Unglücks-Sturm reist unsre Seule ein? Seh ich nicht lauter Schmertz für Freuden-Nectar rinnen? Mein Vater ach ist todt! Ach mögt ich bey Ihm seyn! Unglückliches Geschick / was hat dich doch bewogen / Daß du jetzt unser Hauß so mit Cypressen deckst? Wie wird doch dieser Platz mit schwartzen Flor bezogen: Was ist warum du uns so hartes Leyd erweckst? Will jeder Stern forthin uns als Comet erscheinen / Ach! das sey GOtt geklagt / was kräncket uns für Noht? Mein Hertz zerspringt für Leyd / mein Haupt zergeht für weinen / Ich klage gar bestürtzt / mein Vater ach! ist todt. Was nützet mir nunmehr mein klagen-volles Leben / Da ich für Traurigkeit stets aus mir selber bin / Möcht ich doch meinen Geist dem Tode willig geben / Vor diesen Waisen-Stand. Doch Sinn / wo denckstu hin? Kanstu auch wider GOtt und dessen Raht was machen? Meinstu / daß dessen Hand auch was vergeblich thut? Mein Vater ist nicht todt / Er wird mit uns erwachen / Die Seele bleib't bey GOtt / ob gleich der Leib hie ruh't / Diß ist also mein Trost der alles Aechtzen dämpffet / Voraus da seine Stimm in meinen Ohren kling't: Ich habe ritterlich den guten Kampff gekämpffet / Mein Glaubens-Sieg ist auch schon überall bekandt. GOtt hat nun meine Last in süsse Lust gewendet / Ja dieser neue Kampff macht mich mit GOtt bekant. Hinfort ist mir der Krantz der Ehren beygeleget / Heyl und Gerechtigkeit muß jetzt mein Schleyer seyn. Die Crone die mein Haupt aus GOttes Händen träget / Beschämet Ehr und Gut / ja aller Perlen-Schein. Wer will also von euch mir diese Freude rauben? Mißgönn't ihr mir den Stand der mehr als englisch ist?
WAs für ein Trauer-Fall läßt sich von uns erblicken / Betrübte Todes-Nacht / die sich den Augen zeigt. Muß uns ein Freuden-Fest mit Aloe erquicken / Indem sich unser Stam̃ zum Todes-Falle neigt? Was für ein Jammer-Schlag zerschmettert unsre Sinnen? Was für ein Unglücks-Sturm reist unsre Seule ein? Seh ich nicht lauter Schmertz für Freuden-Nectar rinnen? Mein Vater ach ist todt! Ach mögt ich bey Ihm seyn! Unglückliches Geschick / was hat dich doch bewogen / Daß du jetzt unser Hauß so mit Cypressen deckst? Wie wird doch dieser Platz mit schwartzen Flor bezogen: Was ist warum du uns so hartes Leyd erweckst? Will jeder Stern forthin uns als Comet erscheinen / Ach! das sey GOtt geklagt / was kräncket uns für Noht? Mein Hertz zerspringt für Leyd / mein Haupt zergeht für weinen / Ich klage gar bestürtzt / mein Vater ach! ist todt. Was nützet mir nunmehr mein klagen-volles Leben / Da ich für Traurigkeit stets aus mir selber bin / Möcht ich doch meinen Geist dem Tode willig geben / Vor diesen Waisen-Stand. Doch Sinn / wo denckstu hin? Kanstu auch wider GOtt und dessen Raht was machen? Meinstu / daß dessen Hand auch was vergeblich thut? Mein Vater ist nicht todt / Er wird mit uns erwachen / Die Seele bleib’t bey GOtt / ob gleich der Leib hie ruh’t / Diß ist also mein Trost der alles Aechtzen dämpffet / Voraus da seine Stim̃ in meinen Ohren kling’t: Ich habe ritterlich den guten Kampff gekämpffet / Mein Glaubens-Sieg ist auch schon überall bekandt. GOtt hat nun meine Last in süsse Lust gewendet / Ja dieser neue Kampff macht mich mit GOtt bekant. Hinfort ist mir der Krantz der Ehren beygeleget / Heyl und Gerechtigkeit muß jetzt mein Schleyer seyn. Die Crone die mein Haupt aus GOttes Händen träget / Beschämet Ehr und Gut / ja aller Perlen-Schein. Wer will also von euch mir diese Freude rauben? Mißgöñ’t ihr mir den Stand der mehr als englisch ist?
