Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605.

Bild:
<< vorherige Seite
CVI. Von einem Vngelerten
Magistro.

ES soll ein Magister die historien von
Melchisedech/ im ersten Buch Mosis
beschrieben/ erklären: Derselbig lieset
im Lateinischen text. Rex Salem pa-
nem ac vinum obtulit/ rc. Das verstehet er
also. Der König verehret im Saltz/ Brot/ vnd
Wein/ konnt nit wissen/ daß das wort Salem
an diesem orth nit Saltz heisse/ sondern einer
Statt name war: Deßwegen bracht er viel
dings herfür von des Saltzes krafft vnd Na-
tur. Darumb soll man/ bevoraus die/ die nicht
zum höchsten studiret/ solche vnnd der gleiche
ding nit so schlecht oben hin ansehen/ sondern
fleissig erwegen.

CVII. Von einem Törichten Fla-
cianer.

EJn Flacianer bracht in der Winari-
schen Disputation den text von der
Martha vnd Maria für/ vnnd sagt et-
lichmal/ Martha schweig/ schweig
Martha/ wir bitten Martham/ daß sie schwei-
ge Diese wort brauchten hernach die kurtz-
weilige gesellen zu hoff also wir bitten Flaci-
um/ das er schweige. Weil wir aber sehen/ das
diß nit durch bitt kann erhalten werden/ so
wöllen wir ein ander mittel an die Hand neh-
men/ wie denn solches geschehen/ nach dem
dieser König das Widertaufferisch Reich in
Thüringen anfinge.

Von
CVI. Von einem Vngelerten
Magiſtro.

ES ſoll ein Magiſter die hiſtorien von
Melchiſedech/ im erſten Buch Moſis
beſchrieben/ erklaͤren: Derſelbig lieſet
im Lateiniſchen text. Rex Salem pa-
nem ac vinum obtulit/ rc. Das verſtehet er
alſo. Der Koͤnig verehret im Saltz/ Brot/ vnd
Wein/ konnt nit wiſſen/ daß das wort Salem
an dieſem orth nit Saltz heiſſe/ ſondern einer
Statt name war: Deßwegen bracht er viel
dings herfuͤr von des Saltzes krafft vnd Na-
tur. Darumb ſoll man/ bevoraus die/ die nicht
zum hoͤchſten ſtudiret/ ſolche vnnd der gleiche
ding nit ſo ſchlecht oben hin anſehen/ ſondern
fleiſſig erwegen.

CVII. Von einem Toͤrichten Fla-
cianer.

EJn Flacianer bracht in der Winari-
ſchen Diſputation den text von der
Martha vnd Maria fuͤr/ vnnd ſagt et-
lichmal/ Martha ſchweig/ ſchweig
Martha/ wir bittẽ Martham/ daß ſie ſchwei-
ge Dieſe wort brauchten hernach die kurtz-
weilige geſellen zu hoff alſo wir bitten Flaci-
um/ das er ſchweige. Weil wir aber ſehen/ das
diß nit durch bitt kann erhalten werden/ ſo
woͤllen wir ein ander mittel an die Hand neh-
men/ wie denn ſolches geſchehen/ nach dem
dieſer Koͤnig das Widertaufferiſch Reich in
Thuͤringen anfinge.

