Er machte mit Armen und Beinen eine Bewegung, als wolle er sich auf dem Pferde um seine eigene Achse drehen.
"No, at no time, niemals!"
"Ich versichere Euch, daß es Heuschrecken waren. Sie werden geröstet und zerrieben; dann legt man sie in die Erde, bis sie haut gout erhalten, und schmort sie in dem Oele der friedlichen Olive. Ich habe mir dieses Rezept von der Frau des Dorfältesten geben lassen und weiß also sehr genau, was ich sage."
"Entsetzlich! Bekomme Magenkrampf!"
"Seid Ihr mit meiner Satisfaktion zufrieden?"
"Habt auch Heupferd gegessen?"
"Nein."
"Nicht? Warum nicht?"
"Weil ich keines vorgesetzt bekam."
"Nur ich?"
"Nur Ihr allein; jedenfalls als ehrenvolle Auszeich- nung für Euch, Sir!"
"Habt Ihr gewußt?"
"Erst nicht. Aber während Ihr aßt, fragte ich."
"Warum mir nicht gleich gesagt?"
"Weil Ihr jedenfalls etwas gethan hättet, wodurch unser Wirt beleidigt worden wäre."
"Master, will mir das verbitten! Yes! Hinterlist! Heimtücke! Schadenfreude! Werde mich mit Euch schlagen, boxen oder -- -- --"
Er hielt inne, denn es fiel ein Schuß, und die Kugel riß mir einen Fetzen aus dem Turban.
"Herab, und hinter die Pferde gestellt!" rief ich.
Zugleich warf ich mich vom Pferde, keinen Augen- blick zu früh, denn ein zweiter Knall ertönte, und die
„Wißt Ihr ſo genau, wie ſie ſchmecken?“
Er machte mit Armen und Beinen eine Bewegung, als wolle er ſich auf dem Pferde um ſeine eigene Achſe drehen.
„No, at no time, niemals!“
„Ich verſichere Euch, daß es Heuſchrecken waren. Sie werden geröſtet und zerrieben; dann legt man ſie in die Erde, bis ſie haut gout erhalten, und ſchmort ſie in dem Oele der friedlichen Olive. Ich habe mir dieſes Rezept von der Frau des Dorfälteſten geben laſſen und weiß alſo ſehr genau, was ich ſage.“
„Entſetzlich! Bekomme Magenkrampf!“
„Seid Ihr mit meiner Satisfaktion zufrieden?“
„Habt auch Heupferd gegeſſen?“
„Nein.“
„Nicht? Warum nicht?“
„Weil ich keines vorgeſetzt bekam.“
„Nur ich?“
„Nur Ihr allein; jedenfalls als ehrenvolle Auszeich- nung für Euch, Sir!“
„Habt Ihr gewußt?“
„Erſt nicht. Aber während Ihr aßt, fragte ich.“
„Warum mir nicht gleich geſagt?“
„Weil Ihr jedenfalls etwas gethan hättet, wodurch unſer Wirt beleidigt worden wäre.“
„Maſter, will mir das verbitten! Yes! Hinterliſt! Heimtücke! Schadenfreude! Werde mich mit Euch ſchlagen, boxen oder — — —“
Er hielt inne, denn es fiel ein Schuß, und die Kugel riß mir einen Fetzen aus dem Turban.
„Herab, und hinter die Pferde geſtellt!“ rief ich.
