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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

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"ein armer Teufel bleiben, so bleib es! Jch
"wieß dir wenigstens den Weg, wo du dir
"helfen kontest; dich mit Gewalt gescheid und
"glücklich zu machen, wäre Thorheit. Nur
"das merke dir, Kerl! Von allem, was du
"bei uns sahst und hörtest, halte reinen Mund!
"Unterstehst du dich, auch nur ein Wort da-
"von auszuplaudern, so wird dir die Hütte
"übern Kopf angezündet; so soll nicht etwan
"dir allein der Schedel zerschmettert, sondern
"auch Weib und Kinder vor deinen Augen er-
"würgt werden; das schwör' ich Dir, Du
"magst einen Gott oder Teufel glauben,bei bei-
"den! Und das werden gewiß, nebst mir, vier-
"zig bis funfzig Bursche möglich machen, denen
"weder vor Galgen noch Gerichten graut."

Diese herliche Zusicherung ward in einem
Tone ertheilt, der bestätigen half, daß sie
ernstlich gemeint sei. Der arme Weber, für
das Leben der Seinigen besorgter, als für sein
eignes, verschloß daher auch sorgfältig seinen
Mund; selbst seiner Frau sagte er von der

„ein armer Teufel bleiben, ſo bleib es! Jch
„wieß dir wenigſtens den Weg, wo du dir
„helfen konteſt; dich mit Gewalt geſcheid und
„gluͤcklich zu machen, waͤre Thorheit. Nur
„das merke dir, Kerl! Von allem, was du
„bei uns ſahſt und hoͤrteſt, halte reinen Mund!
„Unterſtehſt du dich, auch nur ein Wort da-
„von auszuplaudern, ſo wird dir die Huͤtte
„uͤbern Kopf angezuͤndet; ſo ſoll nicht etwan
„dir allein der Schedel zerſchmettert, ſondern
„auch Weib und Kinder vor deinen Augen er-
„wuͤrgt werden; das ſchwoͤr' ich Dir, Du
„magſt einen Gott oder Teufel glauben,bei bei-
„den! Und das werden gewiß, nebſt mir, vier-
„zig bis funfzig Burſche moͤglich machen, denen
„weder vor Galgen noch Gerichten graut.“

Dieſe herliche Zuſicherung ward in einem
Tone ertheilt, der beſtaͤtigen half, daß ſie
ernſtlich gemeint ſei. Der arme Weber, fuͤr
das Leben der Seinigen beſorgter, als fuͤr ſein
eignes, verſchloß daher auch ſorgfaͤltig ſeinen
Mund; ſelbſt ſeiner Frau ſagte er von der

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[154/0162] „ein armer Teufel bleiben, ſo bleib es! Jch „wieß dir wenigſtens den Weg, wo du dir „helfen konteſt; dich mit Gewalt geſcheid und „gluͤcklich zu machen, waͤre Thorheit. Nur „das merke dir, Kerl! Von allem, was du „bei uns ſahſt und hoͤrteſt, halte reinen Mund! „Unterſtehſt du dich, auch nur ein Wort da- „von auszuplaudern, ſo wird dir die Huͤtte „uͤbern Kopf angezuͤndet; ſo ſoll nicht etwan „dir allein der Schedel zerſchmettert, ſondern „auch Weib und Kinder vor deinen Augen er- „wuͤrgt werden; das ſchwoͤr' ich Dir, Du „magſt einen Gott oder Teufel glauben,bei bei- „den! Und das werden gewiß, nebſt mir, vier- „zig bis funfzig Burſche moͤglich machen, denen „weder vor Galgen noch Gerichten graut.“ Dieſe herliche Zuſicherung ward in einem Tone ertheilt, der beſtaͤtigen half, daß ſie ernſtlich gemeint ſei. Der arme Weber, fuͤr das Leben der Seinigen beſorgter, als fuͤr ſein eignes, verſchloß daher auch ſorgfaͤltig ſeinen Mund; ſelbſt ſeiner Frau ſagte er von der

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Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/162>, abgerufen am 02.05.2024.