Töpfe in der Ansicht und im Durchschnitt, und Fig. 200. dieselben in ihrer Stellung im Grundrisse.
Gußgewölbe ohne Anwendung von Töpfen werden in der Art ausgeführt, daß man zuvörderst ein Lehrgerüst aufstellt, und dies nach der vorgeschriebenen Bogenform mit Brettern verschalt. Auf diese Verschalung wird der aus leichtem Gestein (Bimsstein, Tuff, Schlacken) mit Puzzolanemörtel gemischter Beton schichtenweise von unten nach oben aufgetragen, so dick als die Wölbung werden soll.
Man muß hierbei besonders Acht haben, daß man eine nächst- obere Schicht nicht eher auftrage, bis die nächstuntere getrocknet ist, welches bei dem sehr schnelltrocknenden Mörtelguß in wenig Tagen geschieht. Bringt man die neue Lage zu früh auf, oder gießt man z. B. ein ganzes Gewölbe mit einem Male, so giebt es, wegen des gewaltsamen Zusammenziehens der Masse bei dem Trocknen, große Risse und Sprünge.
Jn Calabrien pflegt man ganze Brückenbogen, wenn sie nicht groß sind, auf ähnliche Art zu gießen. Ebenso machen sich die ar- men Leute daselbst ihre Hütten. Es werden zu einer Brücke Steine so aufgeschichtet, daß sie die Form des Brückenbogens darstellen, über diese schichtet man kleineres Gestein und vergießt dasselbe mit Puzzo- lanemörtel. Nachdem das Ganze trocken ist, räumt man die unteren Steine fort und die Brücke steht fertig da.
Bei Hütten verfährt man ganz ähnlich. Man schichtet zuvör- derst große Steine kegelartig aufeinander, auf diese bringt man schich- tenweise einen Guß, aus kleinen Steinen und Puzzolane bestehend, so daß man aber wo die Thüre sein soll, eine Oeffnung beläßt. Jst der Guß trocken, so räumt man durch die Oeffnung den Steinkegel inner- halb fort, und man erhält einen kegelförmig gewölbten Raum, wel- cher einem Bienenkorbe nicht unähnlich ist.
Jst bei einem Gußgewölbe der Raum sehr groß, so daß man für die Festigkeit fürchten zu müssen glaubt, so wölbt man nach Taf. VIII. Fig. 193. ringsherum erst Gurten von Ziegelsteinen, läßt dieselben austrocknen und füllt alsdann die Zwischenräume mit Guß- werk. Hierdurch wird der Raum in viele kleinere Theile getheilt, das ungleiche Setzen so wie das Reißen des Gusses verhindert, und doch eine bedeutend größere Leichtigkeit des Ganzen erzielt. Was die Stärke der Widerlager solcher Gußgewölbe betrifft, so kann man sie etwa 3/4 so stark machen, als sie bei gewöhnlicher Steinconstruction geworden wären.
Zieht man eiserne Hülfsanker so lange ein, bis der Guß trocken
Töpfe in der Anſicht und im Durchſchnitt, und Fig. 200. dieſelben in ihrer Stellung im Grundriſſe.
Gußgewölbe ohne Anwendung von Töpfen werden in der Art ausgeführt, daß man zuvörderſt ein Lehrgerüſt aufſtellt, und dies nach der vorgeſchriebenen Bogenform mit Brettern verſchalt. Auf dieſe Verſchalung wird der aus leichtem Geſtein (Bimsſtein, Tuff, Schlacken) mit Puzzolanemörtel gemiſchter Béton ſchichtenweiſe von unten nach oben aufgetragen, ſo dick als die Wölbung werden ſoll.
Man muß hierbei beſonders Acht haben, daß man eine nächſt- obere Schicht nicht eher auftrage, bis die nächſtuntere getrocknet iſt, welches bei dem ſehr ſchnelltrocknenden Mörtelguß in wenig Tagen geſchieht. Bringt man die neue Lage zu früh auf, oder gießt man z. B. ein ganzes Gewölbe mit einem Male, ſo giebt es, wegen des gewaltſamen Zuſammenziehens der Maſſe bei dem Trocknen, große Riſſe und Sprünge.
Jn Calabrien pflegt man ganze Brückenbogen, wenn ſie nicht groß ſind, auf ähnliche Art zu gießen. Ebenſo machen ſich die ar- men Leute daſelbſt ihre Hütten. Es werden zu einer Brücke Steine ſo aufgeſchichtet, daß ſie die Form des Brückenbogens darſtellen, über dieſe ſchichtet man kleineres Geſtein und vergießt daſſelbe mit Puzzo- lanemörtel. Nachdem das Ganze trocken iſt, räumt man die unteren Steine fort und die Brücke ſteht fertig da.
