Wie der alte Seden plötzlich verschwindet, itemder großeGustavus Adolphdusnacher Pommern kommt, und die Schanze zu Peenemünde einnimmt.
Mit der Zauberei war es nunmehro eine Zeit¬ lang geruhlig *) so man die Raupen nicht in Anrechnung zeucht, welche mir meinen Obstgarten gar jämmerlich geruiuiret, und welches sicherlich ein seltsam Ding war. Denn die Bäumleins blüheten alle so lieb¬ lich und holdseelig, daß mein Töchterlein eines Tages sagte, als wir darunter umbher gingen, und die Allmacht des barmherzigen Gottes preiseten "so uns der Herr wei¬ ter gesegnet, ist es diesen Winter bei uns alle Abend heiliger Christ!" Aber es sollte bald anders kommen. Denn es befanden sich im Umbsehen so viele Raupen (große nnd kleine, auch von allerhand Farb und Colör) auf den Bäumen, daß man sie fast mit Scheffeln mes¬ sen mochte, und währete nit lange, als meine arme Bäu¬ mekens, allesammt wie die Besenreiser aussahen, und das liebe Obst, so angesetzet, abfiel, und kaumb vor meinem Schwein zu gebrauchen war. Will hierbei auf Nie¬ mand rathen, doch hatte gleich dabei meine eigenen Ge¬ danken, und habe sie noch, Sonsten stand mein Ger¬
*) ruhig
Capitel 14.
Wie der alte Seden plötzlich verſchwindet, itemder großeGustavus Adolphdusnacher Pommern kommt, und die Schanze zu Peenemünde einnimmt.
Mit der Zauberei war es nunmehro eine Zeit¬ lang geruhlig *) ſo man die Raupen nicht in Anrechnung zeucht, welche mir meinen Obſtgarten gar jämmerlich geruiuiret, und welches ſicherlich ein ſeltſam Ding war. Denn die Bäumleins blüheten alle ſo lieb¬ lich und holdſeelig, daß mein Töchterlein eines Tages ſagte, als wir darunter umbher gingen, und die Allmacht des barmherzigen Gottes preiſeten „ſo uns der Herr wei¬ ter geſegnet, iſt es dieſen Winter bei uns alle Abend heiliger Chriſt!“ Aber es ſollte bald anders kommen. Denn es befanden ſich im Umbſehen ſo viele Raupen (große nnd kleine, auch von allerhand Farb und Colör) auf den Bäumen, daß man ſie faſt mit Scheffeln meſ¬ ſen mochte, und währete nit lange, als meine arme Bäu¬ mekens, alleſammt wie die Beſenreiſer ausſahen, und das liebe Obſt, ſo angeſetzet, abfiel, und kaumb vor meinem Schwein zu gebrauchen war. Will hierbei auf Nie¬ mand rathen, doch hatte gleich dabei meine eigenen Ge¬ danken, und habe ſie noch, Sonſten ſtand mein Ger¬
*) ruhig
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Capitel 14.
Wie der alte Seden plötzlich verſchwindet, item der
große Gustavus Adolphdus nacher Pommern kommt,
und die Schanze zu Peenemünde einnimmt.
Mit der Zauberei war es nunmehro eine Zeit¬
lang geruhlig *) ſo man die Raupen nicht
in Anrechnung zeucht, welche mir meinen Obſtgarten gar
jämmerlich geruiuiret, und welches ſicherlich ein ſeltſam
Ding war. Denn die Bäumleins blüheten alle ſo lieb¬
lich und holdſeelig, daß mein Töchterlein eines Tages
ſagte, als wir darunter umbher gingen, und die Allmacht
des barmherzigen Gottes preiſeten „ſo uns der Herr wei¬
ter geſegnet, iſt es dieſen Winter bei uns alle Abend
heiliger Chriſt!“ Aber es ſollte bald anders kommen.
Denn es befanden ſich im Umbſehen ſo viele Raupen
(große nnd kleine, auch von allerhand Farb und Colör)
auf den Bäumen, daß man ſie faſt mit Scheffeln meſ¬
ſen mochte, und währete nit lange, als meine arme Bäu¬
mekens, alleſammt wie die Beſenreiſer ausſahen, und das
liebe Obſt, ſo angeſetzet, abfiel, und kaumb vor meinem
Schwein zu gebrauchen war. Will hierbei auf Nie¬
mand rathen, doch hatte gleich dabei meine eigenen Ge¬
danken, und habe ſie noch, Sonſten ſtand mein Ger¬
*) ruhig
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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/111>, abgerufen am 23.11.2024.
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