"Na, erdrückt mich nicht, Sir David! Andere Leute wollen auch etwas von mir übrig behalten!"
"Eh! Oh! Ah! Wo habt Ihr gesteckt? Wo gewesen? Wie gegangen, he? Selbst befreit? Lack-a-day, Ge- fangenen mitgebracht! Wunderbar! Unbegreiflich! Yes!"
Da aber wurde ich bereits von der andern Seite gefaßt.
"Allah illa allah! Da bist du ja, Effendi! Allah und dem Propheten sei Dank! Nun sollst du erzählen!"
Es war Mohammed Emin. Und Amad el Ghandur, sein Sohn, der neben ihm stand, rief:
"Wallahi, das hat Gott geschickt! Nun hat die Not ein Ende. Sihdi, reiche uns deine Hand!"
Und dort seitwärts stand der kleine brave Hadschi Halef Omar. Er sagte kein Wort, aber in seinen treuen Augen funkelten zwei große Freudentropfen. Ich reichte auch ihm die Hand:
"Halef, das habe ich zum großen Teile dir zu danken!"
"Rede nicht, Sihdi!" antwortete er. "Was bin ich gegen dich? Eine schmutzige Ratte, ein häßlicher Igel, ein Hund, der froh ist, wenn ihn dein Auge mit einem Blick beglückt!"
"Wo ist der Melek?"
"Im Hause."
"Und der Bey?"
"In der verborgensten Stube, weil er die Geisel ist."
"Laßt uns hineingehen!"
Es hatte sich eine große Menschenmenge um uns versammelt. Ich schnürte den Rais vom Bügel los und bedeutete ihm, mit mir in das Haus zu treten.
„Na, erdrückt mich nicht, Sir David! Andere Leute wollen auch etwas von mir übrig behalten!“
„Eh! Oh! Ah! Wo habt Ihr geſteckt? Wo geweſen? Wie gegangen, he? Selbſt befreit? Lack-a-day, Ge- fangenen mitgebracht! Wunderbar! Unbegreiflich! Yes!“
Da aber wurde ich bereits von der andern Seite gefaßt.
„Allah illa allah! Da biſt du ja, Effendi! Allah und dem Propheten ſei Dank! Nun ſollſt du erzählen!“
Es war Mohammed Emin. Und Amad el Ghandur, ſein Sohn, der neben ihm ſtand, rief:
„Wallahi, das hat Gott geſchickt! Nun hat die Not ein Ende. Sihdi, reiche uns deine Hand!“
Und dort ſeitwärts ſtand der kleine brave Hadſchi Halef Omar. Er ſagte kein Wort, aber in ſeinen treuen Augen funkelten zwei große Freudentropfen. Ich reichte auch ihm die Hand:
„Halef, das habe ich zum großen Teile dir zu danken!“
„Rede nicht, Sihdi!“ antwortete er. „Was bin ich gegen dich? Eine ſchmutzige Ratte, ein häßlicher Igel, ein Hund, der froh iſt, wenn ihn dein Auge mit einem Blick beglückt!“
„Wo iſt der Melek?“
„Im Hauſe.“
„Und der Bey?“
„In der verborgenſten Stube, weil er die Geiſel iſt.“
„Laßt uns hineingehen!“
Es hatte ſich eine große Menſchenmenge um uns verſammelt. Ich ſchnürte den Raïs vom Bügel los und bedeutete ihm, mit mir in das Haus zu treten.
