einen Behelf, und ging nach Jarpiz zu Zen** Schwiegereltern. Er versicherte späterhin vor Gerichte: "Damals fest entschlossen ge- "wesen zu seyn, diesen Eltern zu entdecken, "was Zen** gegen seine Frau im Schilde "führe. Er habe eben deswegen sie selbst so- "wohl, als auch das Dienstmensch, befragt: "Was die Tochter von der Behandlung ihres "Mannes sage? und zu verstehn gegeben: "daß solche sehr übel dran sei. Da er aber "zu seiner Verwunderung gehört: daß die jun- "ge Frau nie, auch nur die geringste Klage "über ihren Mann geführt; so habe er eben- "falls geschwiegen."
Kurz vor dieser Zeit hatte Zen** eine Ent- deckung gemacht, die allein schon ein minder verstocktes Herz auf beßre Gedanken geleitet haben würde. Er merkte, daß seine Frau schwanger, und wenigstens schon im sechsten Monat schwanger sei. Aus einer sonderba- ren Schüchternheit hatte sie nie weder ihren Schwiegereltern, noch ihrem Manne ein Wort
einen Behelf, und ging nach Jarpiz zu Zen** Schwiegereltern. Er verſicherte ſpaͤterhin vor Gerichte: „Damals feſt entſchloſſen ge- „weſen zu ſeyn, dieſen Eltern zu entdecken, „was Zen** gegen ſeine Frau im Schilde „fuͤhre. Er habe eben deswegen ſie ſelbſt ſo- „wohl, als auch das Dienſtmenſch, befragt: „Was die Tochter von der Behandlung ihres „Mannes ſage? und zu verſtehn gegeben: „daß ſolche ſehr uͤbel dran ſei. Da er aber „zu ſeiner Verwunderung gehoͤrt: daß die jun- „ge Frau nie, auch nur die geringſte Klage „uͤber ihren Mann gefuͤhrt; ſo habe er eben- „falls geſchwiegen.“
Kurz vor dieſer Zeit hatte Zen** eine Ent- deckung gemacht, die allein ſchon ein minder verſtocktes Herz auf beßre Gedanken geleitet haben wuͤrde. Er merkte, daß ſeine Frau ſchwanger, und wenigſtens ſchon im ſechſten Monat ſchwanger ſei. Aus einer ſonderba- ren Schuͤchternheit hatte ſie nie weder ihren Schwiegereltern, noch ihrem Manne ein Wort
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einen Behelf, und ging nach Jarpiz zu Zen**
Schwiegereltern. Er verſicherte ſpaͤterhin
vor Gerichte: „Damals feſt entſchloſſen ge-
„weſen zu ſeyn, dieſen Eltern zu entdecken,
„was Zen** gegen ſeine Frau im Schilde
„fuͤhre. Er habe eben deswegen ſie ſelbſt ſo-
„wohl, als auch das Dienſtmenſch, befragt:
„Was die Tochter von der Behandlung ihres
„Mannes ſage? und zu verſtehn gegeben:
„daß ſolche ſehr uͤbel dran ſei. Da er aber
„zu ſeiner Verwunderung gehoͤrt: daß die jun-
„ge Frau nie, auch nur die geringſte Klage
„uͤber ihren Mann gefuͤhrt; ſo habe er eben-
„falls geſchwiegen.“
Kurz vor dieſer Zeit hatte Zen** eine Ent-
deckung gemacht, die allein ſchon ein minder
verſtocktes Herz auf beßre Gedanken geleitet
haben wuͤrde. Er merkte, daß ſeine Frau
ſchwanger, und wenigſtens ſchon im ſechſten
Monat ſchwanger ſei. Aus einer ſonderba-
ren Schuͤchternheit hatte ſie nie weder ihren
Schwiegereltern, noch ihrem Manne ein Wort
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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/234>, abgerufen am 03.05.2024.
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