Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847.

Bild:
<< vorherige Seite

abgehobelt, und alsdann mit heißem Leinöl dreimal getränkt. Damit
das Oel besser einziehe, werden flache eiserne Blechkasten mit glühen-
den Kohlen gefüllt und in geringer Entfernung über den Fußboden
gehalten. Jst die Tränkung mit Oel geschehen, so werden die Estriche
mit Blutstein polirt. Dergleichen Fußboden werden sehr fest, und
man kann sie in verschiedenen Farben, ganz mosaikartig, ausführen.

Jn bewohnten Räumen sind sie jedoch für unser Klima zu kalt,
und können nur zu solchen Zimmern verwendet werden, welche man
ausnahmsweise braucht, dagegen eignen sie sich sehr zu Hausfluren etc.

2) Lehmestriche. Sie kommen nur in ganz untergeordneten
Wohngebäuden (Kathen, Büdnerwohnungen) und bei Dreschtennen
vor; sie sind wärmer als Gypsfußboden, aber nicht so warm als ge-
dielte. Repariren lassen sie sich nicht, man muß sie dann abnehmen
und neu legen.

Fetter Lehm wird, so wie er gegraben wird, mit der natürli-
chen Erdfeuchtigkeit angefahren, und durch Schlägel, wie bei den Gyps-
estrichen, festgeschlagen. Eine solche Tenne wird etwa 1 Fuß stark.
Ein Estrich in einer Stube etc. etwa 6 Zoll stark. Ein Estrich auf
einem Dachboden 3 Zoll stark.

Der Lehm wird in Lagen von 3 Zoll stark aufgetragen und
festgeschlagen. Jn Schweden erlangen die Tennen dadurch eine beson-
dere Härte, daß man auf jede Lage frischgebrannten Gyps aufsiebt
und dann die Lage festschlägt. Man vermengt den Lehm auch mit
Ochsenblut und Theergalle, wenn er mager ist. Fetter Lehm, wie man
ihn in den Ostseeprovinzen hat, bedarf gar keines Bindemittels wei-
ter. Ein Mehreres hierüber sehe man in Gillys Landbaukunst.

3) Mörtelestriche. Wolfram in seiner Bau-, Form- und
Verbindungslehre giebt Seite 439 folgenden, im südlichen Rußland
üblichen Mörtelestrich.

Auf den geebneten Grund werden Steine geschüttet und voll-
kommen festgestampft. Dann läßt man Kalk, gleich nach dem Lö-
schen, durch ein feines Sieb laufen, mischt 2 Theile Kies mit 1 Theil
Kalkpulver, und befeuchtet das Ganze mit so viel Rindsblut, als zum
Festhalten des feinen Pulvers nöthig ist, je weniger je besser. Diese
Mischung wird auf dem Boden ausgebreitet und sogleich gestampft,
wobei sie immer angefeuchtet wird. Während dessen wird vom trock-
nen Gemisch (aus Sand und Kalkpulver) zugestreut, und so lange
fortgestampft, bis der Estrich steinhart ist.

Soll die Fläche sehr fein werden, so nimmt man zur nächsten
Lage feingesiebten Kalk, Roggenmehl, etwas Rindsblut, stampft

abgehobelt, und alsdann mit heißem Leinöl dreimal getränkt. Damit
das Oel beſſer einziehe, werden flache eiſerne Blechkaſten mit glühen-
den Kohlen gefüllt und in geringer Entfernung über den Fußboden
gehalten. Jſt die Tränkung mit Oel geſchehen, ſo werden die Eſtriche
mit Blutſtein polirt. Dergleichen Fußboden werden ſehr feſt, und
man kann ſie in verſchiedenen Farben, ganz moſaikartig, ausführen.

Jn bewohnten Räumen ſind ſie jedoch für unſer Klima zu kalt,
und können nur zu ſolchen Zimmern verwendet werden, welche man
ausnahmsweiſe braucht, dagegen eignen ſie ſich ſehr zu Hausfluren ꝛc.

2) Lehmeſtriche. Sie kommen nur in ganz untergeordneten
Wohngebäuden (Kathen, Büdnerwohnungen) und bei Dreſchtennen
vor; ſie ſind wärmer als Gypsfußboden, aber nicht ſo warm als ge-
dielte. Repariren laſſen ſie ſich nicht, man muß ſie dann abnehmen
und neu legen.

Fetter Lehm wird, ſo wie er gegraben wird, mit der natürli-
chen Erdfeuchtigkeit angefahren, und durch Schlägel, wie bei den Gyps-
eſtrichen, feſtgeſchlagen. Eine ſolche Tenne wird etwa 1 Fuß ſtark.
Ein Eſtrich in einer Stube ꝛc. etwa 6 Zoll ſtark. Ein Eſtrich auf
einem Dachboden 3 Zoll ſtark.