Von
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0098" n="90"/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CVI.</hi></hi> Von einem Vngelerten<lb/>
Magi&#x017F;tro.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">E</hi>S &#x017F;oll ein Magi&#x017F;ter die hi&#x017F;torien von<lb/>
Melchi&#x017F;edech/ im er&#x017F;ten Buch Mo&#x017F;is<lb/>
be&#x017F;chrieben/ erkla&#x0364;ren: Der&#x017F;elbig lie&#x017F;et<lb/>
im Lateini&#x017F;chen text. Rex Salem pa-<lb/>
nem ac vinum obtulit/ rc. Das ver&#x017F;tehet er<lb/>
al&#x017F;o. Der Ko&#x0364;nig verehret im Saltz/ Brot/ vnd<lb/>
Wein/ konnt nit wi&#x017F;&#x017F;en/ daß das wort Salem<lb/>
an die&#x017F;em orth nit Saltz hei&#x017F;&#x017F;e/ &#x017F;ondern einer<lb/>
Statt name war: Deßwegen bracht er viel<lb/>
dings herfu&#x0364;r von des Saltzes krafft vnd Na-<lb/>
tur. Darumb &#x017F;oll man/ bevoraus die/ die nicht<lb/>
zum ho&#x0364;ch&#x017F;ten &#x017F;tudiret/ &#x017F;olche vnnd der gleiche<lb/>
ding nit &#x017F;o &#x017F;chlecht oben hin an&#x017F;ehen/ &#x017F;ondern<lb/>
flei&#x017F;&#x017F;ig erwegen.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CVII.</hi></hi> Von einem To&#x0364;richten Fla-<lb/>
cianer.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">E</hi>Jn Flacianer bracht in der Winari-<lb/>
&#x017F;chen Di&#x017F;putation den text von der<lb/>
Martha vnd Maria fu&#x0364;r/ vnnd &#x017F;agt et-<lb/>
lichmal/ Martha &#x017F;chweig/ &#x017F;chweig<lb/>
Martha/ wir bitte&#x0303; Martham/ daß &#x017F;ie &#x017F;chwei-<lb/>
ge Die&#x017F;e wort brauchten hernach die kurtz-<lb/>
weilige ge&#x017F;ellen zu hoff al&#x017F;o wir bitten Flaci-<lb/>
um/ das er &#x017F;chweige. Weil wir aber &#x017F;ehen/ das<lb/>
diß nit durch bitt kann erhalten werden/ &#x017F;o<lb/>
wo&#x0364;llen wir ein ander mittel an die Hand neh-<lb/>
men/ wie denn &#x017F;olches ge&#x017F;chehen/ nach dem<lb/>
die&#x017F;er Ko&#x0364;nig das Widertaufferi&#x017F;ch Reich in<lb/>
Thu&#x0364;ringen anfinge.</p>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Von</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[90/0098] CVI. Von einem Vngelerten Magiſtro. ES ſoll ein Magiſter die hiſtorien von Melchiſedech/ im erſten Buch Moſis beſchrieben/ erklaͤren: Derſelbig lieſet im Lateiniſchen text. Rex Salem pa- nem ac vinum obtulit/ rc. Das verſtehet er alſo. Der Koͤnig verehret im Saltz/ Brot/ vnd Wein/ konnt nit wiſſen/ daß das wort Salem an dieſem orth nit Saltz heiſſe/ ſondern einer Statt name war: Deßwegen bracht er viel dings herfuͤr von des Saltzes krafft vnd Na- tur. Darumb ſoll man/ bevoraus die/ die nicht zum hoͤchſten ſtudiret/ ſolche vnnd der gleiche ding nit ſo ſchlecht oben hin anſehen/ ſondern fleiſſig erwegen. CVII. Von einem Toͤrichten Fla- cianer. EJn Flacianer bracht in der Winari- ſchen Diſputation den text von der Martha vnd Maria fuͤr/ vnnd ſagt et- lichmal/ Martha ſchweig/ ſchweig Martha/ wir bittẽ Martham/ daß ſie ſchwei- ge Dieſe wort brauchten hernach die kurtz- weilige geſellen zu hoff alſo wir bitten Flaci- um/ das er ſchweige. Weil wir aber ſehen/ das diß nit durch bitt kann erhalten werden/ ſo woͤllen wir ein ander mittel an die Hand neh- men/ wie denn ſolches geſchehen/ nach dem dieſer Koͤnig das Widertaufferiſch Reich in Thuͤringen anfinge. Von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/98
Zitationshilfe: Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/98>, abgerufen am 03.05.2024.