Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.Furcht für seiner alten Lisen, so mit ihren Gluderaugen Doch laß ich das in seinen Würden. Summa: es So verblieb es eine Zeitlang, als er eines Tags umb *) plattdeutsch; für: abschaben. 7
Furcht für ſeiner alten Liſen, ſo mit ihren Gluderaugen Doch laß ich das in ſeinen Würden. Summa: es So verblieb es eine Zeitlang, als er eines Tags umb *) plattdeutſch; für: abſchaben. 7
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0113" n="97"/> Furcht für ſeiner alten Liſen, ſo mit ihren Gluderaugen<lb/> ſein immer hüthete, und nicht aus der Stuben ging. Son¬<lb/> ſten wollte Zutern ſein klein Mädchen, ein Kind bei<lb/> 12 Jahren am Gartenzaum auf der Straßen, wo ſie<lb/> Kraut vor das Vieh gepflücket, gehört haben, daß Mann<lb/> und Frau ſich etzliche Tage zuvorab, wieder heftig ge¬<lb/> ſcholten, und der Kerl ihr fürgeſchmiſſen, daß er nun¬<lb/> mehro gewißlich in Erfahrung gebracht, daß ſie einen<lb/> Geiſt habe, und wölle er alſobald hingehen und es dem<lb/> Prieſter verzählen. — Wiewohlen das nur Kinderre¬<lb/> den ſeind, will es doch wohl wahr ſein, anerwogen Kin¬<lb/> der und Narren, wie man ſaget, die Wahrheit ſprechen.</p><lb/> <p>Doch laß ich das in ſeinen Würden. <hi rendition="#aq">Summa</hi>: es<lb/> wurde immer ſchlimmer mit meinem alten Fürſteher, und<lb/> wenn ich ihne, wie ich den Brauch bei Kranken hab,<lb/> alle Morgen und Abend heimbſuchte, umb mit ihm zu<lb/> beten, und oftmalen wohl merkete, daß er etwas annoch<lb/> auf ſeim Herzen hatte, kunnte er doch nichtes herfürbrin¬<lb/> gen, angeſehen die alte Liſe immer auf ihrem Poſten ſtunde.</p><lb/> <p>So verblieb es eine Zeitlang, als er eines Tags umb<lb/> Mittag aus zur mir ſchickete: ich wölle ihme doch ein<lb/> klein wenig Silbers von dem neuen Abendmahlkelch ab¬<lb/> ſchrapen <note place="foot" n="*)">plattdeutſch; für: abſchaben.</note>, weilen er den Rath gekriegt daß es beſſer<lb/> mit ihm werden würd, wenn er es mit Hühnermiſt ein¬<lb/> nähm. Wollte lange Zeit nit daran gehen, maßen ich<lb/> gleich vermuthete, daß darbei wieder Teufelsſpök verbor¬<lb/> <fw place="bottom" type="sig">7<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [97/0113]
Furcht für ſeiner alten Liſen, ſo mit ihren Gluderaugen
ſein immer hüthete, und nicht aus der Stuben ging. Son¬
ſten wollte Zutern ſein klein Mädchen, ein Kind bei
12 Jahren am Gartenzaum auf der Straßen, wo ſie
Kraut vor das Vieh gepflücket, gehört haben, daß Mann
und Frau ſich etzliche Tage zuvorab, wieder heftig ge¬
ſcholten, und der Kerl ihr fürgeſchmiſſen, daß er nun¬
mehro gewißlich in Erfahrung gebracht, daß ſie einen
Geiſt habe, und wölle er alſobald hingehen und es dem
Prieſter verzählen. — Wiewohlen das nur Kinderre¬
den ſeind, will es doch wohl wahr ſein, anerwogen Kin¬
der und Narren, wie man ſaget, die Wahrheit ſprechen.
Doch laß ich das in ſeinen Würden. Summa: es
wurde immer ſchlimmer mit meinem alten Fürſteher, und
wenn ich ihne, wie ich den Brauch bei Kranken hab,
alle Morgen und Abend heimbſuchte, umb mit ihm zu
beten, und oftmalen wohl merkete, daß er etwas annoch
auf ſeim Herzen hatte, kunnte er doch nichtes herfürbrin¬
gen, angeſehen die alte Liſe immer auf ihrem Poſten ſtunde.
So verblieb es eine Zeitlang, als er eines Tags umb
Mittag aus zur mir ſchickete: ich wölle ihme doch ein
klein wenig Silbers von dem neuen Abendmahlkelch ab¬
ſchrapen *), weilen er den Rath gekriegt daß es beſſer
mit ihm werden würd, wenn er es mit Hühnermiſt ein¬
nähm. Wollte lange Zeit nit daran gehen, maßen ich
gleich vermuthete, daß darbei wieder Teufelsſpök verbor¬
*) plattdeutſch; für: abſchaben.
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