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Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605.

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CIX. Vom Teuffel vnd einem Berg-
knappen.

ZV Friburg in Meissen hat sich diß war-
haffte historien zugetragen. Es kompt
der Teuffel sichtbarlicher gestalt zu ei-
nem Bergknappen/ so sehr schwach ist/
setzt sich gegen jhn vber/ vnnd begert/ daß er
ihm alle Sünde/ die er die tag seines Lebens
begangen/ nach einer rey erzehlen solte/ denn
er wölle dieselbe auffzeichnen/ sey vmb keiner
andern vrsach willen dahin kommen. Der
Bergknap erschricket erstlich sehr/ doch be-
kompt er widerumb ein hertz/ tröstet sich des
Herrn Christi/ vnnd antwortet also: Wolan/
weil du von dir selber kompst meine Sünde
auff zu zeichnen/ so will ich auch nicht ein ein-
zige dir verschweigen/ sondern will sie herauß
fein rund bekennen/ vnnd dir in deinen Schoß
schitten. Diß einige aber beger ich von dir/ daß
du zu einem eingang setzest/ wie endlich meine
Sünden bezalet werden/ nemblich/ des Weibs
Samen wird der Schlangen den Kopff zer-
tretten. Da der Teuffel diß hört/ reist er auß/
fengt auch nichts an auff zu schreiben/ vnnd
läst einen sehr bösen gestanck hinder sich.

CX. Von einem Knaben.

BEy D. Luthers Lebzeiten wirdt ein
Knab gen Wittenberg geschickt/ daß
er daselbst Studiren solte. Die Eltern
geben ihm kein Gelt in die Handt
sondern den Preceptoribus. Der Knab/ damit
er nicht gar ohn Gelt were/ rufft den Teuffel

an/
CIX. Vom Teuffel vnd einem Berg-
knappen.

ZV Friburg in Meiſſen hat ſich diß war-
haffte hiſtorien zugetragen. Es kompt
der Teuffel ſichtbarlicher geſtalt zu ei-
nem Bergknappen/ ſo ſehr ſchwach iſt/
ſetzt ſich gegen jhn vber/ vnnd begert/ daß er
ihm alle Suͤnde/ die er die tag ſeines Lebens
begangen/ nach einer rey erzehlen ſolte/ denn
er woͤlle dieſelbe auffzeichnen/ ſey vmb keiner
andern vrſach willen dahin kommen. Der
Bergknap erſchricket erſtlich ſehr/ doch be-
kompt er widerumb ein hertz/ troͤſtet ſich des
Herrn Chriſti/ vnnd antwortet alſo: Wolan/
weil du von dir ſelber kompſt meine Suͤnde
auff zu zeichnen/ ſo will ich auch nicht ein ein-
zige dir verſchweigen/ ſondern will ſie herauß
fein rund bekennen/ vnnd dir in deinen Schoß
ſchitten. Diß einige aber beger ich võ dir/ daß
du zu einem eingang ſetzeſt/ wie endlich meine
Suͤnden bezalet werden/ nemblich/ des Weibs
Samen wird der Schlangen den Kopff zer-
tretten. Da der Teuffel diß hoͤrt/ reiſt er auß/
fengt auch nichts an auff zu ſchreiben/ vnnd
laͤſt einen ſehr boͤſen geſtanck hinder ſich.

CX. Von einem Knaben.

BEy D. Luthers Lebzeiten wirdt ein
Knab gen Wittenberg geſchickt/ daß
er daſelbſt Studiren ſolte. Die Eltern
geben ihm kein Gelt in die Handt
ſondern den Preceptoribus. Der Knab/ damit
er nicht gar ohn Gelt were/ rufft den Teuffel

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[92/0100] CIX. Vom Teuffel vnd einem Berg- knappen. ZV Friburg in Meiſſen hat ſich diß war- haffte hiſtorien zugetragen. Es kompt der Teuffel ſichtbarlicher geſtalt zu ei- nem Bergknappen/ ſo ſehr ſchwach iſt/ ſetzt ſich gegen jhn vber/ vnnd begert/ daß er ihm alle Suͤnde/ die er die tag ſeines Lebens begangen/ nach einer rey erzehlen ſolte/ denn er woͤlle dieſelbe auffzeichnen/ ſey vmb keiner andern vrſach willen dahin kommen. Der Bergknap erſchricket erſtlich ſehr/ doch be- kompt er widerumb ein hertz/ troͤſtet ſich des Herrn Chriſti/ vnnd antwortet alſo: Wolan/ weil du von dir ſelber kompſt meine Suͤnde auff zu zeichnen/ ſo will ich auch nicht ein ein- zige dir verſchweigen/ ſondern will ſie herauß fein rund bekennen/ vnnd dir in deinen Schoß ſchitten. Diß einige aber beger ich võ dir/ daß du zu einem eingang ſetzeſt/ wie endlich meine Suͤnden bezalet werden/ nemblich/ des Weibs Samen wird der Schlangen den Kopff zer- tretten. Da der Teuffel diß hoͤrt/ reiſt er auß/ fengt auch nichts an auff zu ſchreiben/ vnnd laͤſt einen ſehr boͤſen geſtanck hinder ſich. CX. Von einem Knaben. BEy D. Luthers Lebzeiten wirdt ein Knab gen Wittenberg geſchickt/ daß er daſelbſt Studiren ſolte. Die Eltern geben ihm kein Gelt in die Handt ſondern den Preceptoribus. Der Knab/ damit er nicht gar ohn Gelt were/ rufft den Teuffel an/

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Zitationshilfe: Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/100>, abgerufen am 02.05.2024.