schütten, denn sonst achte ich, wär es unmüglich gewe¬ sen, solche Trübsal zu überwinden, darumb sei deinem Namen auch ewiglich Preis und Ehr o du Gott Is¬ raels. *)
Als ich wieder zu mir selbsten kam, lag ich in eim schönen Zimmer auf einem Bett und empfande einen Geschmack in meinem Munde wie Wein. Aber dieweil ich den Amtshaubtmann allein umb mich sahe mit ei¬ nem Krug in der Hand schudderte ich mich und thät meine Augen wieder zu, umb mich zu besinnen, was ich thun und sagen wöllte. Solches wurde er aber also¬ bald gewahr und sprach: schuddert Euch nicht also, ich meine es gut mit Euch und will euch darumb eine Frage fürlegen, welche Ihr mir auf Euer priesterlich Gewis¬ sen beantworten sollet. Saget Ehre Abraham welches ist eine größere Sünde: Hurerei treiben, oder zween Menschen ihr Leben nehmen? Und als ich ihm zur Ant¬ wort gab: zween Menschen ihr Leben nehmen! fuhre er fort: ei nun sehet, das will Euer verstockt Kind thun! Ehender sie sich mir ergiebet, der ich sie immer retten gewöllt, und noch heute retten kann, wiewohl ihr Schei¬ terhaufen schon aufgebauet wird, will sie sich selbsten das Leben nehmen und Euch elendem Menschen ihrem Vater dazu, denn ich achte, daß Ihr diese Trübsal schwer¬ lich überwinden werdet. Darumb beredet sie doch umb Gottes willen, daß sie sich auf ein Besseres besinnet, so
*) Tobias 3, 22. 23.
ſchütten, denn ſonſt achte ich, wär es unmüglich gewe¬ ſen, ſolche Trübſal zu überwinden, darumb ſei deinem Namen auch ewiglich Preis und Ehr o du Gott Is¬ raels. *)
Als ich wieder zu mir ſelbſten kam, lag ich in eim ſchönen Zimmer auf einem Bett und empfande einen Geſchmack in meinem Munde wie Wein. Aber dieweil ich den Amtshaubtmann allein umb mich ſahe mit ei¬ nem Krug in der Hand ſchudderte ich mich und thät meine Augen wieder zu, umb mich zu beſinnen, was ich thun und ſagen wöllte. Solches wurde er aber alſo¬ bald gewahr und ſprach: ſchuddert Euch nicht alſo, ich meine es gut mit Euch und will euch darumb eine Frage fürlegen, welche Ihr mir auf Euer prieſterlich Gewiſ¬ ſen beantworten ſollet. Saget Ehre Abraham welches iſt eine größere Sünde: Hurerei treiben, oder zween Menſchen ihr Leben nehmen? Und als ich ihm zur Ant¬ wort gab: zween Menſchen ihr Leben nehmen! fuhre er fort: ei nun ſehet, das will Euer verſtockt Kind thun! Ehender ſie ſich mir ergiebet, der ich ſie immer retten gewöllt, und noch heute retten kann, wiewohl ihr Schei¬ terhaufen ſchon aufgebauet wird, will ſie ſich ſelbſten das Leben nehmen und Euch elendem Menſchen ihrem Vater dazu, denn ich achte, daß Ihr dieſe Trübſal ſchwer¬ lich überwinden werdet. Darumb beredet ſie doch umb Gottes willen, daß ſie ſich auf ein Beſſeres beſinnet, ſo
*) Tobias 3, 22. 23.
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ſchütten, denn ſonſt achte ich, wär es unmüglich gewe¬
ſen, ſolche Trübſal zu überwinden, darumb ſei deinem
Namen auch ewiglich Preis und Ehr o du Gott Is¬
raels. *)
Als ich wieder zu mir ſelbſten kam, lag ich in eim
ſchönen Zimmer auf einem Bett und empfande einen
Geſchmack in meinem Munde wie Wein. Aber dieweil
ich den Amtshaubtmann allein umb mich ſahe mit ei¬
nem Krug in der Hand ſchudderte ich mich und thät
meine Augen wieder zu, umb mich zu beſinnen, was ich
thun und ſagen wöllte. Solches wurde er aber alſo¬
bald gewahr und ſprach: ſchuddert Euch nicht alſo, ich
meine es gut mit Euch und will euch darumb eine Frage
fürlegen, welche Ihr mir auf Euer prieſterlich Gewiſ¬
ſen beantworten ſollet. Saget Ehre Abraham welches
iſt eine größere Sünde: Hurerei treiben, oder zween
Menſchen ihr Leben nehmen? Und als ich ihm zur Ant¬
wort gab: zween Menſchen ihr Leben nehmen! fuhre
er fort: ei nun ſehet, das will Euer verſtockt Kind thun!
Ehender ſie ſich mir ergiebet, der ich ſie immer retten
gewöllt, und noch heute retten kann, wiewohl ihr Schei¬
terhaufen ſchon aufgebauet wird, will ſie ſich ſelbſten
das Leben nehmen und Euch elendem Menſchen ihrem
Vater dazu, denn ich achte, daß Ihr dieſe Trübſal ſchwer¬
lich überwinden werdet. Darumb beredet ſie doch umb
Gottes willen, daß ſie ſich auf ein Beſſeres beſinnet, ſo
*) Tobias 3, 22. 23.
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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/240>, abgerufen am 25.11.2024.
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