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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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bis zu Ende der mit den Hunnen geführten Kriege.
ten vergassen in der Noth, was sie von dieser Hülffe selbst zu befürchten hät-
ten, und betrachteten nichts, als die gegenwärtige Dienste, so sie von den Sachsen
hoffen konten. Die historici kommen darinnen überein, daß Anfangs, un-
gefehr ums Jahr 449 , nur eine Partie Sachsen in drey Schiffen nach Bri-
tannien gekommen: aber darinnen sind die Nachrichten nicht einstimmig,
ob Vortigern durch eine eigene Gesandtschafft die Sachsen zu Hülffe geruf-
fen, oder ob die beyde Sächsische Helden durch Abendtheuer nach Britan-
nien gekommen, und ihre Dienste dem Könige angebothen6. Jhre Anführer
waren Hengst und Horst, zwey Brüder7 aus einem vornehmen Geschlecht,
das man von Wodan, oder Odino 8, einem der größten Nordischen Helden,
ableitete. Anfangs ward diesen Ankömmlingen die kleine Jnsel Taneth, so
hart an der Cüste von Kent lieget; und bald darauf auch ein Stück Landes
in der Jnsel Britannien selbst eingeräumet9, allwo Hengst zuerst festen Fuß ge-
fasset. nennivs setzet hinzu, daß Hengst seine Tochter an Vortigernum
vermählet, und der König der Britten den Sachsen Kent eingeräumet10.
Welchen Umstand einige neue Geschicht-Schreiber zu Erdichtung einer völli-

gen
[Beginn Spaltensatz] tigen Tag Keyle. nennii Zeugniß stehet in der
folgenden Note. beda giebt auch die Zeit an.
L. I. c. 5. Anno ab incarnatione domini CCCCIX.
Marcianus cum Valentiniano, XLVI. ab augusto
regnum adeptus, septem annis tenuit. Tunc An-
glorum siue Saxonum gens, inuitata a rege prae-
fato
[Wortigerno] in Britanniam tribus longis na-
uibus aduehitur, & in orientali parte insulae,
iubente eodem rege, locum manendi quasi pro pa-
tria pugnatura, re autem uera hanc expugnatu-
ra, suscepit. Inito ergo certamine cum hostibus,
qui ab Aquilone ad aciem uenerant, uictoriam
sumere Saxones.
pagivs
hat ad A. 449. n. 21.
erwiesen, daß man CCCCXLIX. an statt CCCCIX.
lesen müsse cambdenvs hat in seiner Britan-
nia p. CLXI.
diese Rechnung ebenfalls bestätiget.
6 beda schreibet, sie wären zu Hülfe geruffen
worden. videchindvs hat so gar eine
Rede, so die Britannische Gesandten an den Sächsi-
schen Fürsten Visegist, Hengst und Horstens Vater
gehalten, dazu gemacht. Aber nennivs, der
älter als beda, schreibet, die beyden Sächsische
Fürsten wären durch einheimische Kriege vertrie-
ben, und ihr Glück auswerts zu suchen genöthiget
worden, da sie denn nach Britannien gekommen.
7 nennivs c. 28. Interea uenerunt tres
CHIVLAE, a Germania in exilium pulsae, in
quibus erant HORST & HENGIST, qui
ipsi fratres erant.
8 beda l. c. c. 15. Duces fuisse perhibentur eo-
rum primi duo fratres, HENGISTVS &
HORSVS,
e quibus HORSVS postea occisus
[Spaltenumbruch] in bello a Britonibus, hactenus in orientalibus
Cantii partibus MONVMENTVM habet SVO
NOMINE INSIGNE: Erant autem ut filii
VVETGISSI, cuius pater VECTA, cuius
pater VODEN: de cuius stirpe multarum pro-
uinciarum regium genus originem duxit.
9 Die Erzehlung, daß er sich nur so viel Platz
ausgebethen, als der Umfang einer Ochsenhaut be-
trüge; selbige aber, nachmals im Riemen zerschnei-
den lassen, und auf solche Art das Stück Landes er-
halten, wo er die erste Festung angeleget, klingt so
kindisch, daß kein Zweifel seyn kan, sie sey lange
hernach erst ertichtet worden.
10 nennivs c. 36. p. 107. In una Chiula ue-
nit PVELLA PVLCHRA VALDE at-
que DECORA, haec erat FILIA HENGI-
STI.
Postquam uenissent Chiulae, fecit conuiui-
um Hengistus GVORTHIGIRNO regi, &
militibus suis, & INTERPRETI SVO, qui
uocabatur CERDIESELMET - - Hengistus
itaque puellam iussit ministrare illis uinum & sice-
ram, qui inebrietati sunt nimis & saturati. Il-
lis bibentibus, intrauit Sathanas in corde GVOR-
THIGERNI, ut adamaret puellam, & postula-
uit eam a patre suo per interpretem suum, & di-
xit, omne quod a me postulas, impetrabis, licet
dimidium regni mei. Et HENGISTVS inito
consilio cum suis senioribus, qui secum uenerant
de insula OGHGVL, quid peterent regi pro-
puella, unum consilium illis omnibus fuit, ut pe-
terent regionem, quae in lingua eorum uocatur

[Ende Spaltensatz]
CAN-
K k k 2

bis zu Ende der mit den Hunnen gefuͤhrten Kriege.
ten vergaſſen in der Noth, was ſie von dieſer Huͤlffe ſelbſt zu befuͤrchten haͤt-
ten, und betrachteten nichts, als die gegenwaͤrtige Dienſte, ſo ſie von den Sachſen
hoffen konten. Die hiſtorici kommen darinnen uͤberein, daß Anfangs, un-
gefehr ums Jahr 449 , nur eine Partie Sachſen in drey Schiffen nach Bri-
tannien gekommen: aber darinnen ſind die Nachrichten nicht einſtimmig,
ob Vortigern durch eine eigene Geſandtſchafft die Sachſen zu Huͤlffe geruf-
fen, oder ob die beyde Saͤchſiſche Helden durch Abendtheuer nach Britan-
nien gekommen, und ihre Dienſte dem Koͤnige angebothen6. Jhre Anfuͤhrer
waren Hengſt und Horſt, zwey Bruͤder7 aus einem vornehmen Geſchlecht,
das man von Wodan, oder Odino 8, einem der groͤßten Nordiſchen Helden,
ableitete. Anfangs ward dieſen Ankoͤmmlingen die kleine Jnſel Taneth, ſo
hart an der Cuͤſte von Kent lieget; und bald darauf auch ein Stuͤck Landes
in der Jnſel Britannien ſelbſt eingeraͤumet9, allwo Hengſt zuerſt feſten Fuß ge-
faſſet. nennivs ſetzet hinzu, daß Hengſt ſeine Tochter an Vortigernum
vermaͤhlet, und der Koͤnig der Britten den Sachſen Kent eingeraͤumet10.
Welchen Umſtand einige neue Geſchicht-Schreiber zu Erdichtung einer voͤlli-

gen
[Beginn Spaltensatz] tigen Tag Keyle. nennii Zeugniß ſtehet in der
folgenden Note. beda giebt auch die Zeit an.
L. I. c. 5. Anno ab incarnatione domini CCCCIX.
Marcianus cum Valentiniano, XLVI. ab auguſto
regnum adeptus, ſeptem annis tenuit. Tunc An-
glorum ſiue Saxonum gens, inuitata a rege prae-
fato
[Wortigerno] in Britanniam tribus longis na-
uibus aduehitur, & in orientali parte inſulae,
iubente eodem rege, locum manendi quaſi pro pa-
tria pugnatura, re autem uera hanc expugnatu-
ra, ſuſcepit. Inito ergo certamine cum hoſtibus,
qui ab Aquilone ad aciem uenerant, uictoriam
ſumere Saxones.
pagivs
hat ad A. 449. n. 21.
erwieſen, daß man CCCCXLIX. an ſtatt CCCCIX.
leſen muͤſſe cambdenvs hat in ſeiner Britan-
nia p. CLXI.
dieſe Rechnung ebenfalls beſtaͤtiget.
6 beda ſchreibet, ſie waͤren zu Huͤlfe geruffen
worden. videchindvs hat ſo gar eine
Rede, ſo die Britanniſche Geſandten an den Saͤchſi-
ſchen Fuͤrſten Viſegiſt, Hengſt und Horſtens Vater
gehalten, dazu gemacht. Aber nennivs, der
aͤlter als beda, ſchreibet, die beyden Saͤchſiſche
Fuͤrſten waͤren durch einheimiſche Kriege vertrie-
ben, und ihr Gluͤck auswerts zu ſuchen genoͤthiget
worden, da ſie denn nach Britannien gekommen.
7 nennivs c. 28. Interea uenerunt tres
CHIVLAE, a Germania in exilium pulſae, in
quibus erant HORST & HENGIST, qui
ipſi fratres erant.
8 beda l. c. c. 15. Duces fuiſſe perhibentur eo-
rum primi duo fratres, HENGISTVS &
HORSVS,
e quibus HORSVS poſtea occiſus
[Spaltenumbruch] in bello a Britonibus, hactenus in orientalibus
Cantii partibus MONVMENTVM habet SVO
NOMINE INSIGNE: Erant autem ut filii
VVETGISSI, cuius pater VECTA, cuius
pater VODEN: de cuius ſtirpe multarum pro-
uinciarum regium genus originem duxit.
9 Die Erzehlung, daß er ſich nur ſo viel Platz
ausgebethen, als der Umfang einer Ochſenhaut be-
truͤge; ſelbige aber, nachmals im Riemen zerſchnei-
den laſſen, und auf ſolche Art das Stuͤck Landes er-
halten, wo er die erſte Feſtung angeleget, klingt ſo
kindiſch, daß kein Zweifel ſeyn kan, ſie ſey lange
hernach erſt ertichtet worden.
10 nennivs c. 36. p. 107. In una Chiula ue-
nit PVELLA PVLCHRA VALDE at-
que DECORA, haec erat FILIA HENGI-
STI.
Poſtquam ueniſſent Chiulae, fecit conuiui-
um Hengiſtus GVORTHIGIRNO regi, &
militibus ſuis, & INTERPRETI SVO, qui
uocabatur CERDIESELMET ‒ ‒ Hengiſtus
itaque puellam iuſſit miniſtrare illis uinum & ſice-
ram, qui inebrietati ſunt nimis & ſaturati. Il-
lis bibentibus, intrauit Sathanas in corde GVOR-
THIGERNI, ut adamaret puellam, & poſtula-
uit eam a patre ſuo per interpretem ſuum, & di-
xit, omne quod a me poſtulas, impetrabis, licet
dimidium regni mei. Et HENGISTVS inito
conſilio cum ſuis ſenioribus, qui ſecum uenerant
de inſula OGHGVL, quid peterent regi pro-
puella, unum conſilium illis omnibus fuit, ut pe-
terent regionem, quae in lingua eorum uocatur

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/477>, abgerufen am 25.11.2024.