"Das Essen? Kochst du es in diesem großen Kessel?"
"Ja."
"So ist es jedenfalls nicht für dich und Selim Agha?"
"Nein. Ich habe für die Gefangenen zu kochen."
"Ah! Die sich hier nebenan befinden?"
"Ja."
"Giebt es viele solche Unglückliche in dem Hause?"
"Noch nicht zwanzig."
"Die sind alle aus Amadijah?"
"O nein. Es sind mehrere arnautische Soldaten, die sich vergangen haben, einige Chaldäer, ein Kurde, ein paar Einwohner von Amadijah und auch ein Araber."
"Ein Araber? Araber giebt es hier ja gar nicht!"
"Er wurde von Mossul gebracht."
"Was bekommen sie zu essen?"
"Brotfladen, die ich backe, und dann des Mittags oder des Nachmittags, ganz wie es mir paßt und gefällt, dieses warme Essen."
"Worin besteht es?"
"Mehl in Wasser gequirlt."
"Wer bringt es ihnen?"
"Ich selbst. Der Sergeant öffnet mir die Löcher. Hast du schon einmal ein Gefängnis gesehen, Emir?"
"Nein."
"Wenn du es sehen willst, so darfst du es mir nur sagen; ich nehme dich mit."
"Der Sergeant würde es mir nicht erlauben!"
"Er erlaubt es dir, denn ich bin seine Herrin."
"Du?"
"Ja. Bin ich nicht die Herrin seines Agha?"
"Das ist wahr! Ich werde mir einmal überlegen, ob es sich für die Würde eines Emir schickt, ein Gefäng-
„Das Eſſen? Kochſt du es in dieſem großen Keſſel?“
„Ja.“
„So iſt es jedenfalls nicht für dich und Selim Agha?“
„Nein. Ich habe für die Gefangenen zu kochen.“
„Ah! Die ſich hier nebenan befinden?“
„Ja.“
„Giebt es viele ſolche Unglückliche in dem Hauſe?“
„Noch nicht zwanzig.“
„Die ſind alle aus Amadijah?“
„O nein. Es ſind mehrere arnautiſche Soldaten, die ſich vergangen haben, einige Chaldäer, ein Kurde, ein paar Einwohner von Amadijah und auch ein Araber.“
„Ein Araber? Araber giebt es hier ja gar nicht!“
„Er wurde von Moſſul gebracht.“
„Was bekommen ſie zu eſſen?“
„Brotfladen, die ich backe, und dann des Mittags oder des Nachmittags, ganz wie es mir paßt und gefällt, dieſes warme Eſſen.“
„Worin beſteht es?“
„Mehl in Waſſer gequirlt.“
„Wer bringt es ihnen?“
„Ich ſelbſt. Der Sergeant öffnet mir die Löcher. Haſt du ſchon einmal ein Gefängnis geſehen, Emir?“
„Nein.“
„Wenn du es ſehen willſt, ſo darfſt du es mir nur ſagen; ich nehme dich mit.“
„Der Sergeant würde es mir nicht erlauben!“
„Er erlaubt es dir, denn ich bin ſeine Herrin.“
„Du?“
„Ja. Bin ich nicht die Herrin ſeines Agha?“
„Das iſt wahr! Ich werde mir einmal überlegen, ob es ſich für die Würde eines Emir ſchickt, ein Gefäng-
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„Das Eſſen? Kochſt du es in dieſem großen Keſſel?“
„Ja.“
„So iſt es jedenfalls nicht für dich und Selim
Agha?“
„Nein. Ich habe für die Gefangenen zu kochen.“
„Ah! Die ſich hier nebenan befinden?“
„Ja.“
„Giebt es viele ſolche Unglückliche in dem Hauſe?“
„Noch nicht zwanzig.“
„Die ſind alle aus Amadijah?“
„O nein. Es ſind mehrere arnautiſche Soldaten, die
ſich vergangen haben, einige Chaldäer, ein Kurde, ein
paar Einwohner von Amadijah und auch ein Araber.“
„Ein Araber? Araber giebt es hier ja gar nicht!“
„Er wurde von Moſſul gebracht.“
„Was bekommen ſie zu eſſen?“
„Brotfladen, die ich backe, und dann des Mittags
oder des Nachmittags, ganz wie es mir paßt und gefällt,
dieſes warme Eſſen.“
„Worin beſteht es?“
„Mehl in Waſſer gequirlt.“
„Wer bringt es ihnen?“
„Ich ſelbſt. Der Sergeant öffnet mir die Löcher.
Haſt du ſchon einmal ein Gefängnis geſehen, Emir?“
„Nein.“
„Wenn du es ſehen willſt, ſo darfſt du es mir nur
ſagen; ich nehme dich mit.“
„Der Sergeant würde es mir nicht erlauben!“
„Er erlaubt es dir, denn ich bin ſeine Herrin.“
„Du?“
„Ja. Bin ich nicht die Herrin ſeines Agha?“
„Das iſt wahr! Ich werde mir einmal überlegen,
ob es ſich für die Würde eines Emir ſchickt, ein Gefäng-
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/187>, abgerufen am 02.05.2024.
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