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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892].

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zehn Piaster, und du hast also noch zweitausend Piaster
daraufzulegen!"

"Herr, bedenke, daß die Kaime sechs Prozent Zinsen
tragen!"

"Früher war dies der Fall, aber auch nur bei einem
Teile dieses Geldes; doch der Großherr zahlte auch für
ihn keine Zinsen. Lege zweitausend dazu."

"Herr, du bist ungerecht!"

"Gut! Gehe in dein Loch!"

Dem Makredsch stand der Schweiß auf der Stirn.

"Aber zweitausend macht es ja nicht!"

"Wie viel denn?"

"Dreizehnhundertunddreiundsechzig."

"Das bleibt sich gleich! Was ich sage, das habe ich
gesagt. Du giebst noch zweitausend!"

"Herr, du bist grausam wie ein Tiger!"

"Und dich wird der Geiz noch töten!"

Mit Grimm im Angesichte zählte der Makredsch von
neuem auf.

"Hier, nimm!" sagte er endlich, tief Atem holend.

Der Mutesselim zählte wieder nach, schob die Scheine
zusammen und steckte sie zu sich.

"Es stimmt!" meinte er. "Danke dem Propheten,
daß er dein Herz zur Einsicht bekehrt hat, denn sonst hätte
ich noch mehr gefordert!"

"Nun laß mich gehen!" forderte der andere, sein
Tuch wieder um die übrig gebliebenen Scheine schlagend.

Der Kommandant sah ihn mit sehr gut gespielter
Verwunderung an.

"Gehen lassen? Ja, aber erst dann, wenn du bezahlt hast!"

"Ich habe es doch gethan!"

"Ja, mich hast du bezahlt, aber noch nicht diesen
Agha der Arnauten!"

zehn Piaſter, und du haſt alſo noch zweitauſend Piaſter
daraufzulegen!“

„Herr, bedenke, daß die Kaime ſechs Prozent Zinſen
tragen!“

„Früher war dies der Fall, aber auch nur bei einem
Teile dieſes Geldes; doch der Großherr zahlte auch für
ihn keine Zinſen. Lege zweitauſend dazu.“

„Herr, du biſt ungerecht!“

„Gut! Gehe in dein Loch!“

Dem Makredſch ſtand der Schweiß auf der Stirn.

„Aber zweitauſend macht es ja nicht!“

„Wie viel denn?“

„Dreizehnhundertunddreiundſechzig.“

„Das bleibt ſich gleich! Was ich ſage, das habe ich
geſagt. Du giebſt noch zweitauſend!“

„Herr, du biſt grauſam wie ein Tiger!“

„Und dich wird der Geiz noch töten!“

Mit Grimm im Angeſichte zählte der Makredſch von
neuem auf.

„Hier, nimm!“ ſagte er endlich, tief Atem holend.

Der Muteſſelim zählte wieder nach, ſchob die Scheine
zuſammen und ſteckte ſie zu ſich.

„Es ſtimmt!“ meinte er. „Danke dem Propheten,
daß er dein Herz zur Einſicht bekehrt hat, denn ſonſt hätte
ich noch mehr gefordert!“

„Nun laß mich gehen!“ forderte der andere, ſein
Tuch wieder um die übrig gebliebenen Scheine ſchlagend.

Der Kommandant ſah ihn mit ſehr gut geſpielter
Verwunderung an.

„Gehen laſſen? Ja, aber erſt dann, wenn du bezahlt haſt!“

„Ich habe es doch gethan!“

„Ja, mich haſt du bezahlt, aber noch nicht dieſen
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[315/0329] zehn Piaſter, und du haſt alſo noch zweitauſend Piaſter daraufzulegen!“ „Herr, bedenke, daß die Kaime ſechs Prozent Zinſen tragen!“ „Früher war dies der Fall, aber auch nur bei einem Teile dieſes Geldes; doch der Großherr zahlte auch für ihn keine Zinſen. Lege zweitauſend dazu.“ „Herr, du biſt ungerecht!“ „Gut! Gehe in dein Loch!“ Dem Makredſch ſtand der Schweiß auf der Stirn. „Aber zweitauſend macht es ja nicht!“ „Wie viel denn?“ „Dreizehnhundertunddreiundſechzig.“ „Das bleibt ſich gleich! Was ich ſage, das habe ich geſagt. Du giebſt noch zweitauſend!“ „Herr, du biſt grauſam wie ein Tiger!“ „Und dich wird der Geiz noch töten!“ Mit Grimm im Angeſichte zählte der Makredſch von neuem auf. „Hier, nimm!“ ſagte er endlich, tief Atem holend. Der Muteſſelim zählte wieder nach, ſchob die Scheine zuſammen und ſteckte ſie zu ſich. „Es ſtimmt!“ meinte er. „Danke dem Propheten, daß er dein Herz zur Einſicht bekehrt hat, denn ſonſt hätte ich noch mehr gefordert!“ „Nun laß mich gehen!“ forderte der andere, ſein Tuch wieder um die übrig gebliebenen Scheine ſchlagend. Der Kommandant ſah ihn mit ſehr gut geſpielter Verwunderung an. „Gehen laſſen? Ja, aber erſt dann, wenn du bezahlt haſt!“ „Ich habe es doch gethan!“ „Ja, mich haſt du bezahlt, aber noch nicht dieſen Agha der Arnauten!“

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Zitationshilfe: May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/329>, abgerufen am 29.11.2024.