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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847.

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dies zum zähen Mörtel, ebnet mit der Kelle, wiederholt dies den fol-
genden Tag, und so öfters bis alles ganz trocken ist. Endlich kommt
darauf noch ein Anstrich von Rindsblut. Auch kann man noch einen
Oelanstrich darauf bringen.

4) Der venetianische oder italienische Estrich (Te-
razzo).
(Wiener Bauzeitung Jahrgang 1886. No. 8. 9. und 25.)
Die Venetianer nennen Terazzo jenen Estrich, welcher bei ihnen zur
Bedeckung der Hausfluren, Fußboden, Altane etc. angewendet wird (er
ist noch eine altrömische Erfindung). Material und Arbeit bleiben in
allen Fällen gleich, nur muß vor Terrassirung ebenerdiger Boden (in
Venedig) das alte mit Salz geschwängerte Erdreich weggeschafft, und
eine Schicht von einem für die Aufnahme des Salzes weniger em-
pfänglichen Material gelegt werden, weshalb man gewöhnlich eine Lage
von Kohlen giebt. Bei der Terrassirung der Gewölbe hat man jedoch
zuerst eine Ebene von Mauerwerk, und nicht aus Mauerschutt
oder Urbau herzustellen, weil letzterer sich mit der Zeit setzt und da-
durch den Estrich zerreißt.

Vor allem muß bei Terrassirung der Fußboden berücksichtigt wer-
den, daß die Unterlagsbalken von hinlänglicher Stärke sind, und so
weit auseinander liegen, als ihre Breite beträgt. Darauf werden
dann Bretter der Länge der Balken nach genagelt, und will man noch
größere Festigkeit erzielen, so giebt man eine zweite Brettlage über
die Quere. Die erste Schicht, welche man den Grund (sondo) nennt,
besteht entweder aus Stücken alten Estrichs (die jedoch die Größe
einer Wallnuß nicht überschreiten sollen), oder aus Stücken von Dach-
und Mauerziegeln, oder auch aus gut gebrannten Kreidestücken, welche
dann mit Kalk so versetzt werden, daß man auf 2 Theile solcher Bruch-
stücke einen Theil Kalk nimmt. Diese erste Lage, welche nicht dünner
als 3 Zoll sein darf, wird mit einem eisernen Rechen, dessen Zähne
unter sich 3/4 Zoll entfernt stehen, gleichförmig ausgearbeitet, mit
einem hölzernen Schlegel mehr in sich zusammengedrückt, und dann
mit einem Eisen (in Form einer großen schmalen Kelle) in beiläufigem
Gewicht von 12 Pfund, nach der Länge und Breite durch 3 oder 4
Tage, je nachdem die Jahreszeit ist, so lange geschlagen, bis sich die
Dicke der Lage um 1/3 vermindert hat. Bevor diese Schicht aber
ganz trocken wird, giebt man eine zweite von 2 Zoll Dicke, welche
Decke Coperta genannt wird, und ebenfalls aus den oben erwähnten
Bruckstücken besteht, die jedoch kleiner und durch ein Sieb von höch-
stens 3/4 zölligen Oeffnungen gesiebt sein muß. Diese Brocken werden

19 *

dies zum zähen Mörtel, ebnet mit der Kelle, wiederholt dies den fol-
genden Tag, und ſo öfters bis alles ganz trocken iſt. Endlich kommt
darauf noch ein Anſtrich von Rindsblut. Auch kann man noch einen
Oelanſtrich darauf bringen.

4) Der venetianiſche oder italieniſche Eſtrich (Te-
razzo).
(Wiener Bauzeitung Jahrgang 1886. No. 8. 9. und 25.)
Die Venetianer nennen Terazzo jenen Eſtrich, welcher bei ihnen zur
Bedeckung der Hausfluren, Fußboden, Altane ꝛc. angewendet wird (er
iſt noch eine altrömiſche Erfindung). Material und Arbeit bleiben in
allen Fällen gleich, nur muß vor Terraſſirung ebenerdiger Boden (in
Venedig) das alte mit Salz geſchwängerte Erdreich weggeſchafft, und
eine Schicht von einem für die Aufnahme des Salzes weniger em-
pfänglichen Material gelegt werden, weshalb man gewöhnlich eine Lage
von Kohlen giebt. Bei der Terraſſirung der Gewölbe hat man jedoch
zuerſt eine Ebene von Mauerwerk, und nicht aus Mauerſchutt
oder Urbau herzuſtellen, weil letzterer ſich mit der Zeit ſetzt und da-
durch den Eſtrich zerreißt.

