"ihn kennen lernte. Er widerstand lange; er "ward selbst das leztemal gewissermaßen dazu "hingestoßen. Jener Schändliche hingegen "trug sich nun schon Jahre lang damit. War "es denn seine Schuld, daß jenes grüne Pulver "nicht als tödtliches Gift würkte? Wollte er "nicht schon tödten, ehe er So**rn noch kennen "lernte? Und ist es dann nicht einerlei, mit "welchem Jnstrument er vorsezlich tödtete?"
"Alles richtig!" sprachen die Erstern. "Aber menschliche Gesezze bestrafen doch im- "mer stärker die That, als die Absicht. "Zen** ist ein Nichtswürdiger, das unterliegt "keinem Zweifel. Aber die peinliche Lage, mit "einer Frau, die man nicht mehr liebt, verbun- "den, durchs ganze Leben verbunden zu seyn, "kann allerdings viel zu schwarzen und selbst "blutigen Entwürfen beitragen. Hier war al- "so warmes Blut; So**r hingegen mordete "mit kaltem; mordete blos für elendes "Geld; mordete, nachdem er mehrmals schon "erkannt hatte, daß er Unrecht thun würde;
„ihn kennen lernte. Er widerſtand lange; er „ward ſelbſt das leztemal gewiſſermaßen dazu „hingeſtoßen. Jener Schaͤndliche hingegen „trug ſich nun ſchon Jahre lang damit. War „es denn ſeine Schuld, daß jenes gruͤne Pulver „nicht als toͤdtliches Gift wuͤrkte? Wollte er „nicht ſchon toͤdten, ehe er So**rn noch kennen „lernte? Und iſt es dann nicht einerlei, mit „welchem Jnſtrument er vorſezlich toͤdtete?“
„Alles richtig!“ ſprachen die Erſtern. „Aber menſchliche Geſezze beſtrafen doch im- „mer ſtaͤrker die That, als die Abſicht. „Zen** iſt ein Nichtswuͤrdiger, das unterliegt „keinem Zweifel. Aber die peinliche Lage, mit „einer Frau, die man nicht mehr liebt, verbun- „den, durchs ganze Leben verbunden zu ſeyn, „kann allerdings viel zu ſchwarzen und ſelbſt „blutigen Entwuͤrfen beitragen. Hier war al- „ſo warmes Blut; So**r hingegen mordete „mit kaltem; mordete blos fuͤr elendes „Geld; mordete, nachdem er mehrmals ſchon „erkannt hatte, daß er Unrecht thun wuͤrde;
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0243"n="235"/>„ihn kennen lernte. Er widerſtand lange; er<lb/>„ward ſelbſt das leztemal gewiſſermaßen dazu<lb/>„hingeſtoßen. Jener Schaͤndliche hingegen<lb/>„trug ſich nun ſchon Jahre lang damit. War<lb/>„es denn ſeine Schuld, daß jenes gruͤne Pulver<lb/>„nicht als toͤdtliches Gift wuͤrkte? Wollte er<lb/>„nicht ſchon toͤdten, ehe er So**rn noch kennen<lb/>„lernte? Und iſt es dann nicht einerlei, mit<lb/>„welchem Jnſtrument er vorſezlich toͤdtete?“</p><lb/><p>„Alles richtig!“ſprachen die Erſtern.<lb/>„Aber menſchliche Geſezze beſtrafen doch im-<lb/>„mer ſtaͤrker die <hirendition="#g">That</hi>, als die <hirendition="#g">Abſicht</hi>.<lb/>„Zen** iſt ein Nichtswuͤrdiger, das unterliegt<lb/>„keinem Zweifel. Aber die peinliche Lage, mit<lb/>„einer Frau, die man nicht mehr liebt, verbun-<lb/>„den, durchs ganze Leben verbunden zu ſeyn,<lb/>„kann allerdings viel zu ſchwarzen und ſelbſt<lb/>„blutigen Entwuͤrfen beitragen. Hier war al-<lb/>„ſo <hirendition="#g">warmes</hi> Blut; So**r hingegen mordete<lb/>„mit <hirendition="#g">kaltem</hi>; mordete blos fuͤr elendes<lb/>„Geld; mordete, nachdem er mehrmals ſchon<lb/>„erkannt hatte, daß er Unrecht thun wuͤrde;<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[235/0243]
„ihn kennen lernte. Er widerſtand lange; er
„ward ſelbſt das leztemal gewiſſermaßen dazu
„hingeſtoßen. Jener Schaͤndliche hingegen
„trug ſich nun ſchon Jahre lang damit. War
„es denn ſeine Schuld, daß jenes gruͤne Pulver
„nicht als toͤdtliches Gift wuͤrkte? Wollte er
„nicht ſchon toͤdten, ehe er So**rn noch kennen
„lernte? Und iſt es dann nicht einerlei, mit
„welchem Jnſtrument er vorſezlich toͤdtete?“
„Alles richtig!“ ſprachen die Erſtern.
„Aber menſchliche Geſezze beſtrafen doch im-
„mer ſtaͤrker die That, als die Abſicht.
„Zen** iſt ein Nichtswuͤrdiger, das unterliegt
„keinem Zweifel. Aber die peinliche Lage, mit
„einer Frau, die man nicht mehr liebt, verbun-
„den, durchs ganze Leben verbunden zu ſeyn,
„kann allerdings viel zu ſchwarzen und ſelbſt
„blutigen Entwuͤrfen beitragen. Hier war al-
„ſo warmes Blut; So**r hingegen mordete
„mit kaltem; mordete blos fuͤr elendes
„Geld; mordete, nachdem er mehrmals ſchon
„erkannt hatte, daß er Unrecht thun wuͤrde;
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/243>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.