Diese Genesung verdros den Nichtswürdi- gen äußerst. Er that nun So**rn, da selbst solche Mittel mislangen, immer noch gewalt- thätigere Vorschläge. Er wollte mit seiner Frau auf ein, ohngefähr zwei Meilen entleg- nes Dorf gehn; auf den Heimweg sollte So**r im Walde aufpassen; sollte ihn selbst mit Stricken binden, und die Frau todtschla- gen. Er brachte ihm ein paar neue Stricke dazu; er bot ihm Geld über Geld; dem Knechte schien dieses doch alzugewagt. -- Zen** ließ sich nicht irren. Er hatte bald ei- nen andern Plan. "Er wollte mit seinem Va- "ter nach Prag gehn. Des Nachts sollte So**r "die Mutter in der Stube versperren, die "Frau in der Kammer erwürgen. Damit der "Verdacht auf Räuber falle, könnten ja auch "die Betten weggetragen und irgend wohin "versteckt werden." -- So**rn schien die Rolle, die er dabei zu spielen habe, so ge- fährlich, wie die vorige. Noch mehr, sein Gewissen erwachte abermals. Er machte sich
P
Dieſe Geneſung verdros den Nichtswuͤrdi- gen aͤußerſt. Er that nun So**rn, da ſelbſt ſolche Mittel mislangen, immer noch gewalt- thaͤtigere Vorſchlaͤge. Er wollte mit ſeiner Frau auf ein, ohngefaͤhr zwei Meilen entleg- nes Dorf gehn; auf den Heimweg ſollte So**r im Walde aufpaſſen; ſollte ihn ſelbſt mit Stricken binden, und die Frau todtſchla- gen. Er brachte ihm ein paar neue Stricke dazu; er bot ihm Geld uͤber Geld; dem Knechte ſchien dieſes doch alzugewagt. — Zen** ließ ſich nicht irren. Er hatte bald ei- nen andern Plan. „Er wollte mit ſeinem Va- „ter nach Prag gehn. Des Nachts ſollte So**r „die Mutter in der Stube verſperren, die „Frau in der Kammer erwuͤrgen. Damit der „Verdacht auf Raͤuber falle, koͤnnten ja auch „die Betten weggetragen und irgend wohin „verſteckt werden.“ — So**rn ſchien die Rolle, die er dabei zu ſpielen habe, ſo ge- faͤhrlich, wie die vorige. Noch mehr, ſein Gewiſſen erwachte abermals. Er machte ſich
P
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0233"n="225"/><p>Dieſe Geneſung verdros den Nichtswuͤrdi-<lb/>
gen aͤußerſt. Er that nun So**rn, da ſelbſt<lb/>ſolche Mittel mislangen, immer noch gewalt-<lb/>
thaͤtigere Vorſchlaͤge. Er wollte mit ſeiner<lb/>
Frau auf ein, ohngefaͤhr zwei Meilen entleg-<lb/>
nes Dorf gehn; auf den Heimweg ſollte<lb/>
So**r im Walde aufpaſſen; ſollte ihn ſelbſt<lb/>
mit Stricken binden, und die Frau todtſchla-<lb/>
gen. Er brachte ihm ein paar neue Stricke<lb/>
dazu; er bot ihm Geld uͤber Geld; dem<lb/>
Knechte ſchien dieſes doch alzugewagt. —<lb/>
Zen** ließ ſich nicht irren. Er hatte bald ei-<lb/>
nen andern Plan. „Er wollte mit ſeinem Va-<lb/>„ter nach Prag gehn. Des Nachts ſollte So**r<lb/>„die Mutter in der Stube verſperren, die<lb/>„Frau in der Kammer erwuͤrgen. Damit der<lb/>„Verdacht auf Raͤuber falle, koͤnnten ja auch<lb/>„die Betten weggetragen und irgend wohin<lb/>„verſteckt werden.“— So**rn ſchien die<lb/>
Rolle, die er dabei zu ſpielen habe, ſo ge-<lb/>
faͤhrlich, wie die vorige. Noch mehr, ſein<lb/>
Gewiſſen erwachte abermals. Er machte ſich<lb/><fwplace="bottom"type="sig">P</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[225/0233]
Dieſe Geneſung verdros den Nichtswuͤrdi-
gen aͤußerſt. Er that nun So**rn, da ſelbſt
ſolche Mittel mislangen, immer noch gewalt-
thaͤtigere Vorſchlaͤge. Er wollte mit ſeiner
Frau auf ein, ohngefaͤhr zwei Meilen entleg-
nes Dorf gehn; auf den Heimweg ſollte
So**r im Walde aufpaſſen; ſollte ihn ſelbſt
mit Stricken binden, und die Frau todtſchla-
gen. Er brachte ihm ein paar neue Stricke
dazu; er bot ihm Geld uͤber Geld; dem
Knechte ſchien dieſes doch alzugewagt. —
Zen** ließ ſich nicht irren. Er hatte bald ei-
nen andern Plan. „Er wollte mit ſeinem Va-
„ter nach Prag gehn. Des Nachts ſollte So**r
„die Mutter in der Stube verſperren, die
„Frau in der Kammer erwuͤrgen. Damit der
„Verdacht auf Raͤuber falle, koͤnnten ja auch
„die Betten weggetragen und irgend wohin
„verſteckt werden.“ — So**rn ſchien die
Rolle, die er dabei zu ſpielen habe, ſo ge-
faͤhrlich, wie die vorige. Noch mehr, ſein
Gewiſſen erwachte abermals. Er machte ſich
P
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/233>, abgerufen am 02.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.