Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605.Nach dem er nun gantz erzehlet/ gehet Frideri- Der König geht widerumb hinein/ vnnd redet dern/
Nach dem er nun gantz erzehlet/ gehet Frideri- Der Koͤnig geht widerumb hinein/ vnnd redet dern/
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Nach dem er nun gantz erzehlet/ gehet Frideri-
cus mit dem Soldan vor den Pallaſt/ fragt jhn al-
ſo: Groſzmaͤchtigſter Koͤnig/ wie gefelt euch der
Kauffmann? Kan er nicht ſeine boſſen frey erzeh-
len/ vñ ſein Schelmenſtuͤcklein an tag geben? Was
meynt ewer Koͤniglich Weiſzheit wol/ daſz dieſer
ſchlimme Geſell vor eine ſtraffen verdienet zu ha-
ben/ vnd was er werth ſey? Dann er ſich erſtlich vn-
derfangen eines andern Weib zu fall vnnd vnehr
zu bringen. Darnach beſtihlet er ſie heimlich aller
jhrer beſten Kleinodien. Bringet es auch endlich
ſo weit/ daß das ehrlich Weib vnſchuldiglichen
wird vmbbracht. Der Koͤnig antwortet alſo dar-
auff: Er were wol werth/ daß jhm Arm vnd Bein/
vnd alle Glieder mit einem Rad zerſtoſſen wur-
den/ vnnd darnach an liechten Galgen gehencket
wuͤrde/ dann er iſt beydes/ ein Moͤrder/ vnnd ein
Dieb. Diß ſagt der Fuͤrſt/ iſt mir ein gutes Vr-
theil/ welches der loſe Mann auch wol werth iſt.
Darauff ſo bitt ich euch o Gnaͤdigſter Koͤnig/ daß
jhr euch widerumb in den Saal wollet begeben/
dann jhr Herren alleſampt ſollet bald etwas newes
erfahren/ daruͤber jhr euch billich verwundern ſol-
let. Dann jhr ſolt ſehen eben die Matron/ welche
das Vngluͤck alles hat muͤſſen leiden vnnd auß-
ſtehen.
Der Koͤnig geht widerumb hinein/ vnnd redet
mit ſeinen Herren viel vnnd mancherley von der ſa-
chen/ bringen alſo die zeit hin. Mitlerweil aber ge-
het der Fuͤrſt Fridericus allein in ſein Gemach/ le-
get alle ſeine Kleider ab/ daß ſie gantz Mutterna-
ckent war/ ohn allen vor jhre Weibliche Scham
henckte ſie ein duͤnn ſeidenes Duͤchlein. Nach die-
ſem gehet ſie wider in den Saal/ ſtehet alſo nackent
vor den Koͤnig/ vnd alle ſeine Herren. Die ſehen ſie
alle an/ verwundern ſich/ vnd fraget je einer den an-
dern/
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