Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605.

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CVIII. Von zween Cardinaln.

DA zween Cardinaln mit einander
auff das Concilium nach Costentz
zihen/ auff welchem Johannes Huß
der bestendige Martyrer Christi
verbrant worden/ da begegnet jhnen ein
Scheffer/ der weinet bitterlich. Sie fragen
jhn/ warumb er so sehr weine. Er antwortet/
ich sehe alhie ein Krothen/ welche so ab-
schewlich ist als jrgent ein Thier seyn mag/
das ich hergegen ein Mensch bin mit ver-
nunfft begabet/ ja/ der ich nach GOTtes E-
benbild bin geschaffen worden. Nun be-
kümmer ich mich von grundt meines hertzens
daruber/ daß ich GOTT meinem HErrn
vnnd Schöpffer nicht danckbar sein kann/
der mich eben so wol zu einer solchen Krothen
oder zu einer Eulen hett nach seinem willen
machen können. Die Cardinäl entsetzten sich
hieruber/ vnnd bekennen/ ob sie gleich höhers
standts vnnd mit grössern wurthen begabt
seyen/ so hetten sie doch nie hieran gedacht/
wie sie GOTT dafur möchten danckbar
seyn/ da sie doch mehr vrsach vnnd gelegen-
heit hierzu gehabt. Mann sagt/ es hab sich
einer vnder denselben so sehr bekummert/
daß er vom Pferdt gefallen/ vnd da er wider
zu sich selbst kommen/ hab er also gesagt: O
du heyliger Augustine wie wahr hastu ge-
sagt: Die Vngelerten werden auffstehen vnnd
in Himmel fahren/ wir aber werden mit
vnser lehr im fleisch vnnd Blut
vns weltzen.

Von

CVIII. Von zween Cardinaln.

DA zween Cardinaln mit einander
auff das Concilium nach Coſtentz
zihen/ auff welchem Johannes Huß
der beſtendige Martyrer Chriſti
verbrant worden/ da begegnet jhnen ein
Scheffer/ der weinet bitterlich. Sie fragen
jhn/ warumb er ſo ſehr weine. Er antwortet/
ich ſehe alhie ein Krothen/ welche ſo ab-
ſchewlich iſt als jrgent ein Thier ſeyn mag/
das ich hergegen ein Menſch bin mit ver-
nunfft begabet/ ja/ der ich nach GOTtes E-
benbild bin geſchaffen worden. Nun be-
kuͤmmer ich mich von grundt meines hertzens
daruber/ daß ich GOTT meinem HErrn
vnnd Schoͤpffer nicht danckbar ſein kann/
der mich eben ſo wol zu einer ſolchen Krothen
oder zu einer Eulen hett nach ſeinem willen
machen koͤnnen. Die Cardinaͤl entſetzten ſich
hieruber/ vnnd bekennen/ ob ſie gleich hoͤhers
ſtandts vnnd mit groͤſſern wurthen begabt
ſeyen/ ſo hetten ſie doch nie hieran gedacht/
wie ſie GOTT dafur moͤchten danckbar
ſeyn/ da ſie doch mehr vrſach vnnd gelegen-
heit hierzu gehabt. Mann ſagt/ es hab ſich
einer vnder denſelben ſo ſehr bekummert/
daß er vom Pferdt gefallen/ vnd da er wider
zu ſich ſelbſt kommen/ hab er alſo geſagt: O
du heyliger Auguſtine wie wahr haſtu ge-
ſagt: Die Vngelerten werden auffſtehen vnnd
in Himmel fahren/ wir aber werden mit
vnſer lehr im fleiſch vnnd Blut
vns weltzen.

Von

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[91/0099] CVIII. Von zween Cardinaln. DA zween Cardinaln mit einander auff das Concilium nach Coſtentz zihen/ auff welchem Johannes Huß der beſtendige Martyrer Chriſti verbrant worden/ da begegnet jhnen ein Scheffer/ der weinet bitterlich. Sie fragen jhn/ warumb er ſo ſehr weine. Er antwortet/ ich ſehe alhie ein Krothen/ welche ſo ab- ſchewlich iſt als jrgent ein Thier ſeyn mag/ das ich hergegen ein Menſch bin mit ver- nunfft begabet/ ja/ der ich nach GOTtes E- benbild bin geſchaffen worden. Nun be- kuͤmmer ich mich von grundt meines hertzens daruber/ daß ich GOTT meinem HErrn vnnd Schoͤpffer nicht danckbar ſein kann/ der mich eben ſo wol zu einer ſolchen Krothen oder zu einer Eulen hett nach ſeinem willen machen koͤnnen. Die Cardinaͤl entſetzten ſich hieruber/ vnnd bekennen/ ob ſie gleich hoͤhers ſtandts vnnd mit groͤſſern wurthen begabt ſeyen/ ſo hetten ſie doch nie hieran gedacht/ wie ſie GOTT dafur moͤchten danckbar ſeyn/ da ſie doch mehr vrſach vnnd gelegen- heit hierzu gehabt. Mann ſagt/ es hab ſich einer vnder denſelben ſo ſehr bekummert/ daß er vom Pferdt gefallen/ vnd da er wider zu ſich ſelbſt kommen/ hab er alſo geſagt: O du heyliger Auguſtine wie wahr haſtu ge- ſagt: Die Vngelerten werden auffſtehen vnnd in Himmel fahren/ wir aber werden mit vnſer lehr im fleiſch vnnd Blut vns weltzen. Von

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Zitationshilfe:	Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/99>, abgerufen am 03.05.2024.

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