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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

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heiratete sein ältester Sohn die Tochter eines
reichen Nachbars; eine junge, hübsche, brave
Dirne, um die er vorher lange schon gefreit
hatte, und die ihn gegenseitig auch von Her-
zensgrunde liebte.

Doch kaum war diese Hochzeit vorbei, als
Verdacht wegen jener Mordthat ausbrach.
Die Gerichte bemächtigten sich des Vaters
und seiner Söhne; man fand die Ueberbleib-
sel des begrabnen Körpers; man entdeckte
der Spuren bald noch mehrere. Die Schul-
digen gestanden endlich selbst ihr Verbrechen;
man sprach über sie das Urtheil: enthauptet
und auf das Rad geflochten zu werden. Ein
hartes, aber doch gerechtes Urtheil, welches
auch bald darauf an ihnen vollzogen ward.

Wer vermag bei alle diesen schrecklichen Er-
eignissen das Gefühl der jungen erst verheira-
teten Frau ohne Mitleid sich zu denken. Zu
eben der Zeit, wo sie einen geliebten, langge-
liebten Mann nun endlich zu besizzen glaubt;
sich dieses Besizzes noch in seiner ganzen Neu-

heiratete ſein aͤlteſter Sohn die Tochter eines
reichen Nachbars; eine junge, huͤbſche, brave
Dirne, um die er vorher lange ſchon gefreit
hatte, und die ihn gegenſeitig auch von Her-
zensgrunde liebte.

Doch kaum war dieſe Hochzeit vorbei, als
Verdacht wegen jener Mordthat ausbrach.
Die Gerichte bemaͤchtigten ſich des Vaters
und ſeiner Soͤhne; man fand die Ueberbleib-
ſel des begrabnen Koͤrpers; man entdeckte
der Spuren bald noch mehrere. Die Schul-
digen geſtanden endlich ſelbſt ihr Verbrechen;
man ſprach uͤber ſie das Urtheil: enthauptet
und auf das Rad geflochten zu werden. Ein
hartes, aber doch gerechtes Urtheil, welches
auch bald darauf an ihnen vollzogen ward.

Wer vermag bei alle dieſen ſchrecklichen Er-
eigniſſen das Gefuͤhl der jungen erſt verheira-
teten Frau ohne Mitleid ſich zu denken. Zu
eben der Zeit, wo ſie einen geliebten, langge-
liebten Mann nun endlich zu beſizzen glaubt;
ſich dieſes Beſizzes noch in ſeiner ganzen Neu-

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[127/0135] heiratete ſein aͤlteſter Sohn die Tochter eines reichen Nachbars; eine junge, huͤbſche, brave Dirne, um die er vorher lange ſchon gefreit hatte, und die ihn gegenſeitig auch von Her- zensgrunde liebte. Doch kaum war dieſe Hochzeit vorbei, als Verdacht wegen jener Mordthat ausbrach. Die Gerichte bemaͤchtigten ſich des Vaters und ſeiner Soͤhne; man fand die Ueberbleib- ſel des begrabnen Koͤrpers; man entdeckte der Spuren bald noch mehrere. Die Schul- digen geſtanden endlich ſelbſt ihr Verbrechen; man ſprach uͤber ſie das Urtheil: enthauptet und auf das Rad geflochten zu werden. Ein hartes, aber doch gerechtes Urtheil, welches auch bald darauf an ihnen vollzogen ward. Wer vermag bei alle dieſen ſchrecklichen Er- eigniſſen das Gefuͤhl der jungen erſt verheira- teten Frau ohne Mitleid ſich zu denken. Zu eben der Zeit, wo ſie einen geliebten, langge- liebten Mann nun endlich zu beſizzen glaubt; ſich dieſes Beſizzes noch in ſeiner ganzen Neu-

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Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/135>, abgerufen am 23.11.2024.