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Meyer, Franz Heinrich: Der in Erwegung göttlicher Wollthaten sich recht verhaltende Israeliter. Hildesheim, 1716.

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Mein Heyland speiset mich mit lauter Freuden-Trauben / Davor man in der Welt nur Todes-Aepffel frißt. Gewiß / ich muß gesteh'n / wer dieses recht bedencket / Thut seiner Seelen weh' wenn er das Sterben scheu't. Entschlaffener / Er lebt / und da sein Tod uns kräncket / So lebt der Höchste doch / der uns noch Trost anbeut. Drum ruhe Er nur sanfft / will GOtt uns jetzt betrüben / So gehet wieder auff sein froher Gnaden-Schein / Ich weiß / GOtt hat uns schon in seine Hand geschrieben / Er wird schon unser Schutz und unser Vater seyn.

Dieses setzte mit schmertzlicher Empfindung über den Abschied seines allerliebsten Hrn. Vaters hinzu

Anthon Lucas Niekamp / Gymn. Andr. Hild. Alumnus.

WEnn uns der Himmel dreut mit starcken Ungewittern / So muß ein Löwen-Hertz auch beben und erzittern / Und wenn ein Donner-Keil in harte Eiche schlägt / So wird der gantze Stamm von diesem Schlag erregt. Diß findet gleichen Platz bey frühen Todes-Fällen / Wenn sich der Himmel selbst will gegen uns verstellen / Daß Er für süsse Lust nur lauter Leyd anbeut / Und uns für Freud' und Heyl mit Donner-Schlägen dreut. Wenn ein erblaster Stern am Firmamente schimmert / Und schwartzer Trauer-Flor uns für den Augen glimmert / So kommt ein starcker Fall der uns erstarrend macht / Und Muht und Blut verwirrt und wie der Donner kracht. Diß ist was eben ich itzt beydes so erfahren / Indem mein Vater-Hertz liegt auff der Todten-Bahren / Da Ihn der Lebens-Feind mit seiner Macht besiegt / Und damit unsern Trost und Schutz zur Beute kriegt. Diß ist was mich bestürtzt / was soll ich doch beginnen? Soll schon mein junger Geist auff Trauer-Lieder sinnen? O Jammer! es zerbricht das theure Lebens-Glaß. Was fang' ich immer an / dein Tod macht mich auch laß. Was ist der Tod? ein Schlag der Geist und Seele schrecket / Ein Unglücks-voller Sturm / der uns mit Jammer decket / Ein steter Kampff und Streit der Geist und Seele brennt / Ein Feind / der das was lebt nur alles seine nennt:
Mein Heyland speiset mich mit lauter Freuden-Trauben / Davor man in der Welt nur Todes-Aepffel frißt. Gewiß / ich muß gesteh’n / wer dieses recht bedencket / Thut seiner Seelen weh’ wenn er das Sterben scheu’t. Entschlaffener / Er lebt / und da sein Tod uns kräncket / So lebt der Höchste doch / der uns noch Trost anbeut. Drum ruhe Er nur sanfft / will GOtt uns jetzt betrüben / So gehet wieder auff sein froher Gnaden-Schein / Ich weiß / GOtt hat uns schon in seine Hand geschrieben / Er wird schon unser Schutz und unser Vater seyn.

Dieses setzte mit schmertzlicher Empfindung über den Abschied seines allerliebsten Hrn. Vaters hinzu

Anthon Lucas Niekamp / Gymn. Andr. Hild. Alumnus.