Bei Hütten verfährt man ganz ähnlich. Man ſchichtet zuvör- derſt große Steine kegelartig aufeinander, auf dieſe bringt man ſchich- tenweiſe einen Guß, aus kleinen Steinen und Puzzolane beſtehend, ſo daß man aber wo die Thüre ſein ſoll, eine Oeffnung beläßt. Jſt der Guß trocken, ſo räumt man durch die Oeffnung den Steinkegel inner- halb fort, und man erhält einen kegelförmig gewölbten Raum, wel- cher einem Bienenkorbe nicht unähnlich iſt.
Jſt bei einem Gußgewölbe der Raum ſehr groß, ſo daß man für die Feſtigkeit fürchten zu müſſen glaubt, ſo wölbt man nach Taf. VIII. Fig. 193. ringsherum erſt Gurten von Ziegelſteinen, läßt dieſelben austrocknen und füllt alsdann die Zwiſchenräume mit Guß- werk. Hierdurch wird der Raum in viele kleinere Theile getheilt, das ungleiche Setzen ſo wie das Reißen des Guſſes verhindert, und doch eine bedeutend größere Leichtigkeit des Ganzen erzielt. Was die Stärke der Widerlager ſolcher Gußgewölbe betrifft, ſo kann man ſie etwa ¾ ſo ſtark machen, als ſie bei gewöhnlicher Steinconſtruction geworden wären.
Zieht man eiſerne Hülfsanker ſo lange ein, bis der Guß trocken
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Töpfe in der Anſicht und im Durchſchnitt, und Fig. 200. dieſelben
in ihrer Stellung im Grundriſſe.
Gußgewölbe ohne Anwendung von Töpfen werden in der
Art ausgeführt, daß man zuvörderſt ein Lehrgerüſt aufſtellt, und dies
nach der vorgeſchriebenen Bogenform mit Brettern verſchalt. Auf
dieſe Verſchalung wird der aus leichtem Geſtein (Bimsſtein, Tuff,
Schlacken) mit Puzzolanemörtel gemiſchter Béton ſchichtenweiſe von
unten nach oben aufgetragen, ſo dick als die Wölbung werden ſoll.
Man muß hierbei beſonders Acht haben, daß man eine nächſt-
obere Schicht nicht eher auftrage, bis die nächſtuntere getrocknet iſt,
welches bei dem ſehr ſchnelltrocknenden Mörtelguß in wenig Tagen
geſchieht. Bringt man die neue Lage zu früh auf, oder gießt man
z. B. ein ganzes Gewölbe mit einem Male, ſo giebt es, wegen des
gewaltſamen Zuſammenziehens der Maſſe bei dem Trocknen, große
Riſſe und Sprünge.
Jn Calabrien pflegt man ganze Brückenbogen, wenn ſie nicht
groß ſind, auf ähnliche Art zu gießen. Ebenſo machen ſich die ar-
men Leute daſelbſt ihre Hütten. Es werden zu einer Brücke Steine
ſo aufgeſchichtet, daß ſie die Form des Brückenbogens darſtellen, über
dieſe ſchichtet man kleineres Geſtein und vergießt daſſelbe mit Puzzo-
lanemörtel. Nachdem das Ganze trocken iſt, räumt man die unteren
Steine fort und die Brücke ſteht fertig da.
Bei Hütten verfährt man ganz ähnlich. Man ſchichtet zuvör-
derſt große Steine kegelartig aufeinander, auf dieſe bringt man ſchich-
tenweiſe einen Guß, aus kleinen Steinen und Puzzolane beſtehend, ſo
daß man aber wo die Thüre ſein ſoll, eine Oeffnung beläßt. Jſt der
Guß trocken, ſo räumt man durch die Oeffnung den Steinkegel inner-
halb fort, und man erhält einen kegelförmig gewölbten Raum, wel-
cher einem Bienenkorbe nicht unähnlich iſt.
Jſt bei einem Gußgewölbe der Raum ſehr groß, ſo daß man
für die Feſtigkeit fürchten zu müſſen glaubt, ſo wölbt man nach
Taf. VIII. Fig. 193. ringsherum erſt Gurten von Ziegelſteinen, läßt
dieſelben austrocknen und füllt alsdann die Zwiſchenräume mit Guß-
werk. Hierdurch wird der Raum in viele kleinere Theile getheilt, das
ungleiche Setzen ſo wie das Reißen des Guſſes verhindert, und doch
eine bedeutend größere Leichtigkeit des Ganzen erzielt. Was die
Stärke der Widerlager ſolcher Gußgewölbe betrifft, ſo kann man ſie
etwa ¾ ſo ſtark machen, als ſie bei gewöhnlicher Steinconſtruction
geworden wären.
Zieht man eiſerne Hülfsanker ſo lange ein, bis der Guß trocken
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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/232>, abgerufen am 28.07.2024.
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