Bey. Es ist dann sehr wahrscheinlich, daß die Chaldani mit Weib und Kind vollständig ausgerottet werden."
"Ist dies wirklich dein Ernst, Emir?"
"Wirklich und wahrhaftig!"
"O Jesus, was sollen wir thun?"
"Weißt du, wo dein Vater die Streitsüchtigen ver- sammeln will?"
"Nein; das konnte ich nicht erfahren."
"Weißt du auch nicht, wo er sich jetzt befindet?"
"Er reitet von einem Orte zum andern, um die Männer zum Kampfe aufzumuntern."
"So kann uns nur vielleicht der Ruh 'i kulyan helfen. Bis dahin aber muß ich Vorbereitungen treffen."
"Thue es, Herr, und alle Friedfertigen werden dein Andenken segnen, wenn du längst nicht mehr bei uns bist!"
Das Mahl war beendet, und daher fragte ich Halef: "Wirst du den Weg nach Lizan finden können, doch so, daß dich unterwegs niemand bemerkt?"
Er nickte, und ich fuhr fort: "Du gehst zum Melek und zum Bey von Gumri und sagst ihnen, wie und wo du mich gefunden hast."
"Soll ich sagen, wer dich überfallen hat?"
"Ja. Nedschir-Bey hat mich gefangen genommen, damit ich den Frieden nicht vermitteln könne. Er ver- langt für meine Freiheit mein Pferd, mein Eigentum und alles, was meine Gefährten bei sich tragen."
"Der Scheitan soll's ihm geben!"
"Du siehst, daß man mir bereits alles genommen hat. Laß mir deine Pistolen und dein Messer hier. Auch den Hund behalte ich da."
"Nimm die Flinte dazu, Sihdi! Ich komme auch ohne Waffen nach Lizan zurück."
"Die Flinte könnte mir hinderlich sein. Erzähle
Bey. Es iſt dann ſehr wahrſcheinlich, daß die Chaldani mit Weib und Kind vollſtändig ausgerottet werden.“
„Iſt dies wirklich dein Ernſt, Emir?“
„Wirklich und wahrhaftig!“
„O Jeſus, was ſollen wir thun?“
„Weißt du, wo dein Vater die Streitſüchtigen ver- ſammeln will?“
„Nein; das konnte ich nicht erfahren.“
„Weißt du auch nicht, wo er ſich jetzt befindet?“
„Er reitet von einem Orte zum andern, um die Männer zum Kampfe aufzumuntern.“
„So kann uns nur vielleicht der Ruh 'i kulyan helfen. Bis dahin aber muß ich Vorbereitungen treffen.“
„Thue es, Herr, und alle Friedfertigen werden dein Andenken ſegnen, wenn du längſt nicht mehr bei uns biſt!“
Das Mahl war beendet, und daher fragte ich Halef: „Wirſt du den Weg nach Lizan finden können, doch ſo, daß dich unterwegs niemand bemerkt?“
Er nickte, und ich fuhr fort: „Du gehſt zum Melek und zum Bey von Gumri und ſagſt ihnen, wie und wo du mich gefunden haſt.“
„Soll ich ſagen, wer dich überfallen hat?“
„Ja. Nedſchir-Bey hat mich gefangen genommen, damit ich den Frieden nicht vermitteln könne. Er ver- langt für meine Freiheit mein Pferd, mein Eigentum und alles, was meine Gefährten bei ſich tragen.“
„Der Scheïtan ſoll's ihm geben!“
„Du ſiehſt, daß man mir bereits alles genommen hat. Laß mir deine Piſtolen und dein Meſſer hier. Auch den Hund behalte ich da.“
„Nimm die Flinte dazu, Sihdi! Ich komme auch ohne Waffen nach Lizan zurück.“
„Die Flinte könnte mir hinderlich ſein. Erzähle
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[587/0601]
Bey. Es iſt dann ſehr wahrſcheinlich, daß die Chaldani
mit Weib und Kind vollſtändig ausgerottet werden.“
„Iſt dies wirklich dein Ernſt, Emir?“
„Wirklich und wahrhaftig!“
„O Jeſus, was ſollen wir thun?“
„Weißt du, wo dein Vater die Streitſüchtigen ver-
ſammeln will?“
„Nein; das konnte ich nicht erfahren.“
„Weißt du auch nicht, wo er ſich jetzt befindet?“
„Er reitet von einem Orte zum andern, um die
Männer zum Kampfe aufzumuntern.“
„So kann uns nur vielleicht der Ruh 'i kulyan helfen.
Bis dahin aber muß ich Vorbereitungen treffen.“
„Thue es, Herr, und alle Friedfertigen werden dein
Andenken ſegnen, wenn du längſt nicht mehr bei uns biſt!“
Das Mahl war beendet, und daher fragte ich Halef:
„Wirſt du den Weg nach Lizan finden können, doch
ſo, daß dich unterwegs niemand bemerkt?“
Er nickte, und ich fuhr fort:
„Du gehſt zum Melek und zum Bey von Gumri und
ſagſt ihnen, wie und wo du mich gefunden haſt.“
„Soll ich ſagen, wer dich überfallen hat?“
„Ja. Nedſchir-Bey hat mich gefangen genommen,
damit ich den Frieden nicht vermitteln könne. Er ver-
langt für meine Freiheit mein Pferd, mein Eigentum und
alles, was meine Gefährten bei ſich tragen.“
„Der Scheïtan ſoll's ihm geben!“
„Du ſiehſt, daß man mir bereits alles genommen hat.
Laß mir deine Piſtolen und dein Meſſer hier. Auch den
Hund behalte ich da.“
„Nimm die Flinte dazu, Sihdi! Ich komme auch
ohne Waffen nach Lizan zurück.“
„Die Flinte könnte mir hinderlich ſein. Erzähle
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 587. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/601>, abgerufen am 25.11.2024.
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