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Mendelssohn, Moses: Jerusalem oder über religiöse Macht und Judenthum. Berlin, 1783.

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rer und unmittelbarer Wirkung, und hört und
siehet vielmehr die alles belebende Kraft der
Gottheit überall: in jeder aufgehenden Sonne,
in jedem Regen, der niederfällt, in jeder Blu-
me, die aufblühet, und in jedem Lamme, das
auf der Wiese weidet und sich seines Daseyns
freuet. Diese Vorstellungsart hat etwas feh-
lerhaftes; allein sie führet unmittelbar zur Er-
kenntniß eines unsichtbaren allmächtigen Wesens,
dem wir alles Gute, das wir genießen, zu ver-
danken haben. Sobald aber ein Epikur oder
Lukrez, ein Helvetius oder Hume das Un-
vollständige in dieser Vorstellungsart rüget, und
(welches der menschlichen Schwachheit zu gute
zu halten ist) auf der andern Seite ausschweif-
fet, und mit dem Worte Natur ein täuschen-
des Spiel treiben will; so erweckt die Vorse-
hung wiederum andere Männer im Volke, die
Vorurtheil von Wahrheit trennen, das Ueber-
triebene von beiden Seiten berichtigen, und
zeigen, daß die Wahrheit Bestand habe, wenn
auch das Vorurtheil verworfen wird. Im Grun-
de ist es immer noch derselbe Stoff; dort mit
allen rohen aber kraftvollen Säften, die ihm

die

rer und unmittelbarer Wirkung, und hoͤrt und
ſiehet vielmehr die alles belebende Kraft der
Gottheit uͤberall: in jeder aufgehenden Sonne,
in jedem Regen, der niederfaͤllt, in jeder Blu-
me, die aufbluͤhet, und in jedem Lamme, das
auf der Wieſe weidet und ſich ſeines Daſeyns
freuet. Dieſe Vorſtellungsart hat etwas feh-
lerhaftes; allein ſie fuͤhret unmittelbar zur Er-
kenntniß eines unſichtbaren allmaͤchtigen Weſens,
dem wir alles Gute, das wir genießen, zu ver-
danken haben. Sobald aber ein Epikur oder
Lukrez, ein Helvetius oder Hume das Un-
vollſtaͤndige in dieſer Vorſtellungsart ruͤget, und
(welches der menſchlichen Schwachheit zu gute
zu halten iſt) auf der andern Seite ausſchweif-
fet, und mit dem Worte Natur ein taͤuſchen-
des Spiel treiben will; ſo erweckt die Vorſe-
hung wiederum andere Maͤnner im Volke, die
Vorurtheil von Wahrheit trennen, das Ueber-
triebene von beiden Seiten berichtigen, und
zeigen, daß die Wahrheit Beſtand habe, wenn
auch das Vorurtheil verworfen wird. Im Grun-
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[43/0145] rer und unmittelbarer Wirkung, und hoͤrt und ſiehet vielmehr die alles belebende Kraft der Gottheit uͤberall: in jeder aufgehenden Sonne, in jedem Regen, der niederfaͤllt, in jeder Blu- me, die aufbluͤhet, und in jedem Lamme, das auf der Wieſe weidet und ſich ſeines Daſeyns freuet. Dieſe Vorſtellungsart hat etwas feh- lerhaftes; allein ſie fuͤhret unmittelbar zur Er- kenntniß eines unſichtbaren allmaͤchtigen Weſens, dem wir alles Gute, das wir genießen, zu ver- danken haben. Sobald aber ein Epikur oder Lukrez, ein Helvetius oder Hume das Un- vollſtaͤndige in dieſer Vorſtellungsart ruͤget, und (welches der menſchlichen Schwachheit zu gute zu halten iſt) auf der andern Seite ausſchweif- fet, und mit dem Worte Natur ein taͤuſchen- des Spiel treiben will; ſo erweckt die Vorſe- hung wiederum andere Maͤnner im Volke, die Vorurtheil von Wahrheit trennen, das Ueber- triebene von beiden Seiten berichtigen, und zeigen, daß die Wahrheit Beſtand habe, wenn auch das Vorurtheil verworfen wird. Im Grun- de iſt es immer noch derſelbe Stoff; dort mit allen rohen aber kraftvollen Saͤften, die ihm die

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Zitationshilfe: Mendelssohn, Moses: Jerusalem oder über religiöse Macht und Judenthum. Berlin, 1783, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mendelssohn_jerusalem_1783/145>, abgerufen am 23.11.2024.