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Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605.

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sprachen/ sie haben keinen befehl ihm das le-
ben zunehmen/ sondern nur zu köppen: Solt der-
wegen gedultig leyden/ was anders nicht seyn
könnte/ Also muß er her halten. Da er heim
kompt/ citirt er den andern für recht/ aber
derselb gibt die flucht/ vnd bekompt auff die-
se
weiß jhrer keiner das Mägdlein.

CCLXVII. Von einem
Artzt.

AVgustinus schreibet an Marcellinum
Epistola 5. Das ein berümbter Artzt
der zeit/ einem/ so sehr schwach gewesen/
ein Artzney eingeben/ darauff der pati-
ent balt gesund worden. Nach vielen Jahren
felt derselbige in vorige Schwachheit/ brau-
chet auch vorige Mittel. Aber er wird nicht
allein nicht gesundt/ sondern es wirdt noch
viel ärger/ deßwegen begibt er sich zum Artzt/
vnd klagt jhm das. Der Artzt spricht/ Da jhr
durch diese Artzney gesundt weret/ hieß ichs
euch einnehmen/ weil ichs aber jtzt nicht ge-
heissen hab/ wircket sie das gegen theil. Die
so das höreten/ verwunderten sich/ meinten/
die Artzney hülff nicht von natur/ sondern
nur durch wort. Der Artzt lacht vnd sagt: Jch
hieß diß Artzney einen Jungen Gesellen
einnehmen/ vnd nicht einen Al-
ten Mann.

Von

ſprachen/ ſie haben keinen befehl ihm das le-
bẽ zunehmen/ ſondern nur zu koͤppẽ: Solt der-
wegen gedultig leyden/ was anders nicht ſeyn
koͤnnte/ Alſo muß er her halten. Da er heim
kompt/ citirt er den andern fuͤr recht/ aber
derſelb gibt die flucht/ vnd bekompt auff die-
ſe
weiß jhrer keiner das Maͤgdlein.

CCLXVII. Von einem
Artzt.

AVguſtinus ſchreibet an Marcellinum
Epiſtola 5. Das ein beruͤmbter Artzt
der zeit/ einem/ ſo ſehr ſchwach geweſen/
ein Artzney eingeben/ darauff der pati-
ent balt geſund worden. Nach vielen Jahren
felt derſelbige in vorige Schwachheit/ brau-
chet auch vorige Mittel. Aber er wird nicht
allein nicht geſundt/ ſondern es wirdt noch
viel aͤrger/ deßwegen begibt er ſich zum Artzt/
vnd klagt jhm das. Der Artzt ſpricht/ Da jhr
durch dieſe Artzney geſundt weret/ hieß ichs
euch einnehmen/ weil ichs aber jtzt nicht ge-
heiſſen hab/ wircket ſie das gegen theil. Die
ſo das hoͤreten/ verwunderten ſich/ meinten/
die Artzney huͤlff nicht von natur/ ſondern
nur durch wort. Der Artzt lacht vnd ſagt: Jch
hieß diß Artzney einen Jungen Geſellen
einnehmen/ vnd nicht einen Al-
ten Mann.

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[260/0268] ſprachen/ ſie haben keinen befehl ihm das le- bẽ zunehmen/ ſondern nur zu koͤppẽ: Solt der- wegen gedultig leyden/ was anders nicht ſeyn koͤnnte/ Alſo muß er her halten. Da er heim kompt/ citirt er den andern fuͤr recht/ aber derſelb gibt die flucht/ vnd bekompt auff die- ſe weiß jhrer keiner das Maͤgdlein. CCLXVII. Von einem Artzt. AVguſtinus ſchreibet an Marcellinum Epiſtola 5. Das ein beruͤmbter Artzt der zeit/ einem/ ſo ſehr ſchwach geweſen/ ein Artzney eingeben/ darauff der pati- ent balt geſund worden. Nach vielen Jahren felt derſelbige in vorige Schwachheit/ brau- chet auch vorige Mittel. Aber er wird nicht allein nicht geſundt/ ſondern es wirdt noch viel aͤrger/ deßwegen begibt er ſich zum Artzt/ vnd klagt jhm das. Der Artzt ſpricht/ Da jhr durch dieſe Artzney geſundt weret/ hieß ichs euch einnehmen/ weil ichs aber jtzt nicht ge- heiſſen hab/ wircket ſie das gegen theil. Die ſo das hoͤreten/ verwunderten ſich/ meinten/ die Artzney huͤlff nicht von natur/ ſondern nur durch wort. Der Artzt lacht vnd ſagt: Jch hieß diß Artzney einen Jungen Geſellen einnehmen/ vnd nicht einen Al- ten Mann. Von

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Zitationshilfe: Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/268>, abgerufen am 10.05.2024.