Vor allem muß bei Terraſſirung der Fußboden berückſichtigt wer-
den, daß die Unterlagsbalken von hinlänglicher Stärke ſind, und ſo
weit auseinander liegen, als ihre Breite beträgt. Darauf werden
dann Bretter der Länge der Balken nach genagelt, und will man noch
größere Feſtigkeit erzielen, ſo giebt man eine zweite Brettlage über
die Quere. Die erſte Schicht, welche man den Grund (ſondo) nennt,
beſteht entweder aus Stücken alten Eſtrichs (die jedoch die Größe
einer Wallnuß nicht überſchreiten ſollen), oder aus Stücken von Dach-
und Mauerziegeln, oder auch aus gut gebrannten Kreideſtücken, welche
dann mit Kalk ſo verſetzt werden, daß man auf 2 Theile ſolcher Bruch-
ſtücke einen Theil Kalk nimmt. Dieſe erſte Lage, welche nicht dünner
als 3 Zoll ſein darf, wird mit einem eiſernen Rechen, deſſen Zähne
unter ſich ¾ Zoll entfernt ſtehen, gleichförmig ausgearbeitet, mit
einem hölzernen Schlegel mehr in ſich zuſammengedrückt, und dann
mit einem Eiſen (in Form einer großen ſchmalen Kelle) in beiläufigem
Gewicht von 12 Pfund, nach der Länge und Breite durch 3 oder 4
Tage, je nachdem die Jahreszeit iſt, ſo lange geſchlagen, bis ſich die
Dicke der Lage um ⅓ vermindert hat. Bevor dieſe Schicht aber
ganz trocken wird, giebt man eine zweite von 2 Zoll Dicke, welche
Decke Coperta genannt wird, und ebenfalls aus den oben erwähnten
Bruckſtücken beſteht, die jedoch kleiner und durch ein Sieb von höch-
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[291/0301] dies zum zähen Mörtel, ebnet mit der Kelle, wiederholt dies den fol- genden Tag, und ſo öfters bis alles ganz trocken iſt. Endlich kommt darauf noch ein Anſtrich von Rindsblut. Auch kann man noch einen Oelanſtrich darauf bringen. 4) Der venetianiſche oder italieniſche Eſtrich (Te- razzo). (Wiener Bauzeitung Jahrgang 1886. No. 8. 9. und 25.) Die Venetianer nennen Terazzo jenen Eſtrich, welcher bei ihnen zur Bedeckung der Hausfluren, Fußboden, Altane ꝛc. angewendet wird (er iſt noch eine altrömiſche Erfindung). Material und Arbeit bleiben in allen Fällen gleich, nur muß vor Terraſſirung ebenerdiger Boden (in Venedig) das alte mit Salz geſchwängerte Erdreich weggeſchafft, und eine Schicht von einem für die Aufnahme des Salzes weniger em- pfänglichen Material gelegt werden, weshalb man gewöhnlich eine Lage von Kohlen giebt. Bei der Terraſſirung der Gewölbe hat man jedoch zuerſt eine Ebene von Mauerwerk, und nicht aus Mauerſchutt oder Urbau herzuſtellen, weil letzterer ſich mit der Zeit ſetzt und da- durch den Eſtrich zerreißt. Vor allem muß bei Terraſſirung der Fußboden berückſichtigt wer- den, daß die Unterlagsbalken von hinlänglicher Stärke ſind, und ſo weit auseinander liegen, als ihre Breite beträgt. Darauf werden dann Bretter der Länge der Balken nach genagelt, und will man noch größere Feſtigkeit erzielen, ſo giebt man eine zweite Brettlage über die Quere. Die erſte Schicht, welche man den Grund (ſondo) nennt, beſteht entweder aus Stücken alten Eſtrichs (die jedoch die Größe einer Wallnuß nicht überſchreiten ſollen), oder aus Stücken von Dach- und Mauerziegeln, oder auch aus gut gebrannten Kreideſtücken, welche dann mit Kalk ſo verſetzt werden, daß man auf 2 Theile ſolcher Bruch- ſtücke einen Theil Kalk nimmt. Dieſe erſte Lage, welche nicht dünner als 3 Zoll ſein darf, wird mit einem eiſernen Rechen, deſſen Zähne unter ſich ¾ Zoll entfernt ſtehen, gleichförmig ausgearbeitet, mit einem hölzernen Schlegel mehr in ſich zuſammengedrückt, und dann mit einem Eiſen (in Form einer großen ſchmalen Kelle) in beiläufigem Gewicht von 12 Pfund, nach der Länge und Breite durch 3 oder 4 Tage, je nachdem die Jahreszeit iſt, ſo lange geſchlagen, bis ſich die Dicke der Lage um ⅓ vermindert hat. Bevor dieſe Schicht aber ganz trocken wird, giebt man eine zweite von 2 Zoll Dicke, welche Decke Coperta genannt wird, und ebenfalls aus den oben erwähnten Bruckſtücken beſteht, die jedoch kleiner und durch ein Sieb von höch- ſtens ¾ zölligen Oeffnungen geſiebt ſein muß. Dieſe Brocken werden 19 *

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Zitationshilfe: Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/301>, abgerufen am 02.05.2024.