darum vereinigt er auch in seinen Dichtungen je das Herrlichste der Dichter beider Zeiten. Was die Pro¬ venzalen Glänzendes, die Normannen Ritterliches, die Bretonen Zartes, die Engländer Schauerliches, die Deutschen Süßes und Tiefes gesungen, klingt in sei¬ nen Dichtungen wieder, und wem unter den Neuern steht er nach? Von Lessing hat er den feinen Spott und Sarkasmus, von Göthe die warme lebendige Darstellung der Natur und Menschen, von Schiller das Hohe, Edle, Ideale, von Jean Paul die bunte überströmende Phantasie. Er hat aber mehr als sie alle, ein Gemüth und Talent, das ohne alle fremde Beimischung die deutsche Eigenthümlichkeit in ihrer ganzen Tiefe und im weitesten Umfang erfüllt und offenbart.
Unter den Dichtern, welche Tieck in der Rich¬ tung nach der mittelalterlichen Poesie gefolgt sind, steht ihm Arnim zunächst, dessen beinah völlig ver¬ gessenes dramatisches Gedicht "Halle und Jerusalem" wohl nur in der Form, nicht aber an zartem und tiefem Sinn hinter den Werken seines großen Vor¬ gängers zurücksteht. Auf keinen Fall hat dieser Dich¬ ter die Undankbarkeit verdient, mit welcher man seine Werke weniger aufgenommen, als verschmäht und ver¬ gessen hat.
Fouque war der Mann, durch welchen das Bestreben Tieck's erst Popularität erhielt. Es pflegt immer so zu gehn, daß man das Tiefe erst verfla¬ chen muß, wenn es den Kurzsichtigen bemerklich wer¬
darum vereinigt er auch in ſeinen Dichtungen je das Herrlichſte der Dichter beider Zeiten. Was die Pro¬ venzalen Glaͤnzendes, die Normannen Ritterliches, die Bretonen Zartes, die Englaͤnder Schauerliches, die Deutſchen Suͤßes und Tiefes geſungen, klingt in ſei¬ nen Dichtungen wieder, und wem unter den Neuern ſteht er nach? Von Leſſing hat er den feinen Spott und Sarkasmus, von Goͤthe die warme lebendige Darſtellung der Natur und Menſchen, von Schiller das Hohe, Edle, Ideale, von Jean Paul die bunte uͤberſtroͤmende Phantaſie. Er hat aber mehr als ſie alle, ein Gemuͤth und Talent, das ohne alle fremde Beimiſchung die deutſche Eigenthuͤmlichkeit in ihrer ganzen Tiefe und im weiteſten Umfang erfuͤllt und offenbart.
Unter den Dichtern, welche Tieck in der Rich¬ tung nach der mittelalterlichen Poeſie gefolgt ſind, ſteht ihm Arnim zunaͤchſt, deſſen beinah voͤllig ver¬ geſſenes dramatiſches Gedicht «Halle und Jeruſalem» wohl nur in der Form, nicht aber an zartem und tiefem Sinn hinter den Werken ſeines großen Vor¬ gaͤngers zuruͤckſteht. Auf keinen Fall hat dieſer Dich¬ ter die Undankbarkeit verdient, mit welcher man ſeine Werke weniger aufgenommen, als verſchmaͤht und ver¬ geſſen hat.
Fouqué war der Mann, durch welchen das Beſtreben Tieck's erſt Popularitaͤt erhielt. Es pflegt immer ſo zu gehn, daß man das Tiefe erſt verfla¬ chen muß, wenn es den Kurzſichtigen bemerklich wer¬
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darum vereinigt er auch in ſeinen Dichtungen je das
Herrlichſte der Dichter beider Zeiten. Was die Pro¬
venzalen Glaͤnzendes, die Normannen Ritterliches, die
Bretonen Zartes, die Englaͤnder Schauerliches, die
Deutſchen Suͤßes und Tiefes geſungen, klingt in ſei¬
nen Dichtungen wieder, und wem unter den Neuern
ſteht er nach? Von Leſſing hat er den feinen Spott
und Sarkasmus, von Goͤthe die warme lebendige
Darſtellung der Natur und Menſchen, von Schiller
das Hohe, Edle, Ideale, von Jean Paul die bunte
uͤberſtroͤmende Phantaſie. Er hat aber mehr als ſie
alle, ein Gemuͤth und Talent, das ohne alle fremde
Beimiſchung die deutſche Eigenthuͤmlichkeit in ihrer
ganzen Tiefe und im weiteſten Umfang erfuͤllt und
offenbart.
Unter den Dichtern, welche Tieck in der Rich¬
tung nach der mittelalterlichen Poeſie gefolgt ſind,
ſteht ihm Arnim zunaͤchſt, deſſen beinah voͤllig ver¬
geſſenes dramatiſches Gedicht «Halle und Jeruſalem»
wohl nur in der Form, nicht aber an zartem und
tiefem Sinn hinter den Werken ſeines großen Vor¬
gaͤngers zuruͤckſteht. Auf keinen Fall hat dieſer Dich¬
ter die Undankbarkeit verdient, mit welcher man ſeine
Werke weniger aufgenommen, als verſchmaͤht und ver¬
geſſen hat.
Fouqu é war der Mann, durch welchen das
Beſtreben Tieck's erſt Popularitaͤt erhielt. Es pflegt
immer ſo zu gehn, daß man das Tiefe erſt verfla¬
chen muß, wenn es den Kurzſichtigen bemerklich wer¬
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Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 2. Stuttgart, 1828, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_literatur02_1828/162>, abgerufen am 25.11.2024.
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