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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.

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als er meines Töchterleins gewahr wird, sein Pferd wie¬
der umbdrehet, sie unter das Kinn greifet, und freund¬
lich examiniret, wer und woher sie sei? Als er solches
erforschet, sagt er, daß sie schier so hübsch sei, als eine
Engelin, und daß er gar nit gewußt, daß der Priester
hieselbsten eine so schöne Dirne hab. Reutet darauf wei¬
ter, sich noch wohl an die zwei oder drei Malen nach
ihr umbschauend, und gelangt auch im ersten Treiben
schon zu dem einäugigten Wulf, so im Rohr an der Sehe
gelegen, wie sie gleich an der Loosung verspüret. Denn
der Wulf looset immer auf einen Stein, die Wölfin aber
thät ihre Loosung mitten in den Weg und es ist plat¬
schicht, wogegen seins immer fast dicke ist. Das hat den
Junker sehr ergetzet und haben die Zeugknechte ihn mit
großen eisernen Zangen aus dem Garn herfürhohlen
und halten müssen, worauf er ihn bei einer Stunden
lang unter großem Gelächter langsam und jämmerlich zu
Tode gemartert, was ein prognosticon ist, wie ers
nachhero mit meinem armen Kinde gemacht, denn Wulf
oder Lamm ist diesem Schalksknecht gleich. Ach du ge¬
rechter Gott! -- Doch ich will nichts übereilen noch zu¬
vorkommen.

Des andern Tages kömmt den alten Seden sein glu¬
deräugigt Weib, so wie ein lahmer Hund mit dem Hin¬
dern drohete, und stellet meinem Töchterlein für: ob sie
nit wölle bei dem Amtshaubtmann in Dienst treten, lo¬
bet ihn als einen frommen und tugendsamen Mann, und
wäre alles was die Welt von ihm afterrede, erstunken

als er meines Töchterleins gewahr wird, ſein Pferd wie¬
der umbdrehet, ſie unter das Kinn greifet, und freund¬
lich examiniret, wer und woher ſie ſei? Als er ſolches
erforſchet, ſagt er, daß ſie ſchier ſo hübſch ſei, als eine
Engelin, und daß er gar nit gewußt, daß der Prieſter
hieſelbſten eine ſo ſchöne Dirne hab. Reutet darauf wei¬
ter, ſich noch wohl an die zwei oder drei Malen nach
ihr umbſchauend, und gelangt auch im erſten Treiben
ſchon zu dem einäugigten Wulf, ſo im Rohr an der Sehe
gelegen, wie ſie gleich an der Looſung verſpüret. Denn
der Wulf looſet immer auf einen Stein, die Wölfin aber
thät ihre Looſung mitten in den Weg und es iſt plat¬
ſchicht, wogegen ſeins immer faſt dicke iſt. Das hat den
Junker ſehr ergetzet und haben die Zeugknechte ihn mit
großen eiſernen Zangen aus dem Garn herfürhohlen
und halten müſſen, worauf er ihn bei einer Stunden
lang unter großem Gelächter langſam und jämmerlich zu
Tode gemartert, was ein prognosticon iſt, wie ers
nachhero mit meinem armen Kinde gemacht, denn Wulf
oder Lamm iſt dieſem Schalksknecht gleich. Ach du ge¬
rechter Gott! — Doch ich will nichts übereilen noch zu¬
vorkommen.

Des andern Tages kömmt den alten Seden ſein glu¬
deräugigt Weib, ſo wie ein lahmer Hund mit dem Hin¬
dern drohete, und ſtellet meinem Töchterlein für: ob ſie
nit wölle bei dem Amtshaubtmann in Dienſt treten, lo¬
bet ihn als einen frommen und tugendſamen Mann, und
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[78/0094] als er meines Töchterleins gewahr wird, ſein Pferd wie¬ der umbdrehet, ſie unter das Kinn greifet, und freund¬ lich examiniret, wer und woher ſie ſei? Als er ſolches erforſchet, ſagt er, daß ſie ſchier ſo hübſch ſei, als eine Engelin, und daß er gar nit gewußt, daß der Prieſter hieſelbſten eine ſo ſchöne Dirne hab. Reutet darauf wei¬ ter, ſich noch wohl an die zwei oder drei Malen nach ihr umbſchauend, und gelangt auch im erſten Treiben ſchon zu dem einäugigten Wulf, ſo im Rohr an der Sehe gelegen, wie ſie gleich an der Looſung verſpüret. Denn der Wulf looſet immer auf einen Stein, die Wölfin aber thät ihre Looſung mitten in den Weg und es iſt plat¬ ſchicht, wogegen ſeins immer faſt dicke iſt. Das hat den Junker ſehr ergetzet und haben die Zeugknechte ihn mit großen eiſernen Zangen aus dem Garn herfürhohlen und halten müſſen, worauf er ihn bei einer Stunden lang unter großem Gelächter langſam und jämmerlich zu Tode gemartert, was ein prognosticon iſt, wie ers nachhero mit meinem armen Kinde gemacht, denn Wulf oder Lamm iſt dieſem Schalksknecht gleich. Ach du ge¬ rechter Gott! — Doch ich will nichts übereilen noch zu¬ vorkommen. Des andern Tages kömmt den alten Seden ſein glu¬ deräugigt Weib, ſo wie ein lahmer Hund mit dem Hin¬ dern drohete, und ſtellet meinem Töchterlein für: ob ſie nit wölle bei dem Amtshaubtmann in Dienſt treten, lo¬ bet ihn als einen frommen und tugendſamen Mann, und wäre alles was die Welt von ihm afterrede, erſtunken

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Zitationshilfe: Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/94>, abgerufen am 23.11.2024.