Der Lehm wird in Lagen von 3 Zoll ſtark aufgetragen und
feſtgeſchlagen. Jn Schweden erlangen die Tennen dadurch eine beſon-
dere Härte, daß man auf jede Lage friſchgebrannten Gyps aufſiebt
und dann die Lage feſtſchlägt. Man vermengt den Lehm auch mit
Ochſenblut und Theergalle, wenn er mager iſt. Fetter Lehm, wie man
ihn in den Oſtſeeprovinzen hat, bedarf gar keines Bindemittels wei-
ter. Ein Mehreres hierüber ſehe man in Gillys Landbaukunſt.

3) Mörteleſtriche. Wolfram in ſeiner Bau-, Form- und
Verbindungslehre giebt Seite 439 folgenden, im ſüdlichen Rußland
üblichen Mörteleſtrich.

Auf den geebneten Grund werden Steine geſchüttet und voll-
kommen feſtgeſtampft. Dann läßt man Kalk, gleich nach dem Lö-
ſchen, durch ein feines Sieb laufen, miſcht 2 Theile Kies mit 1 Theil
Kalkpulver, und befeuchtet das Ganze mit ſo viel Rindsblut, als zum
Feſthalten des feinen Pulvers nöthig iſt, je weniger je beſſer. Dieſe
Miſchung wird auf dem Boden ausgebreitet und ſogleich geſtampft,
wobei ſie immer angefeuchtet wird. Während deſſen wird vom trock-
nen Gemiſch (aus Sand und Kalkpulver) zugeſtreut, und ſo lange
fortgeſtampft, bis der Eſtrich ſteinhart iſt.

Soll die Fläche ſehr fein werden, ſo nimmt man zur nächſten
Lage feingeſiebten Kalk, ⅒ Roggenmehl, etwas Rindsblut, ſtampft

