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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

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davon gesagt. Daß bei diesem Leztern auch
nur der entfernteste Verdacht, als ob er nicht
Vater sei, obgewaltet, davon fand sich nir-
gends eine Spur; aber eben so wenig änderte
dieseEntdeckung seinenVorsaz, vielmehr glaubt'
er um so mehr die Ausführung des Letztern be-
schleunigen zu müssen. Er befahl dem Knechte,
ihm im Walde zwei tüchtige eichne Knüttel ab-
zuschneiden, und irgendwo im Hause zu verste-
cken. Er sei, sagte er, Willens, seine Frau näch-
stens einmal, noch vor Tages Anbruch zu ihren
Eltern zu senden; dann könten sie ihr nach, und
im Busche sie todtschlagen. So**r, -- entweder
um wenigstens den Anschein nach seinen Willen
zu thun, oder auch würklich zur That bereitwil-
liger, wenn er bei ihr einen Genossen habe,
-- brachte die Knittel. Der Ehmann quälte
von nun an in Geheim sein Weib, daß sie
doch einmal nach Hause gehn, und ihren Va-
ter um Geld, dessen er bedürfe,*) ansprechen

*) Daß auch dies eine Unwahrheit war, sieht
man daraus: daß er nachher allerdings baa-
res Geld hatte, -- den Mörder zu lohnen.
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davon geſagt. Daß bei dieſem Leztern auch
nur der entfernteſte Verdacht, als ob er nicht
Vater ſei, obgewaltet, davon fand ſich nir-
gends eine Spur; aber eben ſo wenig aͤnderte
dieſeEntdeckung ſeinenVorſaz, vielmehr glaubt'
er um ſo mehr die Ausfuͤhrung des Letztern be-
ſchleunigen zu muͤſſen. Er befahl dem Knechte,
ihm im Walde zwei tuͤchtige eichne Knuͤttel ab-
zuſchneiden, und irgendwo im Hauſe zu verſte-
cken. Er ſei, ſagte er, Willens, ſeine Frau naͤch-
ſtens einmal, noch vor Tages Anbruch zu ihren
Eltern zu ſenden; dann koͤnten ſie ihr nach, und
im Buſche ſie todtſchlagen. So**r, — entweder
um wenigſtens den Anſchein nach ſeinen Willen
zu thun, oder auch wuͤrklich zur That bereitwil-
liger, wenn er bei ihr einen Genoſſen habe,
— brachte die Knittel. Der Ehmann quaͤlte
von nun an in Geheim ſein Weib, daß ſie
doch einmal nach Hauſe gehn, und ihren Va-
ter um Geld, deſſen er beduͤrfe,*) anſprechen

*) Daß auch dies eine Unwahrheit war, ſieht
man daraus: daß er nachher allerdings baa-
res Geld hatte, — den Mörder zu lohnen.
P 2
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[227/0235] davon geſagt. Daß bei dieſem Leztern auch nur der entfernteſte Verdacht, als ob er nicht Vater ſei, obgewaltet, davon fand ſich nir- gends eine Spur; aber eben ſo wenig aͤnderte dieſeEntdeckung ſeinenVorſaz, vielmehr glaubt' er um ſo mehr die Ausfuͤhrung des Letztern be- ſchleunigen zu muͤſſen. Er befahl dem Knechte, ihm im Walde zwei tuͤchtige eichne Knuͤttel ab- zuſchneiden, und irgendwo im Hauſe zu verſte- cken. Er ſei, ſagte er, Willens, ſeine Frau naͤch- ſtens einmal, noch vor Tages Anbruch zu ihren Eltern zu ſenden; dann koͤnten ſie ihr nach, und im Buſche ſie todtſchlagen. So**r, — entweder um wenigſtens den Anſchein nach ſeinen Willen zu thun, oder auch wuͤrklich zur That bereitwil- liger, wenn er bei ihr einen Genoſſen habe, — brachte die Knittel. Der Ehmann quaͤlte von nun an in Geheim ſein Weib, daß ſie doch einmal nach Hauſe gehn, und ihren Va- ter um Geld, deſſen er beduͤrfe, *) anſprechen *) Daß auch dies eine Unwahrheit war, ſieht man daraus: daß er nachher allerdings baa- res Geld hatte, — den Mörder zu lohnen. P 2

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Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/235>, abgerufen am 02.05.2024.