"Aber ich nicht reden! Ihr müßt kaufen, Sir. Hier Geld?"
"Kaufen wir uns nur Kleider?"
"Was noch?"
"Einiges Geschirr, welches wir brauchen und kluger- weise dem Agha oder der Haushälterin zum Geschenk machen können. Sodann Tabak, Kaffee und ähnliche Dinge, die sich nicht gut entbehren lassen."
"Well; bezahle alles!"
"Wir werden uns zunächst Eurer Börse bedienen und sodann miteinander abrechnen."
"Pshaw! Bezahle alles! Abgemacht!"
"Gehe ich mit?" fragte Mohammed.
"Wie du willst. Nur denke ich, daß du besser thust, dich so wenig wie möglich sehen zu lassen. In Spandareh hat man dich auch als einen Haddedihn erkannt, gar nicht gerechnet, daß du deinem Sohne sehr ähnlich siehst, was mir auch der dortige Dorfälteste versicherte."
"So bleibe ich zurück!"
Wir brannten unsere Dschibuks an und gingen. Der Hausflur war mit Rauch erfüllt, und in der Küche hustete die "Myrte". Als sie uns bemerkte, kam sie für einen Augenblick hervor.
"Wo sind unsere Leute?" fragte ich sie.
"Bei den Pferden. Du willst gehen?"
"Wir begeben uns nach dem Bazar, um einiges ein- zukaufen. Laß dich nicht stören, du Hüterin der Küche. Dort läuft dir das Wasser über."
"Laß es laufen, Herr. Das Essen wird dennoch fertig!"
„Rotkarrierte?“
„Natürlich!“
„So wollen wir zum Bazar gehen!“
„Aber ich nicht reden! Ihr müßt kaufen, Sir. Hier Geld?“
„Kaufen wir uns nur Kleider?“
„Was noch?“
„Einiges Geſchirr, welches wir brauchen und kluger- weiſe dem Agha oder der Haushälterin zum Geſchenk machen können. Sodann Tabak, Kaffee und ähnliche Dinge, die ſich nicht gut entbehren laſſen.“
„Well; bezahle alles!“
„Wir werden uns zunächſt Eurer Börſe bedienen und ſodann miteinander abrechnen.“
„Pſhaw! Bezahle alles! Abgemacht!“
„Gehe ich mit?“ fragte Mohammed.
„Wie du willſt. Nur denke ich, daß du beſſer thuſt, dich ſo wenig wie möglich ſehen zu laſſen. In Spandareh hat man dich auch als einen Haddedihn erkannt, gar nicht gerechnet, daß du deinem Sohne ſehr ähnlich ſiehſt, was mir auch der dortige Dorfälteſte verſicherte.“
„So bleibe ich zurück!“
Wir brannten unſere Dſchibuks an und gingen. Der Hausflur war mit Rauch erfüllt, und in der Küche huſtete die „Myrte“. Als ſie uns bemerkte, kam ſie für einen Augenblick hervor.
„Wo ſind unſere Leute?“ fragte ich ſie.
„Bei den Pferden. Du willſt gehen?“
„Wir begeben uns nach dem Bazar, um einiges ein- zukaufen. Laß dich nicht ſtören, du Hüterin der Küche. Dort läuft dir das Waſſer über.“
„Laß es laufen, Herr. Das Eſſen wird dennoch fertig!“
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„Natürlich!“
„So wollen wir zum Bazar gehen!“
„Aber ich nicht reden! Ihr müßt kaufen, Sir. Hier
Geld?“
„Kaufen wir uns nur Kleider?“
„Was noch?“
„Einiges Geſchirr, welches wir brauchen und kluger-
weiſe dem Agha oder der Haushälterin zum Geſchenk
machen können. Sodann Tabak, Kaffee und ähnliche Dinge,
die ſich nicht gut entbehren laſſen.“
„Well; bezahle alles!“
„Wir werden uns zunächſt Eurer Börſe bedienen und
ſodann miteinander abrechnen.“
„Pſhaw! Bezahle alles! Abgemacht!“
„Gehe ich mit?“ fragte Mohammed.
„Wie du willſt. Nur denke ich, daß du beſſer thuſt,
dich ſo wenig wie möglich ſehen zu laſſen. In Spandareh
hat man dich auch als einen Haddedihn erkannt, gar nicht
gerechnet, daß du deinem Sohne ſehr ähnlich ſiehſt, was
mir auch der dortige Dorfälteſte verſicherte.“
„So bleibe ich zurück!“
Wir brannten unſere Dſchibuks an und gingen. Der
Hausflur war mit Rauch erfüllt, und in der Küche huſtete
die „Myrte“. Als ſie uns bemerkte, kam ſie für einen
Augenblick hervor.
„Wo ſind unſere Leute?“ fragte ich ſie.
„Bei den Pferden. Du willſt gehen?“
„Wir begeben uns nach dem Bazar, um einiges ein-
zukaufen. Laß dich nicht ſtören, du Hüterin der Küche.
Dort läuft dir das Waſſer über.“
„Laß es laufen, Herr. Das Eſſen wird dennoch
fertig!“
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/186>, abgerufen am 28.11.2024.
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