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Meißner, Alfred: Der Müller vom Höft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–274. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Ruhe bleiben werde. Es galt, sich zu rüsten. Wendelin hatte bereits auf den beiden äußersten Punkten der Insel Schildwachen ausgestellt, welche auf Alles, was auf den Ufern sich begeben würde, achten sollten. Er vertheilte, was sich an Waffen im Hause vorfand, Hakenbüchsen, Dreschflegel, Sensen und zwei ganz kleine Kanonen.

Alles war vorerst noch frohen Muthes und freute sich, daß der Herr wieder da war. Der Arzt hatte gute Hoffnung gegeben. Alle versprachen, die Mühle und des Müllers Leben und Freiheit, wenn es Noth thue, mit ihrem Blute zu vertheidigen.

Als der Morgen dämmerte, gaben die Wachen Meldung. Eine Gerichtsperson, an ihrer schwarzen Tracht und mächtigen Perrücke kenntlich, erschien, von einem kleinen Trupp Soldaten begleitet, am Ufer. Sie kamen von Nienburg. Da die Soldaten die Brücke abgebrochen fanden, suchten sie einen Kahn, auf dem sie übersetzen könnten. Da mochte der ehrenwerthe Mann vom Gericht, der ihr Anführer war, ein paar Flinten gewahr werden, die aus den Dachlucken hervorguckten. Er stellte nun die Nachforschungen nach einem Kahne ein, zog sich in eine respectvolle Entfernung, entrollte ein Blatt, und las etwas vor, was vermuthlich ein Befehl war, daß der Müller und Wendelin sich dem Gerichte in Nienburg zu stellen hätten. Die Entfernung ließ kein Wort davon auf die Insel gelangen, und als Niemand in der Mühle antwortete, entfernte sich die

Ruhe bleiben werde. Es galt, sich zu rüsten. Wendelin hatte bereits auf den beiden äußersten Punkten der Insel Schildwachen ausgestellt, welche auf Alles, was auf den Ufern sich begeben würde, achten sollten. Er vertheilte, was sich an Waffen im Hause vorfand, Hakenbüchsen, Dreschflegel, Sensen und zwei ganz kleine Kanonen.

Alles war vorerst noch frohen Muthes und freute sich, daß der Herr wieder da war. Der Arzt hatte gute Hoffnung gegeben. Alle versprachen, die Mühle und des Müllers Leben und Freiheit, wenn es Noth thue, mit ihrem Blute zu vertheidigen.

Als der Morgen dämmerte, gaben die Wachen Meldung. Eine Gerichtsperson, an ihrer schwarzen Tracht und mächtigen Perrücke kenntlich, erschien, von einem kleinen Trupp Soldaten begleitet, am Ufer. Sie kamen von Nienburg. Da die Soldaten die Brücke abgebrochen fanden, suchten sie einen Kahn, auf dem sie übersetzen könnten. Da mochte der ehrenwerthe Mann vom Gericht, der ihr Anführer war, ein paar Flinten gewahr werden, die aus den Dachlucken hervorguckten. Er stellte nun die Nachforschungen nach einem Kahne ein, zog sich in eine respectvolle Entfernung, entrollte ein Blatt, und las etwas vor, was vermuthlich ein Befehl war, daß der Müller und Wendelin sich dem Gerichte in Nienburg zu stellen hätten. Die Entfernung ließ kein Wort davon auf die Insel gelangen, und als Niemand in der Mühle antwortete, entfernte sich die

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[0067] Ruhe bleiben werde. Es galt, sich zu rüsten. Wendelin hatte bereits auf den beiden äußersten Punkten der Insel Schildwachen ausgestellt, welche auf Alles, was auf den Ufern sich begeben würde, achten sollten. Er vertheilte, was sich an Waffen im Hause vorfand, Hakenbüchsen, Dreschflegel, Sensen und zwei ganz kleine Kanonen. Alles war vorerst noch frohen Muthes und freute sich, daß der Herr wieder da war. Der Arzt hatte gute Hoffnung gegeben. Alle versprachen, die Mühle und des Müllers Leben und Freiheit, wenn es Noth thue, mit ihrem Blute zu vertheidigen. Als der Morgen dämmerte, gaben die Wachen Meldung. Eine Gerichtsperson, an ihrer schwarzen Tracht und mächtigen Perrücke kenntlich, erschien, von einem kleinen Trupp Soldaten begleitet, am Ufer. Sie kamen von Nienburg. Da die Soldaten die Brücke abgebrochen fanden, suchten sie einen Kahn, auf dem sie übersetzen könnten. Da mochte der ehrenwerthe Mann vom Gericht, der ihr Anführer war, ein paar Flinten gewahr werden, die aus den Dachlucken hervorguckten. Er stellte nun die Nachforschungen nach einem Kahne ein, zog sich in eine respectvolle Entfernung, entrollte ein Blatt, und las etwas vor, was vermuthlich ein Befehl war, daß der Müller und Wendelin sich dem Gerichte in Nienburg zu stellen hätten. Die Entfernung ließ kein Wort davon auf die Insel gelangen, und als Niemand in der Mühle antwortete, entfernte sich die

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:41:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Meißner, Alfred: Der Müller vom Höft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–274. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_hoeft_1910/67>, abgerufen am 24.04.2024.