wo du dich befindest. Er hat dir das Wasser ausgeschüttet; ich werde an die Quelle gehen, um dir anderes zu holen."
Sie that es und brachte auch einen Bündel Kien- späne herbei, um die Hütte zu erleuchten; denn es begann bereits stark zu dunkeln. Eben hatte sie den ersten bren- nenden Span in eine Mauerlücke gesteckt, als von draußen Schritte erschollen. Zum Glück war ich noch nicht ent- fesselt worden. Aber was war das? Diese hastigen Lungentöne gehörten sicher einem Hunde, der mit aller Gewalt an der Leine vorwärts strebte -- jetzt ein kurzer scharfer Laut -- o, diesen kannte ich, denn ich hatte ihn oft genug gehört.
"Dojan!" rief ich im frohesten Tone.
Ein lautes Bellen und ein menschlicher Ruf war zu vernehmen; dann sauste der Hund durch den Eingang herein, riß die brave "Petersilie" über den Haufen und stürzte sich, vor Freude heulend, über mich her. Und gleich im nächsten Augenblick erschien der drohende Lauf einer Büchse in der Thür, und eine Stimme fragte:
"Sihdi, bist du drin?"
"Ja, Halef!"
"Ist Gefahr?"
"Nein. Du kannst ohne Sorge eintreten!"
Nun schob der kleine Hadschi erst die Büchse, dann seinen zwölfhaarigen Schnurrbart und endlich sich selbst herein.
"Hamdulillah, Sihdi, daß ich dich habe! Wie kommst du an diesen fremden -- -- -- Maschallah, du bist ge- fangen, du bist gefesselt! Von diesem Weibe? Von diesem Drachen? Fahre zur Dschehennah, du Ausbund aller Häßlichkeit!"
Er riß im höchsten Grimme seinen Dolch heraus.
"Halt, Halef!" gebot ich. "Ich bin zwar gefangen,
II. 37
wo du dich befindeſt. Er hat dir das Waſſer ausgeſchüttet; ich werde an die Quelle gehen, um dir anderes zu holen.“
Sie that es und brachte auch einen Bündel Kien- ſpäne herbei, um die Hütte zu erleuchten; denn es begann bereits ſtark zu dunkeln. Eben hatte ſie den erſten bren- nenden Span in eine Mauerlücke geſteckt, als von draußen Schritte erſchollen. Zum Glück war ich noch nicht ent- feſſelt worden. Aber was war das? Dieſe haſtigen Lungentöne gehörten ſicher einem Hunde, der mit aller Gewalt an der Leine vorwärts ſtrebte — jetzt ein kurzer ſcharfer Laut — o, dieſen kannte ich, denn ich hatte ihn oft genug gehört.
„Dojan!“ rief ich im froheſten Tone.
Ein lautes Bellen und ein menſchlicher Ruf war zu vernehmen; dann ſauſte der Hund durch den Eingang herein, riß die brave „Peterſilie“ über den Haufen und ſtürzte ſich, vor Freude heulend, über mich her. Und gleich im nächſten Augenblick erſchien der drohende Lauf einer Büchſe in der Thür, und eine Stimme fragte:
„Sihdi, biſt du drin?“
„Ja, Halef!“
„Iſt Gefahr?“
„Nein. Du kannſt ohne Sorge eintreten!“
Nun ſchob der kleine Hadſchi erſt die Büchſe, dann ſeinen zwölfhaarigen Schnurrbart und endlich ſich ſelbſt herein.
„Hamdulillah, Sihdi, daß ich dich habe! Wie kommſt du an dieſen fremden — — — Maſchallah, du biſt ge- fangen, du biſt gefeſſelt! Von dieſem Weibe? Von dieſem Drachen? Fahre zur Dſchehennah, du Ausbund aller Häßlichkeit!“
Er riß im höchſten Grimme ſeinen Dolch heraus.
„Halt, Halef!“ gebot ich. „Ich bin zwar gefangen,
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wo du dich befindeſt. Er hat dir das Waſſer ausgeſchüttet;
ich werde an die Quelle gehen, um dir anderes zu holen.“
Sie that es und brachte auch einen Bündel Kien-
ſpäne herbei, um die Hütte zu erleuchten; denn es begann
bereits ſtark zu dunkeln. Eben hatte ſie den erſten bren-
nenden Span in eine Mauerlücke geſteckt, als von draußen
Schritte erſchollen. Zum Glück war ich noch nicht ent-
feſſelt worden. Aber was war das? Dieſe haſtigen
Lungentöne gehörten ſicher einem Hunde, der mit aller
Gewalt an der Leine vorwärts ſtrebte — jetzt ein kurzer
ſcharfer Laut — o, dieſen kannte ich, denn ich hatte ihn
oft genug gehört.
„Dojan!“ rief ich im froheſten Tone.
Ein lautes Bellen und ein menſchlicher Ruf war zu
vernehmen; dann ſauſte der Hund durch den Eingang
herein, riß die brave „Peterſilie“ über den Haufen und
ſtürzte ſich, vor Freude heulend, über mich her. Und
gleich im nächſten Augenblick erſchien der drohende Lauf
einer Büchſe in der Thür, und eine Stimme fragte:
„Sihdi, biſt du drin?“
„Ja, Halef!“
„Iſt Gefahr?“
„Nein. Du kannſt ohne Sorge eintreten!“
Nun ſchob der kleine Hadſchi erſt die Büchſe, dann
ſeinen zwölfhaarigen Schnurrbart und endlich ſich ſelbſt
herein.
„Hamdulillah, Sihdi, daß ich dich habe! Wie kommſt
du an dieſen fremden — — — Maſchallah, du biſt ge-
fangen, du biſt gefeſſelt! Von dieſem Weibe? Von dieſem
Drachen? Fahre zur Dſchehennah, du Ausbund aller
Häßlichkeit!“
Er riß im höchſten Grimme ſeinen Dolch heraus.
„Halt, Halef!“ gebot ich. „Ich bin zwar gefangen,
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 577. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/591>, abgerufen am 26.11.2024.
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