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Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605.

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Juncker were/ redt gleichfalß kein wort. Ge-
hen also beiderseits still schweigendt wider zu
ihrem beruf. Da nun die Fraw abends schlaf-
fen kompt/ redt sie jhren Junckern also an.
Was habt jhr nun mehr frewd bey meinem
Megdlein gehabt als jhr bey mir habt. Der
Juncker verschwur sich/ er hab sein lebenlang
nichts mit dem Megdlein zu schaffen gehabt.
Die Fraw sagt/ wie mögt jhr so leichtlich
falsch schweren/ ir seyt ja in des Knechts kam-
mer bey ihm gewesen? Der Juncker wendt
das werck so viel von sich als er möchte. End-
lich sagt sie/ ihr konts nicht leugnen/ dann ich
hab mich an des Megdiein statt geleget/ vnnd
in allem sie vertretten. Der Juncker sprach/
das hab ich nicht sondern der Knecht hats
gethan. Dann ob ich wol etlich Monat lang
das Megdlein inbrünstig geliebet/ vnd heuti-
ges tags ein vnziemblich bitt erlangt hab/ so
hat michs doch in der stundt/ da ich solches
volnbringen wöllen/ wunderlich gerewet/ al-
so/ das ich es nicht hab mögen lassen in mein
Gesicht kommen/ habs vielmehr meinem
Knecht befohlen/ damit es nicht meine/ das
ich sie nur mit worten geäffet habe. Nach dem
ichs aber nun beim Licht besehe/ so hab ich
vns beide elendig betrogen. Doch kann ich mit
dir nit zörnen/ in dem du ihn vnwissent an
meine statt zugelassen. Was kann ich den nun
meinem Knecht vorwerffen/ der das auff mei-
nen geheiß gethan? Vnd nit anders gemeint
hat/ dann es sey das Megdlein? Doch hat diß
sach dem Junckern vnnd der Frawen viel vn-
lust vnnd bekümmernuß bracht. Die Fraw
ließ das Mägdlein vnderhalb wenig tagen/
als dz gelegenheit zu diesem vbel geben hatte

von

Juncker were/ redt gleichfalß kein wort. Ge-
hen alſo beiderſeits ſtill ſchweigendt wider zu
ihrem beruf. Da nun die Fraw abends ſchlaf-
fen kompt/ redt ſie jhren Junckern alſo an.
Was habt jhr nun mehr frewd bey meinem
Megdlein gehabt als jhr bey mir habt. Der
Juncker verſchwur ſich/ er hab ſein lebenlang
nichts mit dem Megdlein zu ſchaffen gehabt.
Die Fraw ſagt/ wie moͤgt jhr ſo leichtlich
falſch ſchweren/ ir ſeyt ja in des Knechts kam-
mer bey ihm geweſen? Der Juncker wendt
das werck ſo viel von ſich als er moͤchte. End-
lich ſagt ſie/ ihr konts nicht leugnen/ dann ich
hab mich an des Megdiein ſtatt geleget/ vnnd
in allem ſie vertretten. Der Juncker ſprach/
das hab ich nicht ſondern der Knecht hats
gethan. Dann ob ich wol etlich Monat lang
das Megdlein inbruͤnſtig geliebet/ vnd heuti-
ges tags ein vnziemblich bitt erlangt hab/ ſo
hat michs doch in der ſtundt/ da ich ſolches
volnbringen woͤllen/ wunderlich gerewet/ al-
ſo/ das ich es nicht hab moͤgen laſſen in mein
Geſicht kommen/ habs vielmehr meinem
Knecht befohlen/ damit es nicht meine/ das
ich ſie nur mit worten geaͤffet habe. Nach dem
ichs aber nun beim Licht beſehe/ ſo hab ich
vns beide elendig betrogen. Doch kann ich mit
dir nit zoͤrnen/ in dem du ihn vnwiſſent an
meine ſtatt zugelaſſen. Was kann ich den nun
meinem Knecht vorwerffen/ der das auff mei-
nen geheiß gethan? Vnd nit anders gemeint
hat/ dann es ſey das Megdlein? Doch hat diß
ſach dem Junckern vnnd der Frawen viel vn-
luſt vnnd bekuͤmmernuß bracht. Die Fraw
ließ das Maͤgdlein vnderhalb wenig tagen/
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[184/0192] Juncker were/ redt gleichfalß kein wort. Ge- hen alſo beiderſeits ſtill ſchweigendt wider zu ihrem beruf. Da nun die Fraw abends ſchlaf- fen kompt/ redt ſie jhren Junckern alſo an. Was habt jhr nun mehr frewd bey meinem Megdlein gehabt als jhr bey mir habt. Der Juncker verſchwur ſich/ er hab ſein lebenlang nichts mit dem Megdlein zu ſchaffen gehabt. Die Fraw ſagt/ wie moͤgt jhr ſo leichtlich falſch ſchweren/ ir ſeyt ja in des Knechts kam- mer bey ihm geweſen? Der Juncker wendt das werck ſo viel von ſich als er moͤchte. End- lich ſagt ſie/ ihr konts nicht leugnen/ dann ich hab mich an des Megdiein ſtatt geleget/ vnnd in allem ſie vertretten. Der Juncker ſprach/ das hab ich nicht ſondern der Knecht hats gethan. Dann ob ich wol etlich Monat lang das Megdlein inbruͤnſtig geliebet/ vnd heuti- ges tags ein vnziemblich bitt erlangt hab/ ſo hat michs doch in der ſtundt/ da ich ſolches volnbringen woͤllen/ wunderlich gerewet/ al- ſo/ das ich es nicht hab moͤgen laſſen in mein Geſicht kommen/ habs vielmehr meinem Knecht befohlen/ damit es nicht meine/ das ich ſie nur mit worten geaͤffet habe. Nach dem ichs aber nun beim Licht beſehe/ ſo hab ich vns beide elendig betrogen. Doch kann ich mit dir nit zoͤrnen/ in dem du ihn vnwiſſent an meine ſtatt zugelaſſen. Was kann ich den nun meinem Knecht vorwerffen/ der das auff mei- nen geheiß gethan? Vnd nit anders gemeint hat/ dann es ſey das Megdlein? Doch hat diß ſach dem Junckern vnnd der Frawen viel vn- luſt vnnd bekuͤmmernuß bracht. Die Fraw ließ das Maͤgdlein vnderhalb wenig tagen/ als dz gelegenheit zu dieſem vbel geben hatte von

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Zitationshilfe: Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/192>, abgerufen am 27.04.2024.