"habe." -- Nachher wenigstens muß der Mör- der nur alzugut mit ofnen Augen vollendet ha- ben. Denn er wiederholte seine Schläge wohl noch fünf bis sechsmal, um gewiß zu seyn, daß sie nicht mehr lebe. -- Da ihm Zen** auch befohlen, ihr die Röcke auszuziehen, und sie heim zu bringen; (wahrscheinlich, damit man wieder auf Räuber rathen möge!) so that dies So**r würklich. Aber eine Art von Schauder schien ihn zu ergreifen. Er warf sie wieder ne- ben ihr hin; eilte heim, und versicherte den Bösewicht, der ihn geschickt hatte; daß alles vollbracht sei! Beide konten ein paar Stun- den drauf gelassen in die Kirche gehn. So**r erhielt von Zen** abschläglich vier Gulden, und die Versicherung, das Uebrige richtig nach-
ist, worauf der Glaube der gemeinen Menge viel hält. Daß der Mörder die Augen bei dem tödtlichen Schlage zuschlos, hat, dünkt mich, etwas karakteristisches vom Gefühl der Schändlichkeit seiner That, die er lieber selbst nicht mit angesehn hätte, in sich.
„habe.“ — Nachher wenigſtens muß der Moͤr- der nur alzugut mit ofnen Augen vollendet ha- ben. Denn er wiederholte ſeine Schlaͤge wohl noch fuͤnf bis ſechsmal, um gewiß zu ſeyn, daß ſie nicht mehr lebe. — Da ihm Zen** auch befohlen, ihr die Roͤcke auszuziehen, und ſie heim zu bringen; (wahrſcheinlich, damit man wieder auf Raͤuber rathen moͤge!) ſo that dies So**r wuͤrklich. Aber eine Art von Schauder ſchien ihn zu ergreifen. Er warf ſie wieder ne- ben ihr hin; eilte heim, und verſicherte den Boͤſewicht, der ihn geſchickt hatte; daß alles vollbracht ſei! Beide konten ein paar Stun- den drauf gelaſſen in die Kirche gehn. So**r erhielt von Zen** abſchlaͤglich vier Gulden, und die Verſicherung, das Uebrige richtig nach-
iſt, worauf der Glaube der gemeinen Menge viel hält. Daß der Mörder die Augen bei dem tödtlichen Schlage zuſchlos, hat, dünkt mich, etwas karakteriſtiſches vom Gefühl der Schändlichkeit ſeiner That, die er lieber ſelbſt nicht mit angeſehn hätte, in ſich.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0238"n="230"/>„habe.“— Nachher wenigſtens muß der Moͤr-<lb/>
der nur alzugut mit ofnen Augen vollendet ha-<lb/>
ben. Denn er wiederholte ſeine Schlaͤge wohl<lb/>
noch fuͤnf bis ſechsmal, um gewiß zu ſeyn, daß<lb/>ſie nicht mehr lebe. — Da ihm Zen** auch<lb/>
befohlen, ihr die Roͤcke auszuziehen, und ſie<lb/>
heim zu bringen; (wahrſcheinlich, damit man<lb/>
wieder auf Raͤuber rathen moͤge!) ſo that dies<lb/>
So**r wuͤrklich. Aber eine Art von Schauder<lb/>ſchien ihn zu ergreifen. Er warf ſie wieder ne-<lb/>
ben ihr hin; eilte heim, und verſicherte den<lb/>
Boͤſewicht, der ihn geſchickt hatte; daß alles<lb/>
vollbracht ſei! Beide konten ein paar Stun-<lb/>
den drauf gelaſſen in die Kirche gehn. So**r<lb/>
erhielt von Zen** abſchlaͤglich vier Gulden,<lb/>
und die Verſicherung, das Uebrige richtig nach-<lb/><notexml:id="seg2pn_4_2"prev="#seg2pn_4_1"place="foot"n="*)">iſt, worauf der Glaube der gemeinen Menge<lb/>
viel hält. Daß der Mörder <hirendition="#g">die Augen bei<lb/>
dem tödtlichen Schlage zuſchlos</hi>,<lb/>
hat, dünkt mich, etwas karakteriſtiſches vom<lb/>
Gefühl der Schändlichkeit ſeiner That, die er<lb/>
lieber ſelbſt nicht mit angeſehn hätte, in ſich.</note><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[230/0238]
„habe.“ — Nachher wenigſtens muß der Moͤr-
der nur alzugut mit ofnen Augen vollendet ha-
ben. Denn er wiederholte ſeine Schlaͤge wohl
noch fuͤnf bis ſechsmal, um gewiß zu ſeyn, daß
ſie nicht mehr lebe. — Da ihm Zen** auch
befohlen, ihr die Roͤcke auszuziehen, und ſie
heim zu bringen; (wahrſcheinlich, damit man
wieder auf Raͤuber rathen moͤge!) ſo that dies
So**r wuͤrklich. Aber eine Art von Schauder
ſchien ihn zu ergreifen. Er warf ſie wieder ne-
ben ihr hin; eilte heim, und verſicherte den
Boͤſewicht, der ihn geſchickt hatte; daß alles
vollbracht ſei! Beide konten ein paar Stun-
den drauf gelaſſen in die Kirche gehn. So**r
erhielt von Zen** abſchlaͤglich vier Gulden,
und die Verſicherung, das Uebrige richtig nach-
*)
*) iſt, worauf der Glaube der gemeinen Menge
viel hält. Daß der Mörder die Augen bei
dem tödtlichen Schlage zuſchlos,
hat, dünkt mich, etwas karakteriſtiſches vom
Gefühl der Schändlichkeit ſeiner That, die er
lieber ſelbſt nicht mit angeſehn hätte, in ſich.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/238>, abgerufen am 02.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.