Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605.

Bild:
<< vorherige Seite
CXLV. Von einem Professore.

AVff ein zeit ging ein gelerter Mann/ so
Professor war/ für etlichen Bürgern
hin in schlechten Kleydern/ deßwegen
thet ihm niemandt sein gebürende Ehr
an. Der Professor gehet heim/ legt das gering
Kleyd ab/ zog sich stattlichen an/ vnd ging wi-
der auff den Marckt. Da stunden sie all für im
auff/ zogen die Huet ab/ vnd theten ihm gros
Ehr an. Der gelerte ging wider heim/ trat den
Mantel mit Füssen/ vnnd sagt/ bistu HERR/
oder bin ichs? Also ward der gute mann sehr
vnwillig daß man dz hinderst zu forderst vr-
theilt/ vnnd das mann nicht den Menschen/
sondern den Kleidern die ehr beweise.

CXLVI. Von Kleydungen.

DJe Kleydung haben jhren vrsprung
vberkommen so balt nach dem fall
vnserer ersten Eltern. Denn so balt
dieselbe gesündiget haben/ sind jhre
Augen eröffnet worden/ vnd da sie gemercket/
das sie nackent waren/ machten sie auß Feygen-
blettern decken/ Genes. c. 3. Daselbst lieset
man auch/ GOtt hab Adam vnnd Euen Röck
von Fellen gemacht/ vnnd jhnen dieselb ange-
zogen. Cicero schreibet in seinem Buch de Ora-
tore: Die Kleydung sey anfenglich erdacht
worden/ sich damit gegen die Kälte zu schü-
tzen: nachmals aber hab mann sie zu zierath
vnd wurthe des Leibs gebraucht. Aber Plut.
meldet quest. 6. Symposiacon. 6. Die Klei-
dung sey weder kalt noch warm/ daher brau-

chen
CXLV. Von einem Profeſſore.

AVff ein zeit ging ein gelerter Mann/ ſo
Profeſſor war/ fuͤr etlichen Buͤrgern
hin in ſchlechten Kleydern/ deßwegen
thet ihm niemandt ſein gebuͤrende Ehr
an. Der Profeſſor gehet heim/ legt das gering
Kleyd ab/ zog ſich ſtattlichen an/ vnd ging wi-
der auff den Marckt. Da ſtunden ſie all fuͤr im
auff/ zogen die Huet ab/ vnd theten ihm gros
Ehr an. Der gelerte ging wider heim/ trat den
Mantel mit Fuͤſſen/ vnnd ſagt/ biſtu HERR/
oder bin ichs? Alſo ward der gute mann ſehr
vnwillig daß man dz hinderſt zu forderſt vr-
theilt/ vnnd das mann nicht den Menſchen/
ſondern den Kleidern die ehr beweiſe.

CXLVI. Von Kleydungen.

DJe Kleydung haben jhren vrſprung
vberkommen ſo balt nach dem fall
vnſerer erſten Eltern. Denn ſo balt
dieſelbe geſuͤndiget haben/ ſind jhre
Augen eroͤffnet worden/ vnd da ſie gemercket/
das ſie nackent waren/ machtẽ ſie auß Feygen-
blettern decken/ Geneſ. c. 3. Daſelbſt lieſet
man auch/ GOtt hab Adam vnnd Euen Roͤck
von Fellen gemacht/ vnnd jhnen dieſelb ange-
zogẽ. Cicero ſchreibet in ſeinem Buch de Ora-
tore: Die Kleydung ſey anfenglich erdacht
worden/ ſich damit gegen die Kaͤlte zu ſchuͤ-
tzen: nachmals aber hab mann ſie zu zierath
vnd wurthe des Leibs gebraucht. Aber Plut.
meldet queſt. 6. Sympoſiacon. 6. Die Klei-
dung ſey weder kalt noch warm/ daher brau-

