Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

"mordete endlich eine fremde Person, deren
"längeres Leben ihn keinesweges in seinem
"eingebildeten Glück gehindert haben
"könnte!"

"Aber ist denn nicht grade der Umstand, daß
"Zen** den Mord solcher Personen bestellte,
"die ihm nicht fremd, sondern nur alzunah
"verwandt waren, der erschwerendste un-
"ter allen? Lagen ihm nicht gegen die junge
"Frau und gegen das noch ungeborne Kind,
"als Gatte und als Vater, doppelt heilige
"Pflichten ob? Wer sollte mehr für das Leben
"derjenigen sorgen, die er ermorden ließ, als
"er selbst? Und ist nicht Blutverwandschaft,
"zumal so nahe, eine von denjenigen die
"Strafe verstärkenden Ursachen, die selbst im
"Gesez*) angegeben werden.?"

Dieser leztere Grund entschied! Durch die
Stimmenmehrheit ward Zen**en jährlich die
Zahl von fünf und zwanzig Stockstreichen,

*) Jm 52ten § desselben.

„mordete endlich eine fremde Perſon, deren
„laͤngeres Leben ihn keinesweges in ſeinem
eingebildeten Gluͤck gehindert haben
„koͤnnte!“

„Aber iſt denn nicht grade der Umſtand, daß
„Zen** den Mord ſolcher Perſonen beſtellte,
„die ihm nicht fremd, ſondern nur alzunah
verwandt waren, der erſchwerendſte un-
„ter allen? Lagen ihm nicht gegen die junge
„Frau und gegen das noch ungeborne Kind,
„als Gatte und als Vater, doppelt heilige
„Pflichten ob? Wer ſollte mehr fuͤr das Leben
„derjenigen ſorgen, die er ermorden ließ, als
„er ſelbſt? Und iſt nicht Blutverwandſchaft,
„zumal ſo nahe, eine von denjenigen die
„Strafe verſtaͤrkenden Urſachen, die ſelbſt im
„Geſez*) angegeben werden.?“

Dieſer leztere Grund entſchied! Durch die
Stimmenmehrheit ward Zen**en jaͤhrlich die
Zahl von fuͤnf und zwanzig Stockſtreichen,

*) Jm 52ten § deſſelben.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0244" n="236"/>
&#x201E;mordete endlich eine <hi rendition="#g">fremde</hi> Per&#x017F;on, deren<lb/>
&#x201E;la&#x0364;ngeres Leben ihn keinesweges in &#x017F;einem<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#g">eingebildeten</hi> Glu&#x0364;ck gehindert haben<lb/>
&#x201E;ko&#x0364;nnte!&#x201C;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Aber i&#x017F;t denn nicht grade der Um&#x017F;tand, daß<lb/>
&#x201E;Zen** den Mord &#x017F;olcher Per&#x017F;onen be&#x017F;tellte,<lb/>
&#x201E;die ihm nicht fremd, &#x017F;ondern nur alzunah<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#g">verwandt</hi> waren, der er&#x017F;chwerend&#x017F;te un-<lb/>
&#x201E;ter allen? Lagen ihm nicht gegen die junge<lb/>
&#x201E;Frau und gegen das noch ungeborne Kind,<lb/>
&#x201E;als Gatte und als Vater, doppelt heilige<lb/>
&#x201E;Pflichten ob? Wer &#x017F;ollte mehr fu&#x0364;r das Leben<lb/>
&#x201E;derjenigen &#x017F;orgen, die er ermorden ließ, als<lb/>
&#x201E;er &#x017F;elb&#x017F;t? Und i&#x017F;t nicht Blutverwand&#x017F;chaft,<lb/>
&#x201E;zumal &#x017F;o nahe, eine von denjenigen die<lb/>
&#x201E;Strafe ver&#x017F;ta&#x0364;rkenden Ur&#x017F;achen, die &#x017F;elb&#x017F;t im<lb/>
&#x201E;Ge&#x017F;ez<note place="foot" n="*)">Jm 52ten § de&#x017F;&#x017F;elben.</note> angegeben werden.?&#x201C;</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;er leztere Grund ent&#x017F;chied! Durch die<lb/>
Stimmenmehrheit ward Zen**en ja&#x0364;hrlich die<lb/>
Zahl von fu&#x0364;nf und zwanzig Stock&#x017F;treichen,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[236/0244] „mordete endlich eine fremde Perſon, deren „laͤngeres Leben ihn keinesweges in ſeinem „eingebildeten Gluͤck gehindert haben „koͤnnte!“ „Aber iſt denn nicht grade der Umſtand, daß „Zen** den Mord ſolcher Perſonen beſtellte, „die ihm nicht fremd, ſondern nur alzunah „verwandt waren, der erſchwerendſte un- „ter allen? Lagen ihm nicht gegen die junge „Frau und gegen das noch ungeborne Kind, „als Gatte und als Vater, doppelt heilige „Pflichten ob? Wer ſollte mehr fuͤr das Leben „derjenigen ſorgen, die er ermorden ließ, als „er ſelbſt? Und iſt nicht Blutverwandſchaft, „zumal ſo nahe, eine von denjenigen die „Strafe verſtaͤrkenden Urſachen, die ſelbſt im „Geſez *) angegeben werden.?“ Dieſer leztere Grund entſchied! Durch die Stimmenmehrheit ward Zen**en jaͤhrlich die Zahl von fuͤnf und zwanzig Stockſtreichen, *) Jm 52ten § deſſelben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/244
Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/244>, abgerufen am 24.11.2024.