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0300" n="290"/>
abgehobelt, und alsdann mit heißem Leinöl dreimal getränkt. Damit<lb/>
das Oel be&#x017F;&#x017F;er einziehe, werden flache ei&#x017F;erne Blechka&#x017F;ten mit glühen-<lb/>
den Kohlen gefüllt und in geringer Entfernung über den Fußboden<lb/>
gehalten. J&#x017F;t die Tränkung mit Oel ge&#x017F;chehen, &#x017F;o werden die E&#x017F;triche<lb/>
mit Blut&#x017F;tein polirt. Dergleichen Fußboden werden &#x017F;ehr fe&#x017F;t, und<lb/>
man kann &#x017F;ie in ver&#x017F;chiedenen Farben, ganz mo&#x017F;aikartig, ausführen.</p><lb/>
          <p>Jn bewohnten Räumen &#x017F;ind &#x017F;ie jedoch für un&#x017F;er Klima zu kalt,<lb/>
und können nur zu &#x017F;olchen Zimmern verwendet werden, welche man<lb/>
ausnahmswei&#x017F;e braucht, dagegen eignen &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;ehr zu Hausfluren &#xA75B;c.</p><lb/>
          <p>2) <hi rendition="#g">Lehme&#x017F;triche.</hi> Sie kommen nur in ganz untergeordneten<lb/>
Wohngebäuden (Kathen, Büdnerwohnungen) und bei Dre&#x017F;chtennen<lb/>
vor; &#x017F;ie &#x017F;ind wärmer als Gypsfußboden, aber nicht &#x017F;o warm als ge-<lb/>
dielte. Repariren la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie &#x017F;ich nicht, man muß &#x017F;ie dann abnehmen<lb/>
und neu legen.</p><lb/>
          <p>Fetter Lehm wird, &#x017F;o wie er gegraben wird, mit der natürli-<lb/>
chen Erdfeuchtigkeit angefahren, und durch Schlägel, wie bei den Gyps-<lb/>
e&#x017F;trichen, fe&#x017F;tge&#x017F;chlagen. Eine &#x017F;olche Tenne wird etwa 1 Fuß &#x017F;tark.<lb/>
Ein E&#x017F;trich in einer Stube &#xA75B;c. etwa 6 Zoll &#x017F;tark. Ein E&#x017F;trich auf<lb/>
einem Dachboden 3 Zoll &#x017F;tark.</p><lb/>
          <p>Der Lehm wird in Lagen von 3 Zoll &#x017F;tark aufgetragen und<lb/>
fe&#x017F;tge&#x017F;chlagen. Jn Schweden erlangen die Tennen dadurch eine be&#x017F;on-<lb/>
dere Härte, daß man auf jede Lage fri&#x017F;chgebrannten Gyps auf&#x017F;iebt<lb/>
und dann die Lage fe&#x017F;t&#x017F;chlägt. Man vermengt den Lehm auch mit<lb/>
Och&#x017F;enblut und Theergalle, wenn er mager i&#x017F;t. Fetter Lehm, wie man<lb/>
ihn in den O&#x017F;t&#x017F;eeprovinzen hat, bedarf gar keines Bindemittels wei-<lb/>
ter. Ein Mehreres hierüber &#x017F;ehe man in <hi rendition="#g">Gillys</hi> Landbaukun&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>3) <hi rendition="#g">Mörtele&#x017F;triche. Wolfram</hi> in &#x017F;einer Bau-, Form- und<lb/>
Verbindungslehre giebt Seite 439 folgenden, im &#x017F;üdlichen Rußland<lb/>
üblichen Mörtele&#x017F;trich.</p><lb/>
          <p>Auf den geebneten Grund werden Steine ge&#x017F;chüttet und voll-<lb/>
kommen fe&#x017F;tge&#x017F;tampft. Dann läßt man Kalk, gleich nach dem Lö-<lb/>
&#x017F;chen, durch ein feines Sieb laufen, mi&#x017F;cht 2 Theile Kies mit 1 Theil<lb/>
Kalkpulver, und befeuchtet das Ganze mit &#x017F;o viel Rindsblut, als zum<lb/>
Fe&#x017F;thalten des feinen Pulvers nöthig i&#x017F;t, je weniger je be&#x017F;&#x017F;er. Die&#x017F;e<lb/>
Mi&#x017F;chung wird auf dem Boden ausgebreitet und &#x017F;ogleich ge&#x017F;tampft,<lb/>
wobei &#x017F;ie immer angefeuchtet wird. Während de&#x017F;&#x017F;en wird vom trock-<lb/>
nen Gemi&#x017F;ch (aus Sand und Kalkpulver) zuge&#x017F;treut, und &#x017F;o lange<lb/>
fortge&#x017F;tampft, bis der E&#x017F;trich &#x017F;teinhart i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Soll die Fläche &#x017F;ehr fein werden, &#x017F;o nimmt man zur näch&#x017F;ten<lb/>
Lage feinge&#x017F;iebten Kalk, &#x2152; Roggenmehl, etwas Rindsblut, &#x017F;tampft<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[290/0300] abgehobelt, und alsdann mit heißem Leinöl dreimal getränkt. Damit das Oel beſſer einziehe, werden flache eiſerne Blechkaſten mit glühen- den Kohlen gefüllt und in geringer Entfernung über den Fußboden gehalten. Jſt die Tränkung mit Oel geſchehen, ſo werden die Eſtriche mit Blutſtein polirt. Dergleichen Fußboden werden ſehr feſt, und man kann ſie in verſchiedenen Farben, ganz moſaikartig, ausführen. Jn bewohnten Räumen ſind ſie jedoch für unſer Klima zu kalt, und können nur zu ſolchen Zimmern verwendet werden, welche man ausnahmsweiſe braucht, dagegen eignen ſie ſich ſehr zu Hausfluren ꝛc. 2) Lehmeſtriche. Sie kommen nur in ganz untergeordneten Wohngebäuden (Kathen, Büdnerwohnungen) und bei Dreſchtennen vor; ſie ſind wärmer als Gypsfußboden, aber nicht ſo warm als ge- dielte. Repariren laſſen ſie ſich nicht, man muß ſie dann abnehmen und neu legen. Fetter Lehm wird, ſo wie er gegraben wird, mit der natürli- chen Erdfeuchtigkeit angefahren, und durch Schlägel, wie bei den Gyps- eſtrichen, feſtgeſchlagen. Eine ſolche Tenne wird etwa 1 Fuß ſtark. Ein Eſtrich in einer Stube ꝛc. etwa 6 Zoll ſtark. Ein Eſtrich auf einem Dachboden 3 Zoll ſtark. Der Lehm wird in Lagen von 3 Zoll ſtark aufgetragen und feſtgeſchlagen. Jn Schweden erlangen die Tennen dadurch eine beſon- dere Härte, daß man auf jede Lage friſchgebrannten Gyps aufſiebt und dann die Lage feſtſchlägt. Man vermengt den Lehm auch mit Ochſenblut und Theergalle, wenn er mager iſt. Fetter Lehm, wie man ihn in den Oſtſeeprovinzen hat, bedarf gar keines Bindemittels wei- ter. Ein Mehreres hierüber ſehe man in Gillys Landbaukunſt. 3) Mörteleſtriche. Wolfram in ſeiner Bau-, Form- und Verbindungslehre giebt Seite 439 folgenden, im ſüdlichen Rußland üblichen Mörteleſtrich. Auf den geebneten Grund werden Steine geſchüttet und voll- kommen feſtgeſtampft. Dann läßt man Kalk, gleich nach dem Lö- ſchen, durch ein feines Sieb laufen, miſcht 2 Theile Kies mit 1 Theil Kalkpulver, und befeuchtet das Ganze mit ſo viel Rindsblut, als zum Feſthalten des feinen Pulvers nöthig iſt, je weniger je beſſer. Dieſe Miſchung wird auf dem Boden ausgebreitet und ſogleich geſtampft, wobei ſie immer angefeuchtet wird. Während deſſen wird vom trock- nen Gemiſch (aus Sand und Kalkpulver) zugeſtreut, und ſo lange fortgeſtampft, bis der Eſtrich ſteinhart iſt. Soll die Fläche ſehr fein werden, ſo nimmt man zur nächſten Lage feingeſiebten Kalk, ⅒ Roggenmehl, etwas Rindsblut, ſtampft

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/300
Zitationshilfe: Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/300>, abgerufen am 04.05.2024.