chen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0132" n="124"/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CXLV</hi>.</hi> Von einem Profe&#x017F;&#x017F;ore.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">A</hi>Vff ein zeit ging ein gelerter Mann/ &#x017F;o<lb/>
Profe&#x017F;&#x017F;or war/ fu&#x0364;r etlichen Bu&#x0364;rgern<lb/>
hin in &#x017F;chlechten Kleydern/ deßwegen<lb/>
thet ihm niemandt &#x017F;ein gebu&#x0364;rende Ehr<lb/>
an. Der Profe&#x017F;&#x017F;or gehet heim/ legt das gering<lb/>
Kleyd ab/ zog &#x017F;ich &#x017F;tattlichen an/ vnd ging wi-<lb/>
der auff den Marckt. Da &#x017F;tunden &#x017F;ie all fu&#x0364;r im<lb/>
auff/ zogen die Huet ab/ vnd theten ihm gros<lb/>
Ehr an. Der gelerte ging wider heim/ trat den<lb/>
Mantel mit Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ vnnd &#x017F;agt/ bi&#x017F;tu HERR/<lb/>
oder bin ichs? Al&#x017F;o ward der gute mann &#x017F;ehr<lb/>
vnwillig daß man dz hinder&#x017F;t zu forder&#x017F;t vr-<lb/>
theilt/ vnnd das mann nicht den Men&#x017F;chen/<lb/>
&#x017F;ondern den Kleidern die ehr bewei&#x017F;e.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CXLVI</hi>.</hi> Von Kleydungen.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">D</hi>Je Kleydung haben jhren vr&#x017F;prung<lb/>
vberkommen &#x017F;o balt nach dem fall<lb/>
vn&#x017F;erer er&#x017F;ten Eltern. Denn &#x017F;o balt<lb/>
die&#x017F;elbe ge&#x017F;u&#x0364;ndiget haben/ &#x017F;ind jhre<lb/>
Augen ero&#x0364;ffnet worden/ vnd da &#x017F;ie gemercket/<lb/>
das &#x017F;ie nackent waren/ machte&#x0303; &#x017F;ie auß Feygen-<lb/>
blettern decken/ Gene&#x017F;. c. 3. Da&#x017F;elb&#x017F;t lie&#x017F;et<lb/>
man auch/ GOtt hab Adam vnnd Euen Ro&#x0364;ck<lb/>
von Fellen gemacht/ vnnd jhnen die&#x017F;elb ange-<lb/>
zoge&#x0303;. Cicero &#x017F;chreibet in &#x017F;einem Buch de Ora-<lb/>
tore: Die Kleydung &#x017F;ey anfenglich erdacht<lb/>
worden/ &#x017F;ich damit gegen die Ka&#x0364;lte zu &#x017F;chu&#x0364;-<lb/>
tzen: nachmals aber hab mann &#x017F;ie zu zierath<lb/>
vnd wurthe des Leibs gebraucht. Aber Plut.<lb/>
meldet que&#x017F;t. 6. Sympo&#x017F;iacon. 6. Die Klei-<lb/>
dung &#x017F;ey weder kalt noch warm/ daher brau-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">chen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[124/0132] CXLV. Von einem Profeſſore. AVff ein zeit ging ein gelerter Mann/ ſo Profeſſor war/ fuͤr etlichen Buͤrgern hin in ſchlechten Kleydern/ deßwegen thet ihm niemandt ſein gebuͤrende Ehr an. Der Profeſſor gehet heim/ legt das gering Kleyd ab/ zog ſich ſtattlichen an/ vnd ging wi- der auff den Marckt. Da ſtunden ſie all fuͤr im auff/ zogen die Huet ab/ vnd theten ihm gros Ehr an. Der gelerte ging wider heim/ trat den Mantel mit Fuͤſſen/ vnnd ſagt/ biſtu HERR/ oder bin ichs? Alſo ward der gute mann ſehr vnwillig daß man dz hinderſt zu forderſt vr- theilt/ vnnd das mann nicht den Menſchen/ ſondern den Kleidern die ehr beweiſe. CXLVI. Von Kleydungen. DJe Kleydung haben jhren vrſprung vberkommen ſo balt nach dem fall vnſerer erſten Eltern. Denn ſo balt dieſelbe geſuͤndiget haben/ ſind jhre Augen eroͤffnet worden/ vnd da ſie gemercket/ das ſie nackent waren/ machtẽ ſie auß Feygen- blettern decken/ Geneſ. c. 3. Daſelbſt lieſet man auch/ GOtt hab Adam vnnd Euen Roͤck von Fellen gemacht/ vnnd jhnen dieſelb ange- zogẽ. Cicero ſchreibet in ſeinem Buch de Ora- tore: Die Kleydung ſey anfenglich erdacht worden/ ſich damit gegen die Kaͤlte zu ſchuͤ- tzen: nachmals aber hab mann ſie zu zierath vnd wurthe des Leibs gebraucht. Aber Plut. meldet queſt. 6. Sympoſiacon. 6. Die Klei- dung ſey weder kalt noch warm/ daher brau- chen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/132
Zitationshilfe: Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/132>, abgerufen am 02.05.2024.