Zugleich warf ich mich vom Pferde, keinen Augen- blick zu früh, denn ein zweiter Knall ertönte, und die
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0167"n="153"/><p>„Wißt Ihr ſo genau, wie ſie ſchmecken?“</p><lb/><p>Er machte mit Armen und Beinen eine Bewegung,<lb/>
als wolle er ſich auf dem Pferde um ſeine eigene Achſe<lb/>
drehen.</p><lb/><p>„<hirendition="#aq">No, at no time,</hi> niemals!“</p><lb/><p>„Ich verſichere Euch, daß es Heuſchrecken waren.<lb/>
Sie werden geröſtet und zerrieben; dann legt man ſie in<lb/>
die Erde, bis ſie <hirendition="#aq">haut gout</hi> erhalten, und ſchmort ſie in<lb/>
dem Oele der friedlichen Olive. Ich habe mir dieſes<lb/>
Rezept von der Frau des Dorfälteſten geben laſſen und<lb/>
weiß alſo ſehr genau, was ich ſage.“</p><lb/><p>„Entſetzlich! Bekomme Magenkrampf!“</p><lb/><p>„Seid Ihr mit meiner Satisfaktion zufrieden?“</p><lb/><p>„Habt auch Heupferd gegeſſen?“</p><lb/><p>„Nein.“</p><lb/><p>„Nicht? Warum nicht?“</p><lb/><p>„Weil ich keines vorgeſetzt bekam.“</p><lb/><p>„Nur ich?“</p><lb/><p>„Nur Ihr allein; jedenfalls als ehrenvolle Auszeich-<lb/>
nung für Euch, Sir!“</p><lb/><p>„Habt Ihr gewußt?“</p><lb/><p>„Erſt nicht. Aber während Ihr aßt, fragte ich.“</p><lb/><p>„Warum mir nicht gleich geſagt?“</p><lb/><p>„Weil Ihr jedenfalls etwas gethan hättet, wodurch<lb/>
unſer Wirt beleidigt worden wäre.“</p><lb/><p>„Maſter, will mir das verbitten! <hirendition="#aq">Yes!</hi> Hinterliſt!<lb/>
Heimtücke! Schadenfreude! Werde mich mit Euch ſchlagen,<lb/>
boxen oder ———“</p><lb/><p>Er hielt inne, denn es fiel ein Schuß, und die Kugel<lb/>
riß mir einen Fetzen aus dem Turban.</p><lb/><p>„Herab, und hinter die Pferde geſtellt!“ rief ich.</p><lb/><p>Zugleich warf ich mich vom Pferde, keinen Augen-<lb/>
blick zu früh, denn ein zweiter Knall ertönte, und die</p><lb/></div></body></text></TEI>
[153/0167]
„Wißt Ihr ſo genau, wie ſie ſchmecken?“
Er machte mit Armen und Beinen eine Bewegung,
als wolle er ſich auf dem Pferde um ſeine eigene Achſe
drehen.
„No, at no time, niemals!“
„Ich verſichere Euch, daß es Heuſchrecken waren.
Sie werden geröſtet und zerrieben; dann legt man ſie in
die Erde, bis ſie haut gout erhalten, und ſchmort ſie in
dem Oele der friedlichen Olive. Ich habe mir dieſes
Rezept von der Frau des Dorfälteſten geben laſſen und
weiß alſo ſehr genau, was ich ſage.“
„Entſetzlich! Bekomme Magenkrampf!“
„Seid Ihr mit meiner Satisfaktion zufrieden?“
„Habt auch Heupferd gegeſſen?“
„Nein.“
„Nicht? Warum nicht?“
„Weil ich keines vorgeſetzt bekam.“
„Nur ich?“
„Nur Ihr allein; jedenfalls als ehrenvolle Auszeich-
nung für Euch, Sir!“
„Habt Ihr gewußt?“
„Erſt nicht. Aber während Ihr aßt, fragte ich.“
„Warum mir nicht gleich geſagt?“
„Weil Ihr jedenfalls etwas gethan hättet, wodurch
unſer Wirt beleidigt worden wäre.“
„Maſter, will mir das verbitten! Yes! Hinterliſt!
Heimtücke! Schadenfreude! Werde mich mit Euch ſchlagen,
boxen oder — — —“
Er hielt inne, denn es fiel ein Schuß, und die Kugel
riß mir einen Fetzen aus dem Turban.
„Herab, und hinter die Pferde geſtellt!“ rief ich.
Zugleich warf ich mich vom Pferde, keinen Augen-
blick zu früh, denn ein zweiter Knall ertönte, und die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/167>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.