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Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605.

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Jn der Schwachheit verpflicht er sich offt/ er
wolte sein lebenlang keinem Heiligen mehr etwas
zu leyd thun.

CCXIII. Von einem Pfarherr vnd
zween Schäfern.

EJn Pfarherr zu N. gieng fleissig nach Fri-
den mit seinen Nachbarn zum Bier. Da er
nun auff ein zeit vernam/ wie daß der vnnd
der ein gut Bier gemacht hette/ zeugt er
mit seinem Weib nach Friden/ vnnd wil das Bier
versuchen. Diß sehen deß Schäfers zween Jungen/
vnnd redt einer den andern also an: Sihe/ da ziehet
vnser Priester hin mit seiner Frawen nach Friden/
es gehet in der Warheit kein tag hin/ sie ziehen mit
den Nachbarn dahin vnnd zechen. Sie gehen nün
nit heim/ sie haben sich dann voll gesoffen: Wiltu
mir folgen/ so wöllen wir jhm einen stattlichen bos-
sen thun/ wann er auff den Abend heim gehet. Am
Vfer bey der Strassen/ die vnser Pfaff gehen muß/
sind zwey Wespennester/ da wöllen wir hingehen/
wann er kompt/ vnd sie mit vnserm stecken erregen/
daß sie auff jhn zu flihen. Der anschlag gefiel dem
andern sehr wol: Also warten sie mit schmertzen
auff deß Priesters widerkunfft/ daß sie nur jhren
Lusten an jhm büssen möchten. Sie steigen von ei-
nem Hügel auff den andern/ vnd haben fleissig acht/
ob er nicht einmal kommen wolte/ wiewol sie wu-
sten/ daß er seiner gewonheit nach nicht vor abendt
heim zugehen pflegte. Endlich felt der lang ge-
wüntschte vnd begerte abend eyn/ daher machen sie
jhn Hoffnung/ der Priester vnd sein Weib worden
nicht lang auß bleiben können: Wie sie dann recht
gedacht. Dann der Priester kompt daher gezogen/
vnnd leitet sein Weib in der Hand/ als ob sie mit

ein-

Jn der Schwachheit verpflicht er ſich offt/ er
wolte ſein lebenlang keinem Heiligen mehr etwas
zu leyd thun.

CCXIII. Von einem Pfarherr vnd
zween Schaͤfern.

EJn Pfarherr zu N. gieng fleiſſig nach Fri-
den mit ſeinen Nachbarn zum Bier. Da er
nun auff ein zeit vernam/ wie daß der vnnd
der ein gut Bier gemacht hette/ zeugt er
mit ſeinem Weib nach Friden/ vnnd wil das Bier
verſuchen. Diß ſehen deß Schaͤfers zween Jungẽ/
vnnd redt einer den andern alſo an: Sihe/ da ziehet
vnſer Prieſter hin mit ſeiner Frawen nach Friden/
es gehet in der Warheit kein tag hin/ ſie ziehen mit
den Nachbarn dahin vnnd zechen. Sie gehen nuͤn
nit heim/ ſie haben ſich dann voll geſoffen: Wiltu
mir folgen/ ſo woͤllen wir jhm einen ſtattlichen boſ-
ſen thun/ wann er auff den Abend heim gehet. Am
Vfer bey der Straſſen/ die vnſer Pfaff gehen muß/
ſind zwey Weſpenneſter/ da woͤllen wir hingehen/
wann er kompt/ vnd ſie mit vnſerm ſtecken erregen/
daß ſie auff jhn zu flihen. Der anſchlag gefiel dem
andern ſehr wol: Alſo warten ſie mit ſchmertzen
auff deß Prieſters widerkunfft/ daß ſie nur jhren
Luſten an jhm buͤſſen moͤchten. Sie ſteigen von ei-
nem Huͤgel auff den andern/ vnd haben fleiſſig acht/
ob er nicht einmal kommen wolte/ wiewol ſie wu-
ſten/ daß er ſeiner gewonheit nach nicht vor abendt
heim zugehen pflegte. Endlich felt der lang ge-
wuͤntſchte vnd begerte abend eyn/ daher machen ſie
jhn Hoffnung/ der Prieſter vnd ſein Weib worden
nicht lang auß bleiben koͤnnen: Wie ſie dann recht
gedacht. Dann der Prieſter kompt daher gezogen/
vnnd leitet ſein Weib in der Hand/ als ob ſie mit

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[334/0360] Jn der Schwachheit verpflicht er ſich offt/ er wolte ſein lebenlang keinem Heiligen mehr etwas zu leyd thun. CCXIII. Von einem Pfarherr vnd zween Schaͤfern. EJn Pfarherr zu N. gieng fleiſſig nach Fri- den mit ſeinen Nachbarn zum Bier. Da er nun auff ein zeit vernam/ wie daß der vnnd der ein gut Bier gemacht hette/ zeugt er mit ſeinem Weib nach Friden/ vnnd wil das Bier verſuchen. Diß ſehen deß Schaͤfers zween Jungẽ/ vnnd redt einer den andern alſo an: Sihe/ da ziehet vnſer Prieſter hin mit ſeiner Frawen nach Friden/ es gehet in der Warheit kein tag hin/ ſie ziehen mit den Nachbarn dahin vnnd zechen. Sie gehen nuͤn nit heim/ ſie haben ſich dann voll geſoffen: Wiltu mir folgen/ ſo woͤllen wir jhm einen ſtattlichen boſ- ſen thun/ wann er auff den Abend heim gehet. Am Vfer bey der Straſſen/ die vnſer Pfaff gehen muß/ ſind zwey Weſpenneſter/ da woͤllen wir hingehen/ wann er kompt/ vnd ſie mit vnſerm ſtecken erregen/ daß ſie auff jhn zu flihen. Der anſchlag gefiel dem andern ſehr wol: Alſo warten ſie mit ſchmertzen auff deß Prieſters widerkunfft/ daß ſie nur jhren Luſten an jhm buͤſſen moͤchten. Sie ſteigen von ei- nem Huͤgel auff den andern/ vnd haben fleiſſig acht/ ob er nicht einmal kommen wolte/ wiewol ſie wu- ſten/ daß er ſeiner gewonheit nach nicht vor abendt heim zugehen pflegte. Endlich felt der lang ge- wuͤntſchte vnd begerte abend eyn/ daher machen ſie jhn Hoffnung/ der Prieſter vnd ſein Weib worden nicht lang auß bleiben koͤnnen: Wie ſie dann recht gedacht. Dann der Prieſter kompt daher gezogen/ vnnd leitet ſein Weib in der Hand/ als ob ſie mit ein-

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Zitationshilfe: Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605/360>, abgerufen am 13.05.2024.