Meißner, Alfred: Der Müller vom Höft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–274. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Gerichtsperson, nachdem sie ihrerseits Posten aufgestellt hatte, welche die Bewegungen und Vorgänge in der Mühle beobachten sollten. XI. In den zwei folgenden Tagen wurden von Seite der bewaffneten Macht zwei Angriffe unternommen, um den Müller Reinbacher und seinen Knecht in Haft zu nehmen. Eine Landung wurde des Morgens, im Schutze eines dichten Nebels, eine andere im Schutze der Abenddämmerung versucht; sie wurden beide durch die Wachsamkeit und den Muth der Müllersknechte vereitelt, die ihren am Wundfieber darniederliegenden Herrn nicht preisgeben wollten. Die Kriegsleute wurden zurückgeschlagen und verloren sogar ihren Anführer. Er wurde von einer Dachluke aus mitten in die Stirn geschossen und sank, ohne auch nur einen Laut ausgestoßen zu haben, in den Sand. Die Müller sind in der Regel gute Schützen. Die Wasservögel, die zu gewissen Zeiten einfallen, laden zur Jagd ein, dabei übt sich Auge und Hand. Die churfürstliche Soldateska zeigte bei dem Verluste ihres Anführers keinen besonderen Heldensinn. Anstatt um so hartnäckiger vorzudringen, wichen die Reihen. Die Kriegsleute trugen die Leiche in ihr Schiff zurück und schlugen den Rück- Gerichtsperson, nachdem sie ihrerseits Posten aufgestellt hatte, welche die Bewegungen und Vorgänge in der Mühle beobachten sollten. XI. In den zwei folgenden Tagen wurden von Seite der bewaffneten Macht zwei Angriffe unternommen, um den Müller Reinbacher und seinen Knecht in Haft zu nehmen. Eine Landung wurde des Morgens, im Schutze eines dichten Nebels, eine andere im Schutze der Abenddämmerung versucht; sie wurden beide durch die Wachsamkeit und den Muth der Müllersknechte vereitelt, die ihren am Wundfieber darniederliegenden Herrn nicht preisgeben wollten. Die Kriegsleute wurden zurückgeschlagen und verloren sogar ihren Anführer. Er wurde von einer Dachluke aus mitten in die Stirn geschossen und sank, ohne auch nur einen Laut ausgestoßen zu haben, in den Sand. Die Müller sind in der Regel gute Schützen. Die Wasservögel, die zu gewissen Zeiten einfallen, laden zur Jagd ein, dabei übt sich Auge und Hand. Die churfürstliche Soldateska zeigte bei dem Verluste ihres Anführers keinen besonderen Heldensinn. Anstatt um so hartnäckiger vorzudringen, wichen die Reihen. Die Kriegsleute trugen die Leiche in ihr Schiff zurück und schlugen den Rück- <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="10"> <p><pb facs="#f0068"/> Gerichtsperson, nachdem sie ihrerseits Posten aufgestellt hatte, welche die Bewegungen und Vorgänge in der Mühle beobachten sollten.</p><lb/> </div> <div type="chapter" n="11"> <head>XI.</head> <p>In den zwei folgenden Tagen wurden von Seite der bewaffneten Macht zwei Angriffe unternommen, um den Müller Reinbacher und seinen Knecht in Haft zu nehmen. Eine Landung wurde des Morgens, im Schutze eines dichten Nebels, eine andere im Schutze der Abenddämmerung versucht; sie wurden beide durch die Wachsamkeit und den Muth der Müllersknechte vereitelt, die ihren am Wundfieber darniederliegenden Herrn nicht preisgeben wollten. Die Kriegsleute wurden zurückgeschlagen und verloren sogar ihren Anführer. Er wurde von einer Dachluke aus mitten in die Stirn geschossen und sank, ohne auch nur einen Laut ausgestoßen zu haben, in den Sand. Die Müller sind in der Regel gute Schützen. Die Wasservögel, die zu gewissen Zeiten einfallen, laden zur Jagd ein, dabei übt sich Auge und Hand. Die churfürstliche Soldateska zeigte bei dem Verluste ihres Anführers keinen besonderen Heldensinn. Anstatt um so hartnäckiger vorzudringen, wichen die Reihen. Die Kriegsleute trugen die Leiche in ihr Schiff zurück und schlugen den Rück-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0068]
Gerichtsperson, nachdem sie ihrerseits Posten aufgestellt hatte, welche die Bewegungen und Vorgänge in der Mühle beobachten sollten.
XI. In den zwei folgenden Tagen wurden von Seite der bewaffneten Macht zwei Angriffe unternommen, um den Müller Reinbacher und seinen Knecht in Haft zu nehmen. Eine Landung wurde des Morgens, im Schutze eines dichten Nebels, eine andere im Schutze der Abenddämmerung versucht; sie wurden beide durch die Wachsamkeit und den Muth der Müllersknechte vereitelt, die ihren am Wundfieber darniederliegenden Herrn nicht preisgeben wollten. Die Kriegsleute wurden zurückgeschlagen und verloren sogar ihren Anführer. Er wurde von einer Dachluke aus mitten in die Stirn geschossen und sank, ohne auch nur einen Laut ausgestoßen zu haben, in den Sand. Die Müller sind in der Regel gute Schützen. Die Wasservögel, die zu gewissen Zeiten einfallen, laden zur Jagd ein, dabei übt sich Auge und Hand. Die churfürstliche Soldateska zeigte bei dem Verluste ihres Anführers keinen besonderen Heldensinn. Anstatt um so hartnäckiger vorzudringen, wichen die Reihen. Die Kriegsleute trugen die Leiche in ihr Schiff zurück und schlugen den Rück-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_hoeft_1910 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_hoeft_1910/68 |
Zitationshilfe: | Meißner, Alfred: Der Müller vom Höft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–274. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_hoeft_1910/68>, abgerufen am 22.07.2024. |