Klomm ich auf zum sel'gen Gipfel, Den mit leichtem Kuß berühren Heimatlose Wanderwolken.
Müde kehrt' ich heim ins Berghaus Um die Zeit der ersten Lichter. Vor der Pforte stand ein Häuflein, In der Mitte Musikanten, Rechts die Bursche, links die Mädchen, Doch kein Scherzwort flog herüber Und hinüber flog kein Trutzwort. Lässig mit gekreuzten Armen Standen sie geschieden, feindlich Sich mit dunkeln Blicken messend.
Und ich stieg in meine Kammer, Legte mich getrost zur Ruhe. Bald erklang Musik piano, Allgemach begann der Hengert, Sachte schritt er, schläfrig schleift' er, Wie Geschlurfe von Pantoffeln. Heimlich spottet' ich der trägen Füße, der bequemen Herzen Im Gebirge der Grisonen Und versank in süßen Schlummer ....
Klomm ich auf zum ſel'gen Gipfel, Den mit leichtem Kuß berühren Heimatloſe Wanderwolken.
Müde kehrt' ich heim ins Berghaus Um die Zeit der erſten Lichter. Vor der Pforte ſtand ein Häuflein, In der Mitte Muſikanten, Rechts die Burſche, links die Mädchen, Doch kein Scherzwort flog herüber Und hinüber flog kein Trutzwort. Läſſig mit gekreuzten Armen Standen ſie geſchieden, feindlich Sich mit dunkeln Blicken meſſend.
Und ich ſtieg in meine Kammer, Legte mich getroſt zur Ruhe. Bald erklang Muſik piano, Allgemach begann der Hengert, Sachte ſchritt er, ſchläfrig ſchleift' er, Wie Geſchlurfe von Pantoffeln. Heimlich ſpottet' ich der trägen Füße, der bequemen Herzen Im Gebirge der Griſonen Und verſank in ſüßen Schlummer ....
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="3"><pbfacs="#f0104"n="90"/><l>Klomm ich auf zum ſel'gen Gipfel,</l><lb/><l>Den mit leichtem Kuß berühren</l><lb/><l>Heimatloſe Wanderwolken.</l><lb/></lg><lgn="4"><l>Müde kehrt' ich heim ins Berghaus</l><lb/><l>Um die Zeit der erſten Lichter.</l><lb/><l>Vor der Pforte ſtand ein Häuflein,</l><lb/><l>In der Mitte Muſikanten,</l><lb/><l>Rechts die Burſche, links die Mädchen,</l><lb/><l>Doch kein Scherzwort flog herüber</l><lb/><l>Und hinüber flog kein Trutzwort.</l><lb/><l>Läſſig mit gekreuzten Armen</l><lb/><l>Standen ſie geſchieden, feindlich</l><lb/><l>Sich mit dunkeln Blicken meſſend.</l><lb/></lg><lgn="5"><l>Und ich ſtieg in meine Kammer,</l><lb/><l>Legte mich getroſt zur Ruhe.</l><lb/><l>Bald erklang Muſik piano,</l><lb/><l>Allgemach begann der Hengert,</l><lb/><l>Sachte ſchritt er, ſchläfrig ſchleift' er,</l><lb/><l>Wie Geſchlurfe von Pantoffeln.</l><lb/><l>Heimlich ſpottet' ich der trägen</l><lb/><l>Füße, der bequemen Herzen</l><lb/><l>Im Gebirge der Griſonen</l><lb/><l>Und verſank in ſüßen Schlummer ....</l><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[90/0104]
Klomm ich auf zum ſel'gen Gipfel,
Den mit leichtem Kuß berühren
Heimatloſe Wanderwolken.
Müde kehrt' ich heim ins Berghaus
Um die Zeit der erſten Lichter.
Vor der Pforte ſtand ein Häuflein,
In der Mitte Muſikanten,
Rechts die Burſche, links die Mädchen,
Doch kein Scherzwort flog herüber
Und hinüber flog kein Trutzwort.
Läſſig mit gekreuzten Armen
Standen ſie geſchieden, feindlich
Sich mit dunkeln Blicken meſſend.
Und ich ſtieg in meine Kammer,
Legte mich getroſt zur Ruhe.
Bald erklang Muſik piano,
Allgemach begann der Hengert,
Sachte ſchritt er, ſchläfrig ſchleift' er,
Wie Geſchlurfe von Pantoffeln.
Heimlich ſpottet' ich der trägen
Füße, der bequemen Herzen
Im Gebirge der Griſonen
Und verſank in ſüßen Schlummer ....
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_gedichte_1882/104>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.