„Du bringſt mich nicht hinein!“ knirſchte er.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0616"n="602"/><p>„Maſter, Sir!“ brüllte er. „Wieder da? <hirendition="#aq">Heigh-<lb/>
day-</hi>heiſa!<hirendition="#aq">Huzza! Welcome! Hail, hail, hail!</hi>“</p><lb/><p>„Na, erdrückt mich nicht, Sir David! Andere Leute<lb/>
wollen auch etwas von mir übrig behalten!“</p><lb/><p>„<hirendition="#aq">Eh! Oh! Ah!</hi> Wo habt Ihr geſteckt? Wo geweſen?<lb/>
Wie gegangen, he? Selbſt befreit? <hirendition="#aq">Lack-a-day,</hi> Ge-<lb/>
fangenen mitgebracht! Wunderbar! Unbegreiflich! <hirendition="#aq">Yes!</hi>“</p><lb/><p>Da aber wurde ich bereits von der andern Seite<lb/>
gefaßt.</p><lb/><p>„<hirendition="#aq">Allah illa allah!</hi> Da biſt du ja, Effendi! Allah<lb/>
und dem Propheten ſei Dank! Nun ſollſt du erzählen!“</p><lb/><p>Es war Mohammed Emin. Und Amad el Ghandur,<lb/>ſein Sohn, der neben ihm ſtand, rief:</p><lb/><p>„<hirendition="#aq">Wallahi,</hi> das hat Gott geſchickt! Nun hat die Not<lb/>
ein Ende. Sihdi, reiche uns deine Hand!“</p><lb/><p>Und dort ſeitwärts ſtand der kleine brave Hadſchi<lb/>
Halef Omar. Er ſagte kein Wort, aber in ſeinen treuen<lb/>
Augen funkelten zwei große Freudentropfen. Ich reichte<lb/>
auch ihm die Hand:</p><lb/><p>„Halef, das habe ich zum großen Teile dir zu danken!“</p><lb/><p>„Rede nicht, Sihdi!“ antwortete er. „Was bin ich<lb/>
gegen dich? Eine ſchmutzige Ratte, ein häßlicher Igel,<lb/>
ein Hund, der froh iſt, wenn ihn dein Auge mit einem<lb/>
Blick beglückt!“</p><lb/><p>„Wo iſt der Melek?“</p><lb/><p>„Im Hauſe.“</p><lb/><p>„Und der Bey?“</p><lb/><p>„In der verborgenſten Stube, weil er die Geiſel iſt.“</p><lb/><p>„Laßt uns hineingehen!“</p><lb/><p>Es hatte ſich eine große Menſchenmenge um uns<lb/>
verſammelt. Ich ſchnürte den Raïs vom Bügel los und<lb/>
bedeutete ihm, mit mir in das Haus zu treten.</p><lb/><p>„Du bringſt mich nicht hinein!“ knirſchte er.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[602/0616]
„Maſter, Sir!“ brüllte er. „Wieder da? Heigh-
day-heiſa!Huzza! Welcome! Hail, hail, hail!“
„Na, erdrückt mich nicht, Sir David! Andere Leute
wollen auch etwas von mir übrig behalten!“
„Eh! Oh! Ah! Wo habt Ihr geſteckt? Wo geweſen?
Wie gegangen, he? Selbſt befreit? Lack-a-day, Ge-
fangenen mitgebracht! Wunderbar! Unbegreiflich! Yes!“
Da aber wurde ich bereits von der andern Seite
gefaßt.
„Allah illa allah! Da biſt du ja, Effendi! Allah
und dem Propheten ſei Dank! Nun ſollſt du erzählen!“
Es war Mohammed Emin. Und Amad el Ghandur,
ſein Sohn, der neben ihm ſtand, rief:
„Wallahi, das hat Gott geſchickt! Nun hat die Not
ein Ende. Sihdi, reiche uns deine Hand!“
Und dort ſeitwärts ſtand der kleine brave Hadſchi
Halef Omar. Er ſagte kein Wort, aber in ſeinen treuen
Augen funkelten zwei große Freudentropfen. Ich reichte
auch ihm die Hand:
„Halef, das habe ich zum großen Teile dir zu danken!“
„Rede nicht, Sihdi!“ antwortete er. „Was bin ich
gegen dich? Eine ſchmutzige Ratte, ein häßlicher Igel,
ein Hund, der froh iſt, wenn ihn dein Auge mit einem
Blick beglückt!“
„Wo iſt der Melek?“
„Im Hauſe.“
„Und der Bey?“
„In der verborgenſten Stube, weil er die Geiſel iſt.“
„Laßt uns hineingehen!“
Es hatte ſich eine große Menſchenmenge um uns
verſammelt. Ich ſchnürte den Raïs vom Bügel los und
bedeutete ihm, mit mir in das Haus zu treten.
„Du bringſt mich nicht hinein!“ knirſchte er.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 602. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/616>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.