Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite
am Leben, dann behandeln Sie mich als die
feigste Memme, dem nicht dieser Rock, dieser
Degen -- ja überhaupt nicht ein Mannskleid
gebührt."

Es war so viel Wahrheit in diesen Worten,
so viel Wärme im Tone derselben, daß selbst
der bisher trozzige, ungläubige Ausforderer
sich unwillkührlich davon ergriffen fühlte. Be-
stürzt und unentschlossen stand er einige Se-
kunden lang.

"Herr, rief er endlich, wenn Sie doch viel-
leicht im Ernste sprächen, im Ernste sich das
vorgenommen hätten, so wäre es ja meine
Pflicht auch dieses Vorhaben zu hindern; so
werd ich auf jeden Fall --
Der ältere Off. (mit halb freundlichem, halb
mitleidigem Lächeln)
Doch nicht etwa Men-
schen rufen, denen Sie dies wieder erzälen?
die mich bewachen sollen? -- Jch hab' Jhr
Ehrenwort auf ein zweistündiges Schweigen;
und darauf stüzz' ich mich. -- Noch mehr,
wer und wo ist der Mensch, der einen andern
G g 4
am Leben, dann behandeln Sie mich als die
feigſte Memme, dem nicht dieſer Rock, dieſer
Degen — ja uͤberhaupt nicht ein Mannskleid
gebuͤhrt.“

Es war ſo viel Wahrheit in dieſen Worten,
ſo viel Waͤrme im Tone derſelben, daß ſelbſt
der bisher trozzige, unglaͤubige Ausforderer
ſich unwillkuͤhrlich davon ergriffen fuͤhlte. Be-
ſtuͤrzt und unentſchloſſen ſtand er einige Se-
kunden lang.

„Herr, rief er endlich, wenn Sie doch viel-
leicht im Ernſte ſpraͤchen, im Ernſte ſich das
vorgenommen haͤtten, ſo waͤre es ja meine
Pflicht auch dieſes Vorhaben zu hindern; ſo
werd ich auf jeden Fall —
Der ältere Off. (mit halb freundlichem, halb
mitleidigem Lächeln)
Doch nicht etwa Men-
ſchen rufen, denen Sie dies wieder erzaͤlen?
die mich bewachen ſollen? — Jch hab' Jhr
Ehrenwort auf ein zweiſtuͤndiges Schweigen;
und darauf ſtuͤzz' ich mich. — Noch mehr,
wer und wo iſt der Menſch, der einen andern
G g 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp>
            <p><pb facs="#f0479" n="471"/>
am Leben, dann behandeln Sie mich als die<lb/>
feig&#x017F;te Memme, dem nicht die&#x017F;er Rock, die&#x017F;er<lb/>
Degen &#x2014; ja u&#x0364;berhaupt nicht ein Mannskleid<lb/>
gebu&#x0364;hrt.&#x201C;</p><lb/>
            <p>Es war &#x017F;o viel Wahrheit in die&#x017F;en Worten,<lb/>
&#x017F;o viel Wa&#x0364;rme im Tone der&#x017F;elben, daß &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
der bisher trozzige, ungla&#x0364;ubige Ausforderer<lb/>
&#x017F;ich unwillku&#x0364;hrlich davon ergriffen fu&#x0364;hlte. Be-<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;rzt und unent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en &#x017F;tand er einige Se-<lb/>
kunden lang.</p><lb/>
            <p>&#x201E;Herr, rief er endlich, wenn Sie doch viel-<lb/>
leicht im Ern&#x017F;te &#x017F;pra&#x0364;chen, im Ern&#x017F;te &#x017F;ich das<lb/>
vorgenommen ha&#x0364;tten, &#x017F;o wa&#x0364;re es ja meine<lb/>
Pflicht auch die&#x017F;es Vorhaben zu hindern; &#x017F;o<lb/>
werd ich auf jeden Fall &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker><hi rendition="#fr"><hi rendition="#b">Der ältere Off</hi></hi>.</speaker>
            <stage>(mit halb freundlichem, halb<lb/>
mitleidigem Lächeln)</stage>
            <p> Doch nicht etwa Men-<lb/>
&#x017F;chen rufen, denen Sie dies wieder erza&#x0364;len?<lb/>
die mich bewachen &#x017F;ollen? &#x2014; Jch hab' Jhr<lb/>
Ehrenwort auf ein zwei&#x017F;tu&#x0364;ndiges Schweigen;<lb/>
und darauf &#x017F;tu&#x0364;zz' ich mich. &#x2014; Noch mehr,<lb/>
wer und wo i&#x017F;t der Men&#x017F;ch, der einen andern<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G g 4</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[471/0479] am Leben, dann behandeln Sie mich als die feigſte Memme, dem nicht dieſer Rock, dieſer Degen — ja uͤberhaupt nicht ein Mannskleid gebuͤhrt.“ Es war ſo viel Wahrheit in dieſen Worten, ſo viel Waͤrme im Tone derſelben, daß ſelbſt der bisher trozzige, unglaͤubige Ausforderer ſich unwillkuͤhrlich davon ergriffen fuͤhlte. Be- ſtuͤrzt und unentſchloſſen ſtand er einige Se- kunden lang. „Herr, rief er endlich, wenn Sie doch viel- leicht im Ernſte ſpraͤchen, im Ernſte ſich das vorgenommen haͤtten, ſo waͤre es ja meine Pflicht auch dieſes Vorhaben zu hindern; ſo werd ich auf jeden Fall — Der ältere Off. (mit halb freundlichem, halb mitleidigem Lächeln) Doch nicht etwa Men- ſchen rufen, denen Sie dies wieder erzaͤlen? die mich bewachen ſollen? — Jch hab' Jhr Ehrenwort auf ein zweiſtuͤndiges Schweigen; und darauf ſtuͤzz' ich mich. — Noch mehr, wer und wo iſt der Menſch, der einen andern G g 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/479
Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/479>, abgerufen am 18.05.2024.