WEnn uns der Himmel dreut mit starcken Ungewittern / So muß ein Löwen-Hertz auch beben und erzittern / Und wenn ein Donner-Keil in harte Eiche schlägt / So wird der gantze Stam̃ von diesem Schlag erregt. Diß findet gleichen Platz bey frühen Todes-Fällen / Wenn sich der Himmel selbst will gegen uns verstellen / Daß Er für süsse Lust nur lauter Leyd anbeut / Und uns für Freud’ und Heyl mit Donner-Schlägen dreut. Wenn ein erblaster Stern am Firmamente schimmert / Und schwartzer Trauer-Flor uns für den Augen glimmert / So kommt ein starcker Fall der uns erstarrend macht / Und Muht und Blut verwirrt und wie der Donner kracht. Diß ist was eben ich itzt beydes so erfahren / Indem mein Vater-Hertz liegt auff der Todten-Bahren / Da Ihn der Lebens-Feind mit seiner Macht besiegt / Und damit unsern Trost und Schutz zur Beute kriegt. Diß ist was mich bestürtzt / was soll ich doch beginnen? Soll schon mein junger Geist auff Trauer-Lieder sinnen? O Jammer! es zerbricht das theure Lebens-Glaß. Was fang’ ich immer an / dein Tod macht mich auch laß. Was ist der Tod? ein Schlag der Geist und Seele schrecket / Ein Unglücks-voller Sturm / der uns mit Jammer decket / Ein steter Kampff und Streit der Geist und Seele brennt / Ein Feind / der das was lebt nur alles seine nennt:
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[79/0083] Mein Heyland speiset mich mit lauter Freuden-Trauben / Davor man in der Welt nur Todes-Aepffel frißt. Gewiß / ich muß gesteh’n / wer dieses recht bedencket / Thut seiner Seelen weh’ wenn er das Sterben scheu’t. Entschlaffener / Er lebt / und da sein Tod uns kräncket / So lebt der Höchste doch / der uns noch Trost anbeut. Drum ruhe Er nur sanfft / will GOtt uns jetzt betrüben / So gehet wieder auff sein froher Gnaden-Schein / Ich weiß / GOtt hat uns schon in seine Hand geschrieben / Er wird schon unser Schutz und unser Vater seyn. Dieses setzte mit schmertzlicher Empfindung über den Abschied seines allerliebsten Hrn. Vaters hinzu Anthon Lucas Niekamp / Gymn. Andr. Hild. Alumnus. WEnn uns der Himmel dreut mit starcken Ungewittern / So muß ein Löwen-Hertz auch beben und erzittern / Und wenn ein Donner-Keil in harte Eiche schlägt / So wird der gantze Stam̃ von diesem Schlag erregt. Diß findet gleichen Platz bey frühen Todes-Fällen / Wenn sich der Himmel selbst will gegen uns verstellen / Daß Er für süsse Lust nur lauter Leyd anbeut / Und uns für Freud’ und Heyl mit Donner-Schlägen dreut. Wenn ein erblaster Stern am Firmamente schimmert / Und schwartzer Trauer-Flor uns für den Augen glimmert / So kommt ein starcker Fall der uns erstarrend macht / Und Muht und Blut verwirrt und wie der Donner kracht. Diß ist was eben ich itzt beydes so erfahren / Indem mein Vater-Hertz liegt auff der Todten-Bahren / Da Ihn der Lebens-Feind mit seiner Macht besiegt / Und damit unsern Trost und Schutz zur Beute kriegt. Diß ist was mich bestürtzt / was soll ich doch beginnen? Soll schon mein junger Geist auff Trauer-Lieder sinnen? O Jammer! es zerbricht das theure Lebens-Glaß. Was fang’ ich immer an / dein Tod macht mich auch laß. Was ist der Tod? ein Schlag der Geist und Seele schrecket / Ein Unglücks-voller Sturm / der uns mit Jammer decket / Ein steter Kampff und Streit der Geist und Seele brennt / Ein Feind / der das was lebt nur alles seine nennt:

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Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
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Zitationshilfe: Meyer, Franz Heinrich: Der in Erwegung göttlicher Wollthaten sich recht verhaltende Israeliter. Hildesheim, 1716, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_israeliter_1716/83>, abgerufen am 24.04.2024.