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0082" n="78"/>
        <l>WAs für ein Trauer-Fall läßt sich von uns erblicken / Betrübte Todes-Nacht / die                      sich den Augen zeigt. Muß uns ein Freuden-Fest mit Aloe erquicken / Indem sich                      unser Stam&#x0303; zum Todes-Falle neigt? Was für ein Jammer-Schlag                      zerschmettert unsre Sinnen? Was für ein Unglücks-Sturm reist unsre Seule ein?                      Seh ich nicht lauter Schmertz für Freuden-Nectar rinnen? Mein Vater ach ist                      todt! Ach mögt ich bey Ihm seyn! Unglückliches Geschick / was hat dich doch                      bewogen / Daß du jetzt unser Hauß so mit Cypressen deckst? Wie wird doch dieser                      Platz mit schwartzen Flor bezogen: Was ist warum du uns so hartes Leyd erweckst?                      Will jeder Stern forthin uns als Comet erscheinen / Ach! das sey GOtt geklagt /                      was kräncket uns für Noht? Mein Hertz zerspringt für Leyd / mein Haupt zergeht                      für weinen / Ich klage gar bestürtzt / mein Vater ach! ist todt. Was nützet mir                      nunmehr mein klagen-volles Leben / Da ich für Traurigkeit stets aus mir selber                      bin / Möcht ich doch meinen Geist dem Tode willig geben / Vor diesen                      Waisen-Stand. Doch Sinn / wo denckstu hin? Kanstu auch wider GOtt und dessen                      Raht was machen? Meinstu / daß dessen Hand auch was vergeblich thut? Mein Vater                      ist nicht todt / Er wird mit uns erwachen / Die Seele bleib&#x2019;t bey GOtt / ob                      gleich der Leib hie ruh&#x2019;t / Diß ist also mein Trost der alles Aechtzen dämpffet                      / Voraus da seine Stim&#x0303; in meinen Ohren kling&#x2019;t: Ich habe                      ritterlich den guten Kampff gekämpffet / Mein Glaubens-Sieg ist auch schon                      überall bekandt. GOtt hat nun meine Last in süsse Lust gewendet / Ja dieser neue                      Kampff macht mich mit GOtt bekant. Hinfort ist mir der Krantz der Ehren                      beygeleget / Heyl und Gerechtigkeit muß jetzt mein Schleyer seyn. Die Crone die                      mein Haupt aus GOttes Händen träget / Beschämet Ehr und Gut / ja aller                      Perlen-Schein. Wer will also von euch mir diese Freude rauben? Mißgön&#x0303;&#x2019;t ihr mir den Stand der mehr als englisch ist?
</l>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[78/0082] WAs für ein Trauer-Fall läßt sich von uns erblicken / Betrübte Todes-Nacht / die sich den Augen zeigt. Muß uns ein Freuden-Fest mit Aloe erquicken / Indem sich unser Stam̃ zum Todes-Falle neigt? Was für ein Jammer-Schlag zerschmettert unsre Sinnen? Was für ein Unglücks-Sturm reist unsre Seule ein? Seh ich nicht lauter Schmertz für Freuden-Nectar rinnen? Mein Vater ach ist todt! Ach mögt ich bey Ihm seyn! Unglückliches Geschick / was hat dich doch bewogen / Daß du jetzt unser Hauß so mit Cypressen deckst? Wie wird doch dieser Platz mit schwartzen Flor bezogen: Was ist warum du uns so hartes Leyd erweckst? Will jeder Stern forthin uns als Comet erscheinen / Ach! das sey GOtt geklagt / was kräncket uns für Noht? Mein Hertz zerspringt für Leyd / mein Haupt zergeht für weinen / Ich klage gar bestürtzt / mein Vater ach! ist todt. Was nützet mir nunmehr mein klagen-volles Leben / Da ich für Traurigkeit stets aus mir selber bin / Möcht ich doch meinen Geist dem Tode willig geben / Vor diesen Waisen-Stand. Doch Sinn / wo denckstu hin? Kanstu auch wider GOtt und dessen Raht was machen? Meinstu / daß dessen Hand auch was vergeblich thut? Mein Vater ist nicht todt / Er wird mit uns erwachen / Die Seele bleib’t bey GOtt / ob gleich der Leib hie ruh’t / Diß ist also mein Trost der alles Aechtzen dämpffet / Voraus da seine Stim̃ in meinen Ohren kling’t: Ich habe ritterlich den guten Kampff gekämpffet / Mein Glaubens-Sieg ist auch schon überall bekandt. GOtt hat nun meine Last in süsse Lust gewendet / Ja dieser neue Kampff macht mich mit GOtt bekant. Hinfort ist mir der Krantz der Ehren beygeleget / Heyl und Gerechtigkeit muß jetzt mein Schleyer seyn. Die Crone die mein Haupt aus GOttes Händen träget / Beschämet Ehr und Gut / ja aller Perlen-Schein. Wer will also von euch mir diese Freude rauben? Mißgöñ’t ihr mir den Stand der mehr als englisch ist?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_israeliter_1716
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_israeliter_1716/82
Zitationshilfe: Meyer, Franz Heinrich: Der in Erwegung göttlicher Wollthaten sich recht verhaltende Israeliter. Hildesheim, 1716, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_israeliter_1716/82>, abgerufen am 22.11.2024.