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Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605.

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sagen wurdet/ das einer ein Narr were/ must
jhr ewer Leben daruber lassen.

CXLIV. Von eben dem selben.

OFt gemelter Henricus Loritus ist
burtig gewesen auß der berumten
Statt Glarona im Schweitzer Land.
Daselbst zeugt er auff ein zeit hin/ sei-
ne Freunde zu besuchen kompt/ naher Zurich/
vnnd kehrt zum Schwerdt ein. Weil er aber
auch daselbst Freundt hatte/ wolt er sie an
sprechen/ deßwegen batt er den Wirdt/ daß
er ihm wolt einen Mantel leihen: dann es hat
den gantzen tag geregnet/ daß er sein kley-
dung nicht brauchen konnte. Der Wird sprach
ohn sein täglichen Mantel hab er nicht mehr
als einen/ der war gelb/ deßwegen könn er den
selben der Farb halben nicht tragen. Aber
Henricus gab nichts auff die Farb/ hing jhn
vmb/ lieff in die Statt vnnd besuchet seine
Freunde. Die jungen auff der Gassen daucht
diß ein seltzam new tracht seyn/ wurden auch
vom Wirdt darzu angehetzt/ das sie ihm mit
grossem geschrey nach lieffen/ vnd sagten: Se-
het HErrn Glareanum/ dessen Grammatic
wir lernen/ mit solchen hauffen jungen ward er
hin vnd wider beleitet. Den Mantel/ welchen
der Wirdt ihm gelihen hatte/ trug niemands
dann er ward nur eins mals in einer Come-
dien gebraucht worden von dem
so Jude Person vertret-
ten.

Von

ſagen wurdet/ das einer ein Narr were/ muſt
jhr ewer Leben daruber laſſen.

CXLIV. Von eben dem ſelben.

OFt gemelter Henricus Loritus iſt
burtig geweſen auß der berumten
Statt Glarona im Schweitzer Land.
Daſelbſt zeugt er auff ein zeit hin/ ſei-
ne Freunde zu beſuchen kompt/ naher Zurich/
vnnd kehrt zum Schwerdt ein. Weil er aber
auch daſelbſt Freundt hatte/ wolt er ſie an
ſprechen/ deßwegen batt er den Wirdt/ daß
er ihm wolt einen Mantel leihen: dann es hat
den gantzen tag geregnet/ daß er ſein kley-
dung nicht brauchen konnte. Der Wird ſprach
ohn ſein taͤglichen Mantel hab er nicht mehr
als einen/ der war gelb/ deßwegen koͤnn er den
ſelben der Farb halben nicht tragen. Aber
Henricus gab nichts auff die Farb/ hing jhn
vmb/ lieff in die Statt vnnd beſuchet ſeine
Freunde. Die jungen auff der Gaſſen daucht
diß ein ſeltzam new tracht ſeyn/ wurden auch
vom Wirdt darzu angehetzt/ das ſie ihm mit
groſſem geſchrey nach lieffen/ vnd ſagten: Se-
het HErrn Glareanum/ deſſen Grammatic
wir lernen/ mit ſolchen hauffen jungẽ ward er
hin vnd wider beleitet. Den Mantel/ welchen
der Wirdt ihm gelihen hatte/ trug niemands
dann er ward nur eins mals in einer Come-
dien gebraucht worden von dem
ſo Jude Perſon vertret-
ten.

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[123/0131] ſagen wurdet/ das einer ein Narr were/ muſt jhr ewer Leben daruber laſſen. CXLIV. Von eben dem ſelben. OFt gemelter Henricus Loritus iſt burtig geweſen auß der berumten Statt Glarona im Schweitzer Land. Daſelbſt zeugt er auff ein zeit hin/ ſei- ne Freunde zu beſuchen kompt/ naher Zurich/ vnnd kehrt zum Schwerdt ein. Weil er aber auch daſelbſt Freundt hatte/ wolt er ſie an ſprechen/ deßwegen batt er den Wirdt/ daß er ihm wolt einen Mantel leihen: dann es hat den gantzen tag geregnet/ daß er ſein kley- dung nicht brauchen konnte. Der Wird ſprach ohn ſein taͤglichen Mantel hab er nicht mehr als einen/ der war gelb/ deßwegen koͤnn er den ſelben der Farb halben nicht tragen. Aber Henricus gab nichts auff die Farb/ hing jhn vmb/ lieff in die Statt vnnd beſuchet ſeine Freunde. Die jungen auff der Gaſſen daucht diß ein ſeltzam new tracht ſeyn/ wurden auch vom Wirdt darzu angehetzt/ das ſie ihm mit groſſem geſchrey nach lieffen/ vnd ſagten: Se- het HErrn Glareanum/ deſſen Grammatic wir lernen/ mit ſolchen hauffen jungẽ ward er hin vnd wider beleitet. Den Mantel/ welchen der Wirdt ihm gelihen hatte/ trug niemands dann er ward nur eins mals in einer Come- dien gebraucht worden von dem ſo Jude Perſon vertret- ten. Von

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Zitationshilfe: Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/131>, abgerufen am 24.11.2024.