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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847.

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Brettchen, in welches die Gestalt der Glieder eingeschnitten ist, so
lange an denselben hin, bis ihr Umriß scharf und ihre Oberfläche
glatt erscheint. Ein solches Brettchen, worein man die Gestalt der Glie-
der eingeschnitten, nennt man eine Chablone (Schablone). Kleine Un-
ebenheiten werden mit einer kleinen Kelle nachgeputzt, wenn der Mör-
tel angezogen hat. Eben so diejenigen Punkte der Gliederungen,
welche Ecken und Winkel bilden, wobei man die Chablone wenig oder
gar nicht brauchen kann. Sie wird in diesem Falle nur als soge-
nannte Lehre über die Glieder gehalten, ob sie auch die gehörige Ge-
stalt haben.

Sind kreisrunde Gliederungen zu ziehen, so wird die Chablone
im Mittelpunkte des zugehörigen Kreises so befestigt, daß sie im Kreise
herumbewegt werden kann, wo man dann verfährt wie eben beschrie-
ben. Springen aber die Glieder so weit vor, daß eine Masse ange-
tragenen Mörtels, um sie zu bilden, sich allein nicht halten könnte,
so ist man genöthigt, die Gesimse wie in Fig. 331. bei B. vorzumauern,
alsdann den Putz an dieselbe anzutragen und zuletzt mit der Chablone
C. dieselben zu ziehen. Da die Chablonen, wenn sie blos in Bretter
eingeschnitten werden, sich leicht abnutzen, so pflegt man den ganzen
Umriß der Gliederungen mit einem an die Chablone genagelten Ei-
senblechstreifen auszufüttern. Man nimmt hierzu lieber verzinntes
Blech, als unverzinntes, weil das letztere zu leicht vom Rost verzehrt
wird, besonders wenn man die Chablonen länger aufheben will, um
sie öfter zu brauchen.

Hauptsächlich muß man sich bei dem Ziehen der Gliederungen
hüten, Stücken Mörtel aus den Gliedern zu reißen, oder sie schief
und krumm zu ziehen, welches man jedoch durch einige Uebung bald
vermeiden lernt.

Mauert man die Gesimse in Mauersteinen vor, so werden die
Steine nach dem Vorsprunge der Glieder (nach der sogenannten Aus-
ladung
) nur in geraden Linien vorgehauen, da der Mörtelabputz
erst ihre etwa geschweifte Gestalt erhält|, indem es zu mühsam und
gänzlich überflüssig sein würde, die Steine gleich nach der Schweifung
der Glieder vorzuhauen.

Man muß sich auch hüten, nicht solche Gliederungen mit Mör-
tel ziehen zu wollen, welche mehr als ein Halbkreis ausgehöhlt sind,
da z. B. bei einer Aushöhlung, welche die Gestalt eines Dreivier-
theilkreises haben würde, die Chablone nach Ziehung des Gliedes die
Unterhöhlung desselben abreißen müßte.

Brettchen, in welches die Geſtalt der Glieder eingeſchnitten iſt, ſo
lange an denſelben hin, bis ihr Umriß ſcharf und ihre Oberfläche
glatt erſcheint. Ein ſolches Brettchen, worein man die Geſtalt der Glie-
der eingeſchnitten, nennt man eine Chablone (Schablone). Kleine Un-
ebenheiten werden mit einer kleinen Kelle nachgeputzt, wenn der Mör-
tel angezogen hat. Eben ſo diejenigen Punkte der Gliederungen,
welche Ecken und Winkel bilden, wobei man die Chablone wenig oder
gar nicht brauchen kann. Sie wird in dieſem Falle nur als ſoge-
nannte Lehre über die Glieder gehalten, ob ſie auch die gehörige Ge-
ſtalt haben.

Sind kreisrunde Gliederungen zu ziehen, ſo wird die Chablone
im Mittelpunkte des zugehörigen Kreiſes ſo befeſtigt, daß ſie im Kreiſe
herumbewegt werden kann, wo man dann verfährt wie eben beſchrie-
ben. Springen aber die Glieder ſo weit vor, daß eine Maſſe ange-
tragenen Mörtels, um ſie zu bilden, ſich allein nicht halten könnte,
ſo iſt man genöthigt, die Geſimſe wie in Fig. 331. bei B. vorzumauern,
alsdann den Putz an dieſelbe anzutragen und zuletzt mit der Chablone
C. dieſelben zu ziehen. Da die Chablonen, wenn ſie blos in Bretter
eingeſchnitten werden, ſich leicht abnutzen, ſo pflegt man den ganzen
Umriß der Gliederungen mit einem an die Chablone genagelten Ei-
ſenblechſtreifen auszufüttern. Man nimmt hierzu lieber verzinntes
Blech, als unverzinntes, weil das letztere zu leicht vom Roſt verzehrt
wird, beſonders wenn man die Chablonen länger aufheben will, um
ſie öfter zu brauchen.

Hauptſächlich muß man ſich bei dem Ziehen der Gliederungen
hüten, Stücken Mörtel aus den Gliedern zu reißen, oder ſie ſchief
und krumm zu ziehen, welches man jedoch durch einige Uebung bald
vermeiden lernt.

Mauert man die Geſimſe in Mauerſteinen vor, ſo werden die
Steine nach dem Vorſprunge der Glieder (nach der ſogenannten Aus-
ladung
) nur in geraden Linien vorgehauen, da der Mörtelabputz
erſt ihre etwa geſchweifte Geſtalt erhält|, indem es zu mühſam und
gänzlich überflüſſig ſein würde, die Steine gleich nach der Schweifung
der Glieder vorzuhauen.

Man muß ſich auch hüten, nicht ſolche Gliederungen mit Mör-
tel ziehen zu wollen, welche mehr als ein Halbkreis ausgehöhlt ſind,
da z. B. bei einer Aushöhlung, welche die Geſtalt eines Dreivier-
theilkreiſes haben würde, die Chablone nach Ziehung des Gliedes die
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[300/0310] Brettchen, in welches die Geſtalt der Glieder eingeſchnitten iſt, ſo lange an denſelben hin, bis ihr Umriß ſcharf und ihre Oberfläche glatt erſcheint. Ein ſolches Brettchen, worein man die Geſtalt der Glie- der eingeſchnitten, nennt man eine Chablone (Schablone). Kleine Un- ebenheiten werden mit einer kleinen Kelle nachgeputzt, wenn der Mör- tel angezogen hat. Eben ſo diejenigen Punkte der Gliederungen, welche Ecken und Winkel bilden, wobei man die Chablone wenig oder gar nicht brauchen kann. Sie wird in dieſem Falle nur als ſoge- nannte Lehre über die Glieder gehalten, ob ſie auch die gehörige Ge- ſtalt haben. Sind kreisrunde Gliederungen zu ziehen, ſo wird die Chablone im Mittelpunkte des zugehörigen Kreiſes ſo befeſtigt, daß ſie im Kreiſe herumbewegt werden kann, wo man dann verfährt wie eben beſchrie- ben. Springen aber die Glieder ſo weit vor, daß eine Maſſe ange- tragenen Mörtels, um ſie zu bilden, ſich allein nicht halten könnte, ſo iſt man genöthigt, die Geſimſe wie in Fig. 331. bei B. vorzumauern, alsdann den Putz an dieſelbe anzutragen und zuletzt mit der Chablone C. dieſelben zu ziehen. Da die Chablonen, wenn ſie blos in Bretter eingeſchnitten werden, ſich leicht abnutzen, ſo pflegt man den ganzen Umriß der Gliederungen mit einem an die Chablone genagelten Ei- ſenblechſtreifen auszufüttern. Man nimmt hierzu lieber verzinntes Blech, als unverzinntes, weil das letztere zu leicht vom Roſt verzehrt wird, beſonders wenn man die Chablonen länger aufheben will, um ſie öfter zu brauchen. Hauptſächlich muß man ſich bei dem Ziehen der Gliederungen hüten, Stücken Mörtel aus den Gliedern zu reißen, oder ſie ſchief und krumm zu ziehen, welches man jedoch durch einige Uebung bald vermeiden lernt. Mauert man die Geſimſe in Mauerſteinen vor, ſo werden die Steine nach dem Vorſprunge der Glieder (nach der ſogenannten Aus- ladung) nur in geraden Linien vorgehauen, da der Mörtelabputz erſt ihre etwa geſchweifte Geſtalt erhält|, indem es zu mühſam und gänzlich überflüſſig ſein würde, die Steine gleich nach der Schweifung der Glieder vorzuhauen. Man muß ſich auch hüten, nicht ſolche Gliederungen mit Mör- tel ziehen zu wollen, welche mehr als ein Halbkreis ausgehöhlt ſind, da z. B. bei einer Aushöhlung, welche die Geſtalt eines Dreivier- theilkreiſes haben würde, die Chablone nach Ziehung des Gliedes die Unterhöhlung deſſelben abreißen müßte.

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Zitationshilfe: Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/310>, abgerufen am 23.11.2024.