Meißner, Alfred: Der Müller vom Höft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–274. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.weit ist die Sache eingetränkt, und so muß sie weiter ihren Lauf haben. Ihr verabschiedet uns, die wir unser Leben gewagt haben, um das Euere zu retten, wollt Euch stellen und sagt zu uns: seht, wie Ihr weiter kommt! Ein sauberer Lohn das! Weil Ihr ein Narr Euerer Vorurtheile seid, sollen wir darunter leiden? Weil Ihr den Krieg scheut, sollen wir die Waffen aus der Hand legen, die noch unsere Freiheit und unser Leben schützen! Wisset, daß Ihr, der einen Galgenvogel erschlagen, jetzt weniger bedroht seid und weniger zu fürchten habt. als wir, die Euch befreit haben! Hier sind wir; dies Haus ist unsere Festung und Zuflucht, und wir wollen das Haus vertheidigen, bis sie den letzten Balken zusammenschießen; seid Ihr dabei, mit Euch, seid Ihr nicht dabei, trotz Euch! Einige Stimmen wollten, als der Schellenkaspar zu Ende gesprochen, in ein Hurrah einstimmen, aber des Müllers gebietender Blick und donnerndes Wort ließ sie mitten im Rufe verstummen. Lump, der nichts zu verlieren hat, rief er, du sprichst, wie du's brauchst, und wenig kümmert's dich, ob du Andere mit dir ins Verderben fortreißest. Was hast du hier zu reden, herbeigelaufener Bursch, den vielleicht ganz andere Streiche zu uns geführt? Es ist nicht wahr, daß es bereits so schlimm mit uns steht, und daß es keinen anderen Ausgang gäbe, als auf einem Sündenwege weiter zu gehen. Der ist für dich weit ist die Sache eingetränkt, und so muß sie weiter ihren Lauf haben. Ihr verabschiedet uns, die wir unser Leben gewagt haben, um das Euere zu retten, wollt Euch stellen und sagt zu uns: seht, wie Ihr weiter kommt! Ein sauberer Lohn das! Weil Ihr ein Narr Euerer Vorurtheile seid, sollen wir darunter leiden? Weil Ihr den Krieg scheut, sollen wir die Waffen aus der Hand legen, die noch unsere Freiheit und unser Leben schützen! Wisset, daß Ihr, der einen Galgenvogel erschlagen, jetzt weniger bedroht seid und weniger zu fürchten habt. als wir, die Euch befreit haben! Hier sind wir; dies Haus ist unsere Festung und Zuflucht, und wir wollen das Haus vertheidigen, bis sie den letzten Balken zusammenschießen; seid Ihr dabei, mit Euch, seid Ihr nicht dabei, trotz Euch! Einige Stimmen wollten, als der Schellenkaspar zu Ende gesprochen, in ein Hurrah einstimmen, aber des Müllers gebietender Blick und donnerndes Wort ließ sie mitten im Rufe verstummen. Lump, der nichts zu verlieren hat, rief er, du sprichst, wie du's brauchst, und wenig kümmert's dich, ob du Andere mit dir ins Verderben fortreißest. Was hast du hier zu reden, herbeigelaufener Bursch, den vielleicht ganz andere Streiche zu uns geführt? Es ist nicht wahr, daß es bereits so schlimm mit uns steht, und daß es keinen anderen Ausgang gäbe, als auf einem Sündenwege weiter zu gehen. Der ist für dich <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="11"> <p><pb facs="#f0075"/> weit ist die Sache eingetränkt, und so muß sie weiter ihren Lauf haben. Ihr verabschiedet uns, die wir unser Leben gewagt haben, um das Euere zu retten, wollt Euch stellen und sagt zu uns: seht, wie Ihr weiter kommt! Ein sauberer Lohn das! Weil Ihr ein Narr Euerer Vorurtheile seid, sollen wir darunter leiden? Weil Ihr den Krieg scheut, sollen wir die Waffen aus der Hand legen, die noch unsere Freiheit und unser Leben schützen! Wisset, daß Ihr, der einen Galgenvogel erschlagen, jetzt weniger bedroht seid und weniger zu fürchten habt. als wir, die Euch befreit haben! Hier sind wir; dies Haus ist unsere Festung und Zuflucht, und wir wollen das Haus vertheidigen, bis sie den letzten Balken zusammenschießen; seid Ihr dabei, mit Euch, seid Ihr nicht dabei, trotz Euch!</p><lb/> <p>Einige Stimmen wollten, als der Schellenkaspar zu Ende gesprochen, in ein Hurrah einstimmen, aber des Müllers gebietender Blick und donnerndes Wort ließ sie mitten im Rufe verstummen.</p><lb/> <p>Lump, der nichts zu verlieren hat, rief er, du sprichst, wie du's brauchst, und wenig kümmert's dich, ob du Andere mit dir ins Verderben fortreißest. Was hast du hier zu reden, herbeigelaufener Bursch, den vielleicht ganz andere Streiche zu uns geführt? Es ist nicht wahr, daß es bereits so schlimm mit uns steht, und daß es keinen anderen Ausgang gäbe, als auf einem Sündenwege weiter zu gehen. Der ist für dich<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0075]
weit ist die Sache eingetränkt, und so muß sie weiter ihren Lauf haben. Ihr verabschiedet uns, die wir unser Leben gewagt haben, um das Euere zu retten, wollt Euch stellen und sagt zu uns: seht, wie Ihr weiter kommt! Ein sauberer Lohn das! Weil Ihr ein Narr Euerer Vorurtheile seid, sollen wir darunter leiden? Weil Ihr den Krieg scheut, sollen wir die Waffen aus der Hand legen, die noch unsere Freiheit und unser Leben schützen! Wisset, daß Ihr, der einen Galgenvogel erschlagen, jetzt weniger bedroht seid und weniger zu fürchten habt. als wir, die Euch befreit haben! Hier sind wir; dies Haus ist unsere Festung und Zuflucht, und wir wollen das Haus vertheidigen, bis sie den letzten Balken zusammenschießen; seid Ihr dabei, mit Euch, seid Ihr nicht dabei, trotz Euch!
Einige Stimmen wollten, als der Schellenkaspar zu Ende gesprochen, in ein Hurrah einstimmen, aber des Müllers gebietender Blick und donnerndes Wort ließ sie mitten im Rufe verstummen.
Lump, der nichts zu verlieren hat, rief er, du sprichst, wie du's brauchst, und wenig kümmert's dich, ob du Andere mit dir ins Verderben fortreißest. Was hast du hier zu reden, herbeigelaufener Bursch, den vielleicht ganz andere Streiche zu uns geführt? Es ist nicht wahr, daß es bereits so schlimm mit uns steht, und daß es keinen anderen Ausgang gäbe, als auf einem Sündenwege weiter zu gehen. Der ist für dich
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Zitationshilfe: | Meißner, Alfred: Der Müller vom Höft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–274. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_hoeft_1910/75>, abgerufen am 22.07.2024. |