heit freut; sieht sie ebendenselben eines schwarzen Lasters angeschuldigt; sieht ihn aus ihren Armen weggerißen; geschleppt zum Ker- ker; eben desjenigen Bubenstücks, weshalb sie ihn so gern gegen die ganze Welt verthei- digen möchte, überführt; hört über ihn das fürchterlichste Urtheil des Todes aussprechen, und findet zwar seine Richter mitleidig bei ihren Thränen, doch unerweichbar das Ge- sez, wornach sie ihn richten. O entsezlich war ihr Abschied, als sie zum Hochgericht ihn führten, noch entsezlicher beinahe ein anderer Gedanke, der sie straks drauf ergrif.
Diese Unglücklichen waren -- wie wir schon gesagt haben -- nach überstandener Todesstrafe aufs Rad geflochten, ihre Köpfe oben auf den Pfahl gesteckt worden. So ver- zerrt von dem lezten Streich und Schmerz, so geröstet von der Sonne, zerfressen von den Raben, verabscheut von allen Vorbeigehen- den, sollte nunmehr das Haupt verwesen, auf dessen Mund sie sonst so oft den Kuß der Lie-
heit freut; ſieht ſie ebendenſelben eines ſchwarzen Laſters angeſchuldigt; ſieht ihn aus ihren Armen weggerißen; geſchleppt zum Ker- ker; eben desjenigen Bubenſtuͤcks, weshalb ſie ihn ſo gern gegen die ganze Welt verthei- digen moͤchte, uͤberfuͤhrt; hoͤrt uͤber ihn das fuͤrchterlichſte Urtheil des Todes ausſprechen, und findet zwar ſeine Richter mitleidig bei ihren Thraͤnen, doch unerweichbar das Ge- ſez, wornach ſie ihn richten. O entſezlich war ihr Abſchied, als ſie zum Hochgericht ihn fuͤhrten, noch entſezlicher beinahe ein anderer Gedanke, der ſie ſtraks drauf ergrif.
Dieſe Ungluͤcklichen waren — wie wir ſchon geſagt haben — nach uͤberſtandener Todesſtrafe aufs Rad geflochten, ihre Koͤpfe oben auf den Pfahl geſteckt worden. So ver- zerrt von dem lezten Streich und Schmerz, ſo geroͤſtet von der Sonne, zerfreſſen von den Raben, verabſcheut von allen Vorbeigehen- den, ſollte nunmehr das Haupt verweſen, auf deſſen Mund ſie ſonſt ſo oft den Kuß der Lie-
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heit freut; ſieht ſie ebendenſelben eines
ſchwarzen Laſters angeſchuldigt; ſieht ihn aus
ihren Armen weggerißen; geſchleppt zum Ker-
ker; eben desjenigen Bubenſtuͤcks, weshalb
ſie ihn ſo gern gegen die ganze Welt verthei-
digen moͤchte, uͤberfuͤhrt; hoͤrt uͤber ihn das
fuͤrchterlichſte Urtheil des Todes ausſprechen,
und findet zwar ſeine Richter mitleidig bei
ihren Thraͤnen, doch unerweichbar das Ge-
ſez, wornach ſie ihn richten. O entſezlich
war ihr Abſchied, als ſie zum Hochgericht ihn
fuͤhrten, noch entſezlicher beinahe ein anderer
Gedanke, der ſie ſtraks drauf ergrif.
Dieſe Ungluͤcklichen waren — wie wir
ſchon geſagt haben — nach uͤberſtandener
Todesſtrafe aufs Rad geflochten, ihre Koͤpfe
oben auf den Pfahl geſteckt worden. So ver-
zerrt von dem lezten Streich und Schmerz,
ſo geroͤſtet von der Sonne, zerfreſſen von den
Raben, verabſcheut von allen Vorbeigehen-
den, ſollte nunmehr das Haupt verweſen, auf
deſſen Mund ſie ſonſt ſo oft den Kuß der Lie-
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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/136>, abgerufen am 27.11.2024.
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