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Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 2. Stuttgart, 1828.

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die das Wunderbare im Weltganzen sucht, deren Ge¬
genstand die ganze Schöpfung ist, während der Ge¬
genstand der eben erwähnten Poesie immer nur das
Höchste der Schöpfung, der Mensch war. Warum
auch sollte nur der Mensch und nur in den engen
Grenzen einer Begebenheit ein würdiger Gegenstand
der Dichtung seyn, und nicht die Natur selbst in
ihrem ganzen Umfang, als ein einziges großes
Wunder.

Wir müssen zweierlei Arten solcher Weltge¬
dichte
wenigstens der Form nach unterscheiden, die
systematischen und die freien, oder die architektoni¬
schen und pittoresken. Jene betrachten wir hier zuerst.

Schon im höchsten Alterthum entstanden große
Weltgedichte, Kosmogonien, in denen man die Schö¬
pfung und das Wesen der Welt abspiegelte. Allen
lag ein mehr oder weniger klares System zu Grunde.
Die unendliche Mannigfaltigkeit der Welt in ein
wohlgeordnetes System zu bringen, war eben die
Aufgabe. Aus den Kosmogonien und Religionssystemen
giengen die philosophischen Systeme hervor, sofern
sie dogmatisch die Welt zu construiren unternahmen,
und nicht bloß kritisch untersuchten, was möglich
möchte seyn, sondern apodiktisch verkündeten, so ist
es! Alle diese dogmatischen Systeme giengen aus
einer dichterischen Begeisterung, aus einer höhern
Offenbarung, aus Visionen, aus einer Vorspiegelung
der entflammten Phantasie hervor, daher sie auch
größtentheils in Bildern und in einer prophetischen,

die das Wunderbare im Weltganzen ſucht, deren Ge¬
genſtand die ganze Schoͤpfung iſt, waͤhrend der Ge¬
genſtand der eben erwaͤhnten Poeſie immer nur das
Hoͤchſte der Schoͤpfung, der Menſch war. Warum
auch ſollte nur der Menſch und nur in den engen
Grenzen einer Begebenheit ein wuͤrdiger Gegenſtand
der Dichtung ſeyn, und nicht die Natur ſelbſt in
ihrem ganzen Umfang, als ein einziges großes
Wunder.

Wir muͤſſen zweierlei Arten ſolcher Weltge¬
dichte
wenigſtens der Form nach unterſcheiden, die
ſyſtematiſchen und die freien, oder die architektoni¬
ſchen und pittoresken. Jene betrachten wir hier zuerſt.

Schon im hoͤchſten Alterthum entſtanden große
Weltgedichte, Kosmogonien, in denen man die Schoͤ¬
pfung und das Weſen der Welt abſpiegelte. Allen
lag ein mehr oder weniger klares Syſtem zu Grunde.
Die unendliche Mannigfaltigkeit der Welt in ein
wohlgeordnetes Syſtem zu bringen, war eben die
Aufgabe. Aus den Kosmogonien und Religionsſyſtemen
giengen die philoſophiſchen Syſteme hervor, ſofern
ſie dogmatiſch die Welt zu conſtruiren unternahmen,
und nicht bloß kritiſch unterſuchten, was moͤglich
moͤchte ſeyn, ſondern apodiktiſch verkuͤndeten, ſo iſt
es! Alle dieſe dogmatiſchen Syſteme giengen aus
einer dichteriſchen Begeiſterung, aus einer hoͤhern
Offenbarung, aus Viſionen, aus einer Vorſpiegelung
der entflammten Phantaſie hervor, daher ſie auch
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[133/0143] die das Wunderbare im Weltganzen ſucht, deren Ge¬ genſtand die ganze Schoͤpfung iſt, waͤhrend der Ge¬ genſtand der eben erwaͤhnten Poeſie immer nur das Hoͤchſte der Schoͤpfung, der Menſch war. Warum auch ſollte nur der Menſch und nur in den engen Grenzen einer Begebenheit ein wuͤrdiger Gegenſtand der Dichtung ſeyn, und nicht die Natur ſelbſt in ihrem ganzen Umfang, als ein einziges großes Wunder. Wir muͤſſen zweierlei Arten ſolcher Weltge¬ dichte wenigſtens der Form nach unterſcheiden, die ſyſtematiſchen und die freien, oder die architektoni¬ ſchen und pittoresken. Jene betrachten wir hier zuerſt. Schon im hoͤchſten Alterthum entſtanden große Weltgedichte, Kosmogonien, in denen man die Schoͤ¬ pfung und das Weſen der Welt abſpiegelte. Allen lag ein mehr oder weniger klares Syſtem zu Grunde. Die unendliche Mannigfaltigkeit der Welt in ein wohlgeordnetes Syſtem zu bringen, war eben die Aufgabe. Aus den Kosmogonien und Religionsſyſtemen giengen die philoſophiſchen Syſteme hervor, ſofern ſie dogmatiſch die Welt zu conſtruiren unternahmen, und nicht bloß kritiſch unterſuchten, was moͤglich moͤchte ſeyn, ſondern apodiktiſch verkuͤndeten, ſo iſt es! Alle dieſe dogmatiſchen Syſteme giengen aus einer dichteriſchen Begeiſterung, aus einer hoͤhern Offenbarung, aus Viſionen, aus einer Vorſpiegelung der entflammten Phantaſie hervor, daher ſie auch groͤßtentheils in Bildern und in einer prophetiſchen,

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Zitationshilfe: Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 2. Stuttgart, 1828, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_literatur02_1828/143>, abgerufen am 23.11.2024.