Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.solches beschehen, wäre das leidige Vermahnen wieder Sie hätte gezittert wie ein Espenlaub, als er ihr *) Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich ver¬
lassen. Matth. 27, 46. ſolches beſchehen, wäre das leidige Vermahnen wieder Sie hätte gezittert wie ein Espenlaub, als er ihr *) Mein Gott, mein Gott, warum haſt du mich ver¬
laſſen. Matth. 27, 46. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0221" n="205"/> ſolches beſchehen, wäre das leidige Vermahnen wieder<lb/> losgangen, doch da mein Töchterlein wie ihr unſchuldi¬<lb/> ger Heiland für ſeinen ungerechten Richtern kein einzig<lb/> Wörtlein Antwort geben, wäre <hi rendition="#aq">Dn. Consul</hi> aufgeſtan¬<lb/> den und hätte dem langen Büttel Befehl gegeben ſie<lb/> nunmehro auf die Marterbank zu ſetzen.</p><lb/> <p>Sie hätte gezittert wie ein Espenlaub, als er ihr<lb/> die Füße und Hände feſtgebunden, und als er nunmehro<lb/> ein alt garſtig und köthigt Tuch, worin er den Tag Fiſche<lb/> getragen, wie meine Magd geſehen, und worauf noch<lb/> die hellen Schuppen bei Haufen geſeſſen, ihr umb ihre<lb/> lieblichen Aeugeleins binden wöllen, wäre ichs gewahr<lb/> worden und hätte mein ſeidin Halstuch abgelöſet, bit¬<lb/> tende, er wölle dieſes nehmen, welches er auch gethan.<lb/> Hierauf wären ihr die Daumſchrauben angeleget und<lb/> ſie nochmals im Guten befraget; doch ſie hätte nur ihr<lb/> blindes Haupt geſchüttelt und mit ihrem ſterbenden Hei¬<lb/> land geſeufzet: Eli, Eli, lama ſabachthani, und hierauf<lb/> griechiſch: ϑεέ μȣ ,ϑεέ μȣ, ἵνα τί με ἐγκατέλιπες. <note place="foot" n="*)">Mein Gott, mein Gott, warum haſt du mich ver¬<lb/> laſſen. Matth. 27, 46.</note><lb/> Darauf wäre <hi rendition="#aq">Dn. Consul</hi> zurückgeprallet, und hätte ein<lb/> Creuz geſchlagen (denn dieweil er kein Griechiſch ver¬<lb/> ſtunde, hätte er gegläubet, wie er nachgehends ſelbſten<lb/> ſagte, ſie hätte den Teufel angerufen ihr zu helfen) und<lb/> nunmehro mit lauter Stimmen dem Büttel zugeſchrieen:<lb/><hi rendition="#g">ſchraubet</hi>!</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [205/0221]
ſolches beſchehen, wäre das leidige Vermahnen wieder
losgangen, doch da mein Töchterlein wie ihr unſchuldi¬
ger Heiland für ſeinen ungerechten Richtern kein einzig
Wörtlein Antwort geben, wäre Dn. Consul aufgeſtan¬
den und hätte dem langen Büttel Befehl gegeben ſie
nunmehro auf die Marterbank zu ſetzen.
Sie hätte gezittert wie ein Espenlaub, als er ihr
die Füße und Hände feſtgebunden, und als er nunmehro
ein alt garſtig und köthigt Tuch, worin er den Tag Fiſche
getragen, wie meine Magd geſehen, und worauf noch
die hellen Schuppen bei Haufen geſeſſen, ihr umb ihre
lieblichen Aeugeleins binden wöllen, wäre ichs gewahr
worden und hätte mein ſeidin Halstuch abgelöſet, bit¬
tende, er wölle dieſes nehmen, welches er auch gethan.
Hierauf wären ihr die Daumſchrauben angeleget und
ſie nochmals im Guten befraget; doch ſie hätte nur ihr
blindes Haupt geſchüttelt und mit ihrem ſterbenden Hei¬
land geſeufzet: Eli, Eli, lama ſabachthani, und hierauf
griechiſch: ϑεέ μȣ ,ϑεέ μȣ, ἵνα τί με ἐγκατέλιπες. *)
Darauf wäre Dn. Consul zurückgeprallet, und hätte ein
Creuz geſchlagen (denn dieweil er kein Griechiſch ver¬
ſtunde, hätte er gegläubet, wie er nachgehends ſelbſten
ſagte, ſie hätte den Teufel angerufen ihr zu helfen) und
nunmehro mit lauter Stimmen dem Büttel zugeſchrieen:
ſchraubet!
*) Mein Gott, mein Gott, warum haſt du mich ver¬
laſſen. Matth. 27, 46.
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