herbei, und stellete ihr für: daß sie morgen frühe zu gu¬ ter Zeit sich nach der Liepen aufmachen möchte, dieweil es dorten noch zu essen hätte, und sie hier verhungern würd, angesehen wir selber vielleicht schon morgen den Kapsel und das Land verlaufen würden. Dankete ihr auch für ihre bewiesene Liebe und Treue, und bate sie endlich unter lautem Schluchzen meiner armen Tochter, sie wölle lieber nur sogleich heimblich hinweggehen, und uns beiden nicht das Herze durch ihren Abschied noch schwerer machen, angesehen der alte Paassch die Nacht auf dem Achterwasser wöllte fischen ziehen, wie er mir gesaget, und sie gewis gerne in Grüßow an das Land setzete, wo sie ja auch ihre Freundschaft hätte, und sich noch heute satt essen könnte. Aber sie kunnte vor vie¬ lem Weinen kein Wörtlein herfürbringen; doch da sie sahe, daß es mein Ernst war, ging sie aus der Stu¬ ben. Nit lange darauf hörten wir auch die Hausthüre zuklinken, worauf mein Töchterlein wimmerte: sie geht schon und flugs an das Fenster rannte, ihr nachzuschauen "Ja, schrie sie", als sie durch die Scheiblein geblicket, "sie geht schon!" und rang die Hände und wollte sich nit trösten lassen. Endiglichen gab sie sich doch, als ich auf die Magd Hagar kam so Abraham auch verstoßen, und deren gleichwohl der Herr sich in der Wüsten er¬ barmet und darauf befahlen wir uns dem Herrn, und streckten uns auf unser Mooslager.
herbei, und ſtellete ihr für: daß ſie morgen frühe zu gu¬ ter Zeit ſich nach der Liepen aufmachen möchte, dieweil es dorten noch zu eſſen hätte, und ſie hier verhungern würd, angeſehen wir ſelber vielleicht ſchon morgen den Kapſel und das Land verlaufen würden. Dankete ihr auch für ihre bewieſene Liebe und Treue, und bate ſie endlich unter lautem Schluchzen meiner armen Tochter, ſie wölle lieber nur ſogleich heimblich hinweggehen, und uns beiden nicht das Herze durch ihren Abſchied noch ſchwerer machen, angeſehen der alte Paaſsch die Nacht auf dem Achterwaſſer wöllte fiſchen ziehen, wie er mir geſaget, und ſie gewis gerne in Grüßow an das Land ſetzete, wo ſie ja auch ihre Freundſchaft hätte, und ſich noch heute ſatt eſſen könnte. Aber ſie kunnte vor vie¬ lem Weinen kein Wörtlein herfürbringen; doch da ſie ſahe, daß es mein Ernſt war, ging ſie aus der Stu¬ ben. Nit lange darauf hörten wir auch die Hausthüre zuklinken, worauf mein Töchterlein wimmerte: ſie geht ſchon und flugs an das Fenſter rannte, ihr nachzuſchauen „Ja, ſchrie ſie“, als ſie durch die Scheiblein geblicket, „ſie geht ſchon!“ und rang die Hände und wollte ſich nit tröſten laſſen. Endiglichen gab ſie ſich doch, als ich auf die Magd Hagar kam ſo Abraham auch verſtoßen, und deren gleichwohl der Herr ſich in der Wüſten er¬ barmet und darauf befahlen wir uns dem Herrn, und ſtreckten uns auf unſer Mooslager.
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herbei, und ſtellete ihr für: daß ſie morgen frühe zu gu¬
ter Zeit ſich nach der Liepen aufmachen möchte, dieweil
es dorten noch zu eſſen hätte, und ſie hier verhungern
würd, angeſehen wir ſelber vielleicht ſchon morgen den
Kapſel und das Land verlaufen würden. Dankete ihr
auch für ihre bewieſene Liebe und Treue, und bate ſie
endlich unter lautem Schluchzen meiner armen Tochter,
ſie wölle lieber nur ſogleich heimblich hinweggehen, und
uns beiden nicht das Herze durch ihren Abſchied noch
ſchwerer machen, angeſehen der alte Paaſsch die Nacht
auf dem Achterwaſſer wöllte fiſchen ziehen, wie er mir
geſaget, und ſie gewis gerne in Grüßow an das Land
ſetzete, wo ſie ja auch ihre Freundſchaft hätte, und ſich
noch heute ſatt eſſen könnte. Aber ſie kunnte vor vie¬
lem Weinen kein Wörtlein herfürbringen; doch da ſie
ſahe, daß es mein Ernſt war, ging ſie aus der Stu¬
ben. Nit lange darauf hörten wir auch die Hausthüre
zuklinken, worauf mein Töchterlein wimmerte: ſie geht
ſchon und flugs an das Fenſter rannte, ihr nachzuſchauen
„Ja, ſchrie ſie“, als ſie durch die Scheiblein geblicket,
„ſie geht ſchon!“ und rang die Hände und wollte ſich
nit tröſten laſſen. Endiglichen gab ſie ſich doch, als ich
auf die Magd Hagar kam ſo Abraham auch verſtoßen,
und deren gleichwohl der Herr ſich in der Wüſten er¬
barmet und darauf befahlen wir uns dem Herrn, und
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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/58>, abgerufen am 23